Außenminister kommen zum "Memorium Nürnberger Prozesse"

18.10.2010, 14:15 Uhr
Außenminister kommen zum

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Der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein deutscher Amtskollege Guido Westerwelle (FDP) werden beim Festakt zur Eröffnung des neuen Museums zu den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen sprechen. Das «Memorium Nürnberger Prozesse» wird am 21. November in der Frankenmetropole eröffnet. Als weiteren Redner erwartet die Stadt auch den einstigen Chefankläger beim Einsatzgruppenprozess, Benjamin Ferencz. Das teilte Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) am Montag in Berlin mit.

Im Saal 600 des Nürnberger Landgerichts wurden 1945/46 die Hauptkriegsverbrecher des Naziregimes von einem Internationalen Militärtribunal zur Rechenschaft gezogen. Diesem Strafverfahren folgten hier vor amerikanischen Militärgerichten bis 1949 noch zwölf weitere Prozesse gegen hochrangige Angeklagte aus verschiedensten Bereichen der NS-Diktatur.

Im Dachgeschoss des Justizgebäudes zeigt die Stadt künftig eine Dauerausstellung, die Besucher aus aller Welt über die Nürnberger Prozesse und ihre Auswirkungen bis hin zur Einrichtung des Internationalen Strafgerichtshofs 2003 in Den Haag informieren soll. Am Ende eines Rundgangs steht den Besuchern dann der historische Saal 600 zur Besichtigung offen. In dem Schwurgerichtssaal wird noch heute Recht gesprochen, in der Regel an zwei Tagen in der Woche. An diesen Tagen ist er Museumsbesuchern nicht zugänglich. Sie können aber durch extra installierte Fenster von oben aus dem Dachgeschoss einen Blick in den Raum werfen, wie Nürnbergs Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) erläuterte.

Nürnbergs Kulturpolitiker hatten sich für die Präsentation ihres Museums in der Bundeshauptstadt den 18. Oktober und den Plenarsaal des Berliner Kammergerichts ausgesucht. An diesem Tag vor 65 Jahren war das Internationale Militärtribunal im Kammergericht, dem damaligen Sitz des Alliierten Kontrollrats, zu seiner ersten Sitzung zusammengetreten. In dem Saal, in dem Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 vom NS-Volksgerichtshof zum Tode verurteilt wurden, überreichten die alliierten Ankläger die Anklageschriften gegen die NS- Kriegsverbrecher. Die Sitzung wurde dann am 20. November 1945 in Nürnberg fortgesetzt.

«Geschichte vermittelt sich am besten am historischen Ort», sagte Maly im Berliner Kammergericht. Solch ein authentischer Ort sei auch der Saal 600 in Nürnberg. Der Präsident des Oberlandesgerichts Nürnberg, Stefan Franke, verwies darauf, dass zuletzt 20 000 Besucher pro Jahr in dem Saal gezählt wurden, vor allem Touristen. «Das Publikum ist schon da und wir sind jetzt mit der Ausstellung in der Lage, das historische Geschehen zu dokumentieren», sagte Maly.