Christkindmama: "Meine Mädchen waren immer toll"

1.12.2012, 00:00 Uhr
Christkindmama:

© Michael Matejka

Seit über zwanzig Jahren kümmert sich die 61-Jährige mit dem herzlichen Lächeln nun schon um die Mädchen, die das wohl wichtigste Ehrenamt der Stadt ausüben. In dieser Zeit hat sich die Zahl der Auftritte, die die Mädchen in der Vorweihnachtszeit absolvieren, verdreifacht. Rund 170 Mal besucht das Christkind mittlerweile pro Saison Kindergärten, Altenheime oder seinen Markt. Dazu kommen unzählige Anfragen von Journalisten aus aller Welt. In diesem Jahr hat zum ersten Mal sogar das chinesische Fernsehen von der Christkindlesmarkteröffnung berichtet. Kein Wunder, dass Kerndler-Hamburger manchmal Bauchgrimmen hat, wenn ihren Schützlingen so viel zugemutet wird.

Der Auftritt vor 25000 Menschen auf der Empore der Frauenkirche ist aber wohl der, vor dem das Christkind am schlimmsten aufgeregt ist. Als Franzi in der Frauenkirche ankommt, wirkt sie zunächst noch recht entspannt. In der Sakristei lächelt sie den Fotografen zu und posiert mit Kindern. Dann jedoch kommt die Aufregung durch, Umarmungen von Rebekka Volland und Kerndler-Hamburger waren nötig.

Christkindmama:

© Michael Matejka

Franzi fasst neuen Mut und schon schwebt das Christkind mit seinen beiden Engeln einmal durch die Kirche in Richtung der schmalen Treppe, die zum Vorraum der Empore führt. „Darf ich hoch“, fragt sie noch einmal in Richtung der Christkindmama. „Ja“, sagt sie und Franzi verschwindet.

Oben angekommen ist Franzi die Anspannung deutlich anzumerken. Sicherheitshalber muss sie noch einmal den Prolog durchgehen. Kerndler-Hamburger flüstert ihr noch etwas zu und entlässt sie in Richtung Empore. Angegurtet steht Franzi auf dem Balkon. Lächeln ist angesagt – trotz aller Aufregung. Die Christkindmama kann ihr ab jetzt nur noch durch ein kleines Fenster beistehen. Zu allem Überfluss fängt in dem Moment auch noch ein Kind im Vorraum der Empore zu schreien an und will gar nicht mehr aufhören.

Dann geht es los, der Chor stimmt „Stille Nacht“ an, das Kind wird aus dem Raum verbannt, ein paar Schneeflocken fallen und das Christkind strahlt.

„Jetzt“ gibt Kerndler-Hamburger den Startschuss für den Prolog. Der Moment, ab dem Franzi ihre Aufgabe allein durchstehen muss. Nur die Souffleuse flüstert sicherheitshalber den Beginn einer jeden Strophe vor. Kerndler-Hamburger hingegen setzt sich auf die Treppenstufen und lauscht. „Das Christkind lädt zu seinem Markte ein, und wer da kommt, der soll willkommen sein!“. Es ist geschafft, alles ist gutgegangen. Obwohl Kerndler-Hamburger zuvor versucht hatte, sich die Anspannung nicht anmerken zu lassen, fällt ihr in diesem Moment sichtbar ein Stein vom Herzen. Der Christkindmama stehen Tränen in den Augen. Ob sie traurig ist, dass im nächsten Jahr ein anderer ihr Amt übernehmen wird? „Das sind Tränen der Erleichterung“, sagt sie. „An meinen Abschied denke ich noch gar nicht, schließlich ist in den nächsten Wochen noch so viel zu tun.“

Christkindmama:

© Michael Matejka



Dass Nürnberg etwas fehlen wird, wenn sich Kerndler-Hamburger nicht mehr um die Christkinder kümmert, bestätigt Johanna Heller, die das Amt vor Franzi innehatte und hinter der Kirche auf Franzi wartet. „Edith ist toll und sie wird richtig fehlen.“
 

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