Nürnberger Christkind bekommt neue Seelentrösterin

18.12.2012, 08:05 Uhr
Nürnberger Christkind bekommt neue Seelentrösterin

© Eduard Weigert

Die neue Aufgabe Tim zu verschweigen, das wird am schwierigsten sein. Der kleine Sohn von Susanne Randel glaubt noch fest daran, dass das Christkind alljährlich durchs Wohnzimmer huscht und die Geschenke unter den Tannenbaum legt. Deshalb soll der Dreieinhalbjährige auf keinen Fall erfahren, dass seine Mama eben jenem Christkind zur Seite steht, dessen viele Termine koordiniert und ihm notfalls Mut zuspricht, wenn es erschöpft die Flügel hängen lässt. „Sein Glaube soll ihm noch erhalten bleiben“, sagt die 39-Jährige. „Deshalb weiß er nur, dass ich arbeiten gehe, mehr nicht.“

 

Schließlich hat Randel selbst noch gut in Erinnerung, wie fasziniert sie war vom alljährlichen Besuch der Eröffnungszeremonie. Mit ihrer kleinen Schwester sei sie immer möglichst früh auf den Hauptmarkt gegangen, um auch wirklich gut sehen zu können. Und bis heute genießt sie das alljährliche Spektakel. „Ich habe nach wie vor Gänsehaut dabei.“ In diesem Jahr musste sie allerdings darauf verzichten: Mit Edith Kerndler-Hamburger war sie in der Frauenkirche, um über den reibungslosen Ablauf der Zeremonie zu wachen. Wenn Randel im nächsten Jahr das Zeichen für den Einsatz des Christkindes gibt, ist statt Gänsehaut womöglich Nervosität angesagt. „Man fiebert nach wie vor mit“, sagt Kerndler-Hamburger.

 



Hoffentlich klappt alles, hoffentlich verspricht sie sich nicht – auch nach rund 25 Amtsjahren, in denen siedie unterschiedlichsten Christkinder begleitet hat, treiben die scheidende „Christkindmutter“ solche Sorgen um. Aufgeregt sind sie nämlich alle, weiß die Expertin. Eine habe den Prolog vorab zur Sicherheit gleich dreimal aufgesagt, eine andere versuchte, die Nerven mit Unmengen von heißem Tee zu beruhigen.

Sogar die Rauschgoldengel, die das Christkind flankieren, musste Kerndler-Hamburger beruhigen, „obwohl die ja eigentlich nichts machen müssen“.



Geklappt hat’s letztlich dann doch immer, deshalb hält sich auch die Nervosität ihrer Nachfolgerin in Grenzen. Ohnehin ist die Begleitung der Eröffnungszeremonie nur eine von vielen Aufgaben der offiziellen Christkind-Betreuerin. Sie muss vor allem die rund 170 Termine koordinieren, die das himmlische Wesen im Dienste der Stadt absolviert. Immer wieder kommen noch kurzfristige Anfragen hinzu, etwa Interviewwünsche von ausländischen Medien – und die sollen möglichst erfüllt werden, denn das Christkind ist nun mal die prominenteste Botschafterin Nürnbergs.

 



Wenn das Christkind innerhalb Deutschlands auf Reisen geht, müssen die Veranstalter deshalb auch etwas zu bieten haben. Der kurze Schwenk einer Fernsehkamera auf das blond gelockte Wesen reiche da nicht aus, betont Kerndler-Hamburger. „Da muss man verhandeln.“

Wie das geht, hat Susanne Randel schon seit etlichen Jahren miterlebt. Die beiden Frauen teilen sich ein Arbeitszimmer im städtischen Presseamt, auf vieles, was sie erwartet, ist die gelernte Bürokauffrau schon vorbereitet. „Und wenn nicht, dann ist die Edith ja nicht aus der Welt.“

Randel freut sich auf einen aus ihrer Sicht zwar stressigen, aber auch schönen Job. Einen Job, bei dem sie miterleben kann, wie junge Mädchen in eine Rolle hineinwachsen, die Alte und Junge gleichermaßen fasziniert. „Das Christkind schafft es, mit wenigen Mitteln ganz viel zu geben.“

 


 

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