Fünf Fragen an... Corinna Barth, Tatau-Studio Coru-Family

Corinna, Deine Facebook-Seite trägt den Titel "Coru-Family - Das untypische Tatau-Studio". Was ist an Deinem Studio so besonders? Wir machen keine Tattoos, sondern Tataus. Hinter diesem Begriff verbirgt sich die traditionelle, ursprüngliche Körperkunst der Insulaner - also der Völker in Neuseeland und Polynesien, auf Tahiti und Hawaii. Bei ihren Tattoos steht die Wirkung im Zentrum, die das Motiv auf denjenigen hat, der es trägt. Es geht um den menschlichen Charakter, darum, wer man ist und was man erreichen will. Jeder, der einmal hier war, fühlt sich danach wie ein Teil einer großen Familie, deswegen der Zusatz "Family". © Yvonne Neckermann

Wie wirkt denn ein Tatau? Das Motiv, das jemand auf seinem Körper für ewig trägt, verändert seine Ausstrahlung. Daraufhin zieht er andere Menschen an als vorher. Das kann sein ganzes Leben verändern. Sicherlich wird man durch ein Tatau nicht von heute auf morgen zum Millionär, aber ein Symbol kann beispielsweise helfen, wenn man den Wunsch hat, immer gut für die eigene Familie zu sorgen. Es gibt sogar ein Zeichen für den perfekten Partner, das denjenigen Menschen zu mir führt, der zu MIR passt. Mithilfe eines Tataus kann man sein Leben selbst stark beeinflussen - es funktioniert. Ich rufe meine Kunden häufig drei Monate und drei Jahre nach der Sitzung an und stelle immer wieder fest, dass sie ihr Leben grundsätzlich verändert und viele tiefsitzende Probleme gelöst haben. © Yvonne Neckermann

Ist es für Dich als Frau besonders schwierig, Dich mit Deinem Studio in der Szene durchzusetzen? Als Geschäftsführerin des "Schlauchs" war ich Anfang der 1990er die erste weibliche Piercerin in der Region und bin deswegen von den männlichen Kollegen teilweise belächelt, ignoriert, ja sogar aufgefordert worden, doch wieder einen anderen Beruf auszuüben. Davon habe ich mich allerdings nicht beeindrucken lassen, sondern mich nach und nach mit fast allen angefreundet. Als ich das Studio "Coru-Family" eröffnet habe, bin ich wieder auf die Kollegen zugegangen. Ich habe ihnen erklärt, was ich vorhabe und warum ich für sie keine Konkurrenz bin. Da ich eine andere Art habe zu arbeiten, nehme ich ihnen keine Kunden weg. © Yvonne Neckermann

Mit Deinem Verein "New Generation of Mother Earth" hast Du bereits viel erreicht und scheust auch die Konfrontation nicht. Was treibt Dich an? Eigentlich streite ich mich nicht gerne, sondern suche die Harmonie. Ich sehe es jedoch als meine Pflicht an, den Schwächeren zu helfen und mich für die Beseitigung von Ungerechtigkeiten wie Diskriminierung von Minderheiten einzusetzen. Mir macht es nichts aus, mich mit Unternehmen oder Behörden anzulegen. Manche empfinden mich als radikal, wenn ich für die Abschaffung von Namen wie Mohreneis kämpfe. Aber ich tue das, damit betroffene Kinder hier normal aufwachsen können, ohne dauernd über ihre sogenannte Herkunft definiert zu werden. © Yvonne Neckermann

Was ist Dein Lebensmotto? (denkt nach)Man kann sagen, ich lebe nach der Devise: Leben, lernen und es an andere weitergeben. Ich lasse gern alles auf mich zukommen und nehme an, was kommt. Ist es etwas Gutes, dann freue ich mich. Ist es etwas Unangenehmes, dann versuche ich, es als Herausforderung zu bewältigen. © Yvonne Neckermann