Nürnbergs Piraten sind bereit zum "Ändern"

18.2.2014, 08:20 Uhr
Nürnbergs Piraten sind bereit zum

© Mark Johnston

Die Piraten wollen anders sein. Anders als die etablierten Parteien im Nürnberger Rat. Gelungen ist ihnen das schon einmal mit ihrer Parteizentrale. Im Ex-Nachtclub in der Zirkelschmiedsgasse werden die Pläne für den Einzug ins Kommunalparlament geschmiedet. Die Chancen stehen nicht schlecht, legt man die jüngsten Ergebnisse zugrunde. Für 3,0 beziehungsweise 2,9 Prozent langte es bei der Land- beziehungsweise Bundestagswahl 2013. Umgerechnet auf die Kommunalwahl würde das für zwei Sitze im Rat reichen. Mit 37 Kandidat(innen) treten die Piraten an.

Ihr Spitzenkandidat ist der 41-jährige Michael Bengl. Der verheiratete Vater ist nicht der typische Pirat. Der Nürnberger, seit 2012 in der Partei, ist Architekt. Er gehört zu den Altstadtfreunden. Sein Ziel: Mehr Bürgerbeteiligung und „das Aufbrechen des Parteikartells aus SPD und CSU im Stadtrat. Nürnberg kann mehr als Rot-Schwarz.“ Bengl ist nicht der „Nerd“, aber der Einsatz des Internets für mehr Bürgerbeteiligung liegt ihm am Herzen. Dazu gehören Live-Übertragungen aus dem Stadtrat und den Ausschüssen sowie ein zentrales Web-Portal bei der Stadt, auf dem laufend über Online-Abstimmungen informiert wird.

"Leben in den Rat bringen"

Die 32-jährige Christina Grandrath (Listenplatz 2) vermisst eine „echte Opposition“ im Stadtrat. „Es gibt überhaupt kein Spannungsfeld zwischen Rat und Verwaltung“, findet die Naturwissenschaftlerin. Dem Rat fehlten auch die „großen Linien“, wie ein Nürnberg 2050 aussehen soll, meint die Altlinke, die aus Sachsen stammt. Sie gehört bereits seit 2009 den Piraten an.

Prominentester Kandidat ist der 75-jährige Hans-Joachim Patzelt (Platz 3), sitzt er doch schon seit 2008 im Rat (erst für die Linken, dann für seine Offene Linke). Für vier Wochen hatte sich der frühere Maschinenbau-Techniker schon einmal den Piraten angeschlossen, sich dann aber wieder mit ihnen überworfen. Nun tritt er auf ihrer Liste an, ohne Mitglied zu sein. „Ich bin noch nicht fertig mit dem Rat“, sagt der bekennende Außerparlamentarist. „Wir wollen Leben in den Rat bringen.“ Ginge es nach ihm, würde der Frankenschnellweg nicht ausgebaut und das Geld lieber ärmeren Menschen zugutekommen.

Für einen ticketlosen (oder kostenlosen) Nahverkehr macht sich der 45-jährige Gewerkschafter Frank Beß (4) stark. Er rechnet mit einer höheren Wahlbeteiligung gerade bei Jüngeren, weil die Piraten antreten. „Wir sind auch für Protestwähler attraktiv.“ Der 55-jährige Diplom-Psychogerontologe Bertram Kraus (5) wünscht sich, dass jüngere Nürnberger mehr ihren Lebensraum mitgestalten dürfen und das (Beratungs-)Angebot für ältere Menschen ausgebaut wird.

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