Hohes Alter schließt hohe Tennis-Kunst nicht aus

31.5.2010, 00:00 Uhr
Hohes Alter schließt hohe Tennis-Kunst nicht aus

© Zink

Eine stolze Leistung, denn der Rentner ist mit 75 Jahren der älteste Teilnehmer von insgesamt 290 »Senioren«, die sich am Wochenende auf den Tennisplätzen des 1. FCN und des NHTC duellierten.

Bei den Gästen handelt es sich um Frauen und Männer aus ganz Bayern, die in den Altersklassen 30+ bis 70+ spielen und im Tennissport unter dem Begriff »Senioren« laufen. Teilnahmevoraussetzung ist die Mitgliedschaft in einer Wettkampfmannschaft. Die Organisatoren des FCN sind überrascht über die große Teilnehmerzahl, denn im vergangenen Jahr gingen 120 Anmeldungen weniger ein.

»Wir freuen uns sehr über die vielen Zusagen. Wir mussten eigens zu den zwölf Plätzen auf unserem Gelände acht weitere auf dem Gelände des NHTC reservieren, weil wir sonst nicht alle Spieler untergebracht hätten«, erklärt Karl-Ernst Wust, Turnierleiter und Seniorensportwart des 1. FCN. Er hat sich dafür eingesetzt, dass das Traditionsturnier nun schon zum dritten Mal beim FCN stattfindet. Der Club bietet mit seinen vielen Plätzen und der Nähe zum NHTC beste Voraussetzungen für solch einen Andrang.

Leistungsklassen erhöhen die Transparenz

Die Gründe für die positive Resonanz liegen zum einen in den sogenannten Leistungsklassen, die es seit 2009 neu im Tennis gibt. Sie ermöglichen jedem Spieler, sein Können genau zu beziffern und sich mit anderen zu messen. Auch bei den Seniorenmeisterschaften erhalten die Spieler allein für ihre Teilnahme wertvolle Punkte, die je nach Erfolg aufgestockt werden können.

Doch auch ein zweiter Faktor spielt eine wichtige Rolle. So ist Tennis gerade auch für ältere Spieler ab 60 oder sogar 70 Jahren eine besonders attraktive Sportart. »Der körperliche Verbrauch ist beim Tennis geringer als bei anderen Sportarten«, erklärt Hugel, der bereits seit seinem 15. Lebensjahr aktiver Tennisspieler ist. »Außerdem kann man beim Tennis seinen Körper besser kontrollieren«, fügt der 75-Jährige nach einer kurzen Pause hinzu. Der Spieler des Baur SV Burgkunstadt ist der Sportart auch in seinem Alter noch treu, weil sie ihm unverändert jede Menge Spaß bereitet und gut für die Gesundheit ist. »An den Meisterschaften ist außerdem das Schöne, dass man alte Bekannte wiedertrifft«, erklärt der rüstige Rentner.

Hugel ist aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mittlerweile in der Tennisszene bekannt. Er hat viele sportliche Erfolge, wie zehn bayerische Meistertitel in seiner Altersklasse und zuletzt den dritten Platz bei der Senioreneuropameisterschaft in der Klasse 75+ vorzuweisen. Um stets fit zu sein, trainiert er diszipliniert bis zu dreimal pro Woche.

Einige Bekannte haben sich mittlerweile am Rand des Tennisplatzes versammelt und fachsimpeln in den Pausen mit dem 75-Jährigen. Hugel spielt mit großem Ehrgeiz und versucht immer, das Beste aus jedem Spielzug herauszuholen. Verbissenheit ist jedoch nicht seine Sache. Eine Niederlage ist in Hugels Augen nicht schlimm, solange man alles gegeben hat. »In unserem Alter muss man doch froh sein, dass man sich noch bewegen kann«, ruft der Rentner seinen Zuschauern nach einem langen Ballwechsel schnaufend und scherzend entgegen.

Der stellvertretende Bayerische Landessportwart, Günter Steinmüller, ist beeindruckt von der Leistung des Oldies. Sie bestätigt ihm, dass auch im hohen Alter im Tennissport noch überzeugende Leistungen abgeliefert werden können. »Tennis ist eine Sportart für jedes Alter. Leistungstennis kann so auch mit 75 noch gespielt werden und stellt ein ideales Fitnessprogramm aus Lauf- und Technikelementen dar«, ist Steinmüller überzeugt. Ein Beweis dafür sei auch das Herren 70-Team des FCN, das auf höchstem Niveau in der Regionalliga spielt.

Nach rund einer Stunde ist das Match zwischen Wilhelm Hugel und Hans Rudat im Schnelldurchlauf beendet. Hugel gewinnt mit 6:0 und 6:3 und ist somit leicht und locker eine Runde weiter. Der Rentner lächelt und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Mal wieder hat er sich bewiesen, dass er noch lange nicht zu alt für den Tennissport ist. »Ich spiele, solange es mir Spaß macht und es meine Knochen mitmachen«, sagt der 75-Jährige und packt seine Tasche. Das nächste Match wartet schließlich schon.

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