In der Sonne leuchtet das Metall

16.10.2009, 00:00 Uhr
In der Sonne leuchtet das Metall

© Hagen Gerullis

Lorenzer Seite.

Wir beginnen unseren Spaziergang auf der Maxbrücke und kommen zum Unschlittplatz 5. Schon an der Ecke fällt der besonders schön geformte Ausleger an dem roten Sandsteingebäude auf. Wohl kurz vor 1900 wurde er in der dort ansässigen Kunst- und Bauschlosserei Hering angefertigt. 2002 wurde der inzwischen fehlende Schlüssel ergänzt. Der Ausleger ist ein Blickfang, und sein Füllhorn zeigt die große Kunstfertigkeit des Handwerkers.

Nach häufigem Besitzerwechsel des Hauses wird das Schmuckstück jetzt wieder liebevoll erhalten und gepflegt. Vor rund zwei Jahren wurde das prächtige Exemplar wieder montiert, nachdem es vorher von der Schlosserinnung sorgsam restauriert und auf Hochglanz gebracht wurde. Seit drei Jahren arbeitet eine junge Silberschmiedin im Erdgeschoss und freut sich über neugierige Besucher in der ehemaligen Schlosserwerkstatt.

Schräg gegenüber hängt ein sehr dekorativer Ausleger, der ursprünglich mit einer auffallenden, goldenen Krone versehen war. Hier hängt er nun als Schmuckstück – ohne Krone und ohne Gasthaus – am Haus mit der Nummer 8.

Am Unschlitthaus vorbei gehen wir durch die Obere Wörth Straße, am Haus Nr.13 fällt ein besonders schöner, moderner Ausleger an der Buchbinderei Ringer auf. In einem aufgeschlagenen Buch, mit Namen und Initialen der Inhaberin Lore Heim-Ranasinghe auf den Außenseiten, wird am Buchzeichen ein Windrad bewegt, und wenn mittags die Sonne darauf fällt, leuchtet das polierte Metall besonders schön.

Die Idee zu diesem Kunstwerk kam von der Inhaberin des Geschäftes vor etwa zehn Jahren. Sie kannte den Metallbildhauer Peter Luther, der in der Nähe von Herzogenaurach lebt und ihre Vorstellungen zu diesem Ausleger verwirklichte. Seine Werke hat er dem Medium Luft als Lebensgrundelement verschrieben, und seine Wind-Dreher strahlen Optimismus aus. Den findet man auch unter den hübschen Dingen in diesem besonderen Laden.

Schräg gegenüber am Haus Nr.18 hat der Goldschmied Andreas Topp sein Atelier, auch er hat seine Ideen in seinem Ausleger verwirklicht: Mehrere alte Einzelteile hat der Goldschmiedemeister zusammengesetzt und in die heutige Form gebracht. In dem ursprünglichen Teil war nur ein Vogel, die beiden anderen hat er hinzugefügt. Auch sein Meisterzeichen hat er hier und über seiner Eingangstür eingearbeitet, er nennt es seine «Verantwortlichkeitsmarke»!

Wir gehen weiter zur Karlsbrücke, über die Pegnitz, zum Trödelmarkt. Alte Ausleger finden wir hier nicht. Wenn wir uns aber nach links wenden leuchtet hinter einer Linde am Haus Nr.40/42 ein neuerer Ausleger, der mit einer schönen großen, goldenen Taschenuhr auf einen ehemaligen Juwelierladen hinweist, aus dem inzwischen ein Friseursalon wurde. Die heutige Besitzerin freut sich an dem übernommenen Schmuckstück genauso wie die vorübergehenden Touristen, die ihn gern fotografieren. Eine Hausnummer weiter lädt auch das «Café am Trödelmarkt» mit einem hübschen, kleinen Ausleger zur Einkehr ein.

Auf dem Weg zurück über den Trödelmarkt zum Schleifersteg, entlang der Pegnitz zur Fleischbrücke finden wir keine Ausleger mehr. Man kann darüber nachdenken, ob die vielen flachen Leuchtreklamen an den Hauswänden eine Bereicherung des Stadtbildes sind oder nur zur Kundeninformation dienen.

Wir gehen über den Hauptmarkt oder unter den Arkaden an der Pegnitz entlang. Gleich am Eckhaus Museumsbrücke/Spitalgasse fällt wieder ein schöner großer Ausleger auf, der auf die Spitalapotheke hinweist. Die weiße Taube gehört unzweifelhaft zum Heilig-Geist-Spital, und auch die Jahreszahl 1486 weist eindeutig auf das Gründungsjahr der Apotheke hin. Das Gebäude war im Krieg total zerstört und damit auch der ursprüngliche Ausleger im Feuer verglüht. Nach dem Wiederaufbau des Hauses hat die Apothekerfamilie Eckart aus städtischem Besitz einen ähnlichen Ausleger erworben und ihn mit Taube und Jahreszahl versehen in der heutigen Form Ende der 50er Jahre hier anbringen lassen.

Wir gehen am Heilig-Geist-Spital entlang und finden an der Weinstube und dem Restaurant wieder ein wunderbares, stattliches Exemplar. Dann gehen wir über den Hans-Sachs-Platz und die Spitalbrücke und finden auf der anderen Seite der Pegnitz für heute das letzte Wirtshausschild an dem bekannten Gasthaus «Zum Flößla», Unterer Bergauer Platz 12. Hier haben wieder die Altstadtfreunde die Anregung gegeben, einen alten Ausleger am Haus anzubringen. Er wurde im Antiquitätenhandel erworben, durch die Schlosserei Tobias und Hermann Krauß restauriert und ein passendes Schild in den leeren Laubkranz eingefügt.

Aus welcher Zeit das Wirtshausschild stammt ist unbekannt, ebenso wer sich hinter den verschlungenen Buchstaben A und M verbirgt. Auch hier schüttet ein Füllhorn seinen reichen Blumensegen auf die ankommenden Gäste. Die Kosten wurden von Brauerei, Wirt und Altstadtfreunden je zu einem Drittel getragen.

Es ist schade, dass auf unserem Weg nur wenig Ausleger in neuen, modernen Formen zu finden sind. Vielleicht sollte man einen Wettbewerb ausschreiben und damit die Fantasie der Handwerker und Wirte beflügeln.

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