Was ist so geheimnisvoll an der Zahl 23?

28.5.2009, 00:00 Uhr
Was ist so geheimnisvoll an der Zahl 23?

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Die Quersumme von 23 ist 5, und auch das ist eine satanische Zahl, weil sie im Zahlen-Aberglauben, der Numerologie «jenseits des Kreuzes» liegt. Dem Kreuz wird wegen seiner vier Arme die 4 zugeordnet, sie symbolisiert einen wohlgeordneten Kosmos, eine Ganzheit, in der man sich geborgen fühlen kann – aber die 5 weist darüber hinaus. Ihr entspricht das fünfzackige Pentagramm, der Drudenfuß, seit jeher das Symbol der Magie (weiße Magie, wenn eine Zacke nach oben weist, so dass der Stern einem aufrecht stehenden Menschen gleicht, schwarze Magie, wenn das Pentagramm auf dem Kopf steht).

23 Dolchstöße töteten Cäsar, der «KGB-Hacker» starb mit 23

Den Mythos von der 23 hat sich ein gewisser Robert Anton Wilson ausgedacht. Der Weltverschwörungsfachmann schrieb in den siebziger Jahren zusammen mit Robert Shea die Trilogie «Illuminatus!», nicht zu verwechseln mit dem Bestseller von Dan Brown, dessen Verfilmung gerade in den Kinos läuft. «Illuminatus!» war ein Bestseller nur unter akademisch angehauchten Kiffern, zog aber im Lauf der Zeit weite Kreise. Der vielschichtige Verschwörungsroman soll in den achtziger Jahren den «KGB- Hacker» Karl Koch beeinflusst haben, dessen kurzes, unglückliches und teilweise sehr rätselhaftes Leben unter dem Titel «23 – Nichts ist so wie es scheint» verfilmt wurde.

Karl Koch starb an einem 23. mit 23 Jahren. Er wurde ermordet. Von wem, weiß man bis heute nicht, als Hauptverdächtiger gilt nach wie vor der KGB. Koch war aktiv zu einer Zeit, als die Computer noch von Atari kamen, als es noch keine Spams gab und das Hacken noch nicht verboten war. Koch kam ziemlich leicht in hochgeheime Datenbanken und auf die dumme Idee, die gehackten Daten an den KGB zu verkaufen, mit dem er Kontakt aufnahm, indem er einfach in die sowjetische Botschaft ging . . .

Was hat es nun mit der 23 auf sich? Schauen wir uns in der Weltgeschichte um! Cäsar, Opfer einer Verschwörung, starb an 23 Dolchstichen. 23 Zeichen (Zahlen und Buchstaben) stehen auf jeder amerikanischen Münze. Die USA liegen 23mäßig ganz weit vorn. 23 Atombomben haben sie zu Versuchszwecken über dem Bikini-Atoll gezündet. Am 19. 4., Quersumme 23, wurde in Waco (Texas) die Farm einer Sekte vom FBI gestürmt, dabei starben 76 Davidianer. Das war 1993. Genau zwei Jahre später, am 19. 4.1995, zündete Timothy McVeigh als «Rache für Waco» vor einem Bundesgebäude in Oklahoma City eine Lastwagenbombe, wobei 168 Menschen starben. Spätestens bei einer solchen Nachfolgetat hat sich der Mythos von der 23 verselbstständigt. Aber: Das Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten Richard Nixon fand gemäß Artikel 2, Absatz 3 der US-Verfassung statt.

Der so genannte Biorhythmus des Menschen hat 23 Tage. Mann und Frau tragen jeweils 23 Chromosomen zur Befruchtung bei. Das Blut braucht 23 Sekunden, um den menschlichen Körper zu durchfließen. Ein Raucher konsumiert im Durchschnitt 23 Zigaretten täglich – von der Marke «Ernte 23», wenn er ins Bild passen will. «Nissan», der Name einer nicht ganz unbekannten japanischen Automarke, setzt sich zusammen aus «Ni», japanisch für 2, und «San» japanisch für 3, aber auch für «Herr» oder «Dame». Gehört die Firma in Wahrheit den Illuminaten? Jede 23. Welle, die an den Strand rollt, ist angeblich doppelt so groß wie die anderen. Gehört auch schon der Ozean den Illuminaten? Je weiter wir gehen, desto absurder wird es. Das liegt in der Natur der Sache.

Robert Anton Wilson bekennt sich freimütig zum Konsum von Drogen, insbesondere von Halluzinogenen, Die Idee mit der geheimnisvollen Zahl soll ihm durch die Kurzgeschichte «23 Skidoo» von William Seward Burroughs gekommen sein. Sie handelt von einer unbegreiflichen und unfassbaren Verschwörung und wurde 1967, Quersumme 23, erstmals veröffentlicht. Burroughs war natürlich ebenfalls ein dem magischen Denken verpflichteter Rauschgiftkonsument.

Wäre Wilson denn auch fündig geworden, hätte er sich auf eine andere Zahl konzentriert? Die 23 taucht erstaunlich oft in erstaunlichen Zusammenhängen auf. Aber gerade das ist ja das Wesen des Zufalls: Er verteilt sich nicht gleichmäßig und damit vorhersehbar. Manches passiert oft, manches selten. Die Suche nach der, sagen wir mal, 17 hätte auch einiges ergeben. Aber die 23 ist zufällig die Zahl, welche am meisten hergibt. Auch im Zusammenhang mit Nürnberg! Denn wann wurde Nürnberg erstmals urkundlich erwähnt? Wann wurde Sigena freigelassen? Am 16.7. – Quersumme 23. Wer suchet, der findet!

Das beste zum Schluss: Am 23. Dezember des Jahres 2012, genau zur Wintersonnenwende, endet ein langer Zyklus des überaus genauen Kalenders der Maya. Mit anderen Worten: Die Welt geht unter. Wieder einmal.

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