Leckeres Müsli nach Maß

PASSAU - Wie soll eigentlich ein Bio-Müsli schmecken? Nussig, fruchtig oder doch eher nach Schokolade? Im Internetzeitalter kann sich doch jeder seine Mischung ganz nach dem eigenen Geschmack zusammenstellen und nach Hause liefern lassen, dachten sich drei Passauer Jung-Unternehmer. Ihr neues Portal «mymuesli.com» ist jetzt an den Start gegangen. Nach Experten-Meinung ist es aber nicht mehr leicht, eine lukrative Nische im Internet zu finden.

Hinter dem Start-up-Unternehmen stehen die Gründer Hubertus Bessau (26), Max Wittrock (24) und Philipp Kraiss (26). Das Müsli-Angebot im Einzelhandel hätten sie dürftig gefunden, berichten die drei. Also recherchierten sie in Biomärkten und informierten sich in der Passauer Stadtbücherei über Ernährungskunde. Auch ein Name war schnell gefunden. «Bei vielen Hightechfirmen im Internet ist die Vorsilbe my in Mode», sagt Bessau, der schon als Schüler ein Praktikum in einem Internetunternehmen absolvierte. Er und Kraiss haben zudem bereits während des Studiums ein erstes Unternehmen gegründet: Eine 24-Stundenvideothek, die später wieder verkauft wurde.

Bei «mymuesli.com» können sich die Kunden nun ihr Bio-Müsli selbst im Internet zusammenstellen. Geliefert wird die Mischung dann in der 575-Gramm-Dose mit der Post. Als Zielgruppe im Visier haben die Jungunternehmer zum Beispiel auch Allergiker, Rosinenhasser und Sportler. Im Angebot sind rund 70 verschiedene Zutaten. Während Flocken, Körner und viele andere Zutaten die Basis eines jeden Müslis bilden, wird es bei der Wahl der getrockneten Früchte oder Nüsse exotisch: So kann der Kunde zum Beispiel zwischen Bananenchips mit Honig aus den Philippinen oder sonnengetrockneten Goji-Beeren aus China wählen.

Achim Spiller vom Institut für Agrarökonomie der Georg-August- Universität Göttingen hält den Vertrieb von Müsli übers Internet erst einmal für nichts Besonderes. Wichtig für den Erfolg im Internet sei die Spezialisierung: «Man muss Besonderheiten anbieten, die es im normalen Biomarkt nicht gibt», erklärt der Experte für Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte. Nach Angaben von Ulrich Hamm, Fachgebietsleiter für Agrar- und Lebensmittelmarketing an der Universität Kassel, werden bisher in Deutschland etwa ein Prozent der Bio-Lebensmittel über das Internet verkauft. «Viele Internetfirmen, die in den letzten Jahren Bio-Lebensmittel über das Internet verkauften, haben nicht überlebt, weil sich die Absatzwege für Bio-Lebensmittel wesentlich erweitert haben.»

Die drei Jungunternehmer sind aber zuversichtlich. Müsli und High- Tech sind für Hubertus Bessau kein Widerspruch: «Öko ist heutzutage Lifestyle.» Dies zeigten zum Beispiel viele Hollywood-Stars, die sich für die Umwelt engagieren. Ziel des Unternehmens sei es auch nicht nur Geld zu verdienen, sondern einfach ein gutes Müsli zu machen. Weil den Unternehmern die bürokratischen Hürden bei der Beantragung von staatlichen Zuschüssen zu hoch erschienen, finanzierten sie den Start ihres Unternehmens selbst. Kristian Lüders, dpa