Forscher klonen erstmals embryonale Stammzellen

16.5.2013, 17:45 Uhr
Wissenschaftlern ist es zum ersten Mal gelungen, menschliche Hautzellen in embryonale Stammzellen umzuwandeln.

© dpa Wissenschaftlern ist es zum ersten Mal gelungen, menschliche Hautzellen in embryonale Stammzellen umzuwandeln.

US-Forscher haben nach eigenen Angaben erstmals per Klontechnik menschliche embryonale Stammzellen produziert. Sie nutzten dazu ein Verfahren, das auch zum Klonschaf Dolly führte, möchten aber ausdrücklich keine Klonmenschen herstellen. Die neuen Zellen könnten theoretisch jedoch in jede beliebige Art von Körperzellen transformiert werden - und so künftig einmal kranke oder verletzte Zellen ersetzen. Die Forscher der Oregon Health & Science University in Portland sprachen am Mittwoch von einem Durchbruch. Man sei der Heilung von Krankheiten wie Parkinson, Multipler Sklerose, Herzkrankheiten und von Verletzungen des Rückenmarks deutlich näher gerückt. Für das reproduktive Klonen, also das Kopieren von Menschen, tauge die Methode nicht, betonen die Wissenschaftler - die vermutlich eine neue ethische Debatte ahnen. Obwohl es seit Jahren versucht werde, sei es zudem noch nicht einmal gelungen, einen Affen zu klonen.

Das Verfahren klingt simpel, dennoch scheiterten in den vergangenen Jahren Forscherteams auf der ganzen Welt daran, es bei menschlichen Zellen anzuwenden: Die Wissenschaftler in Oregon hatten Zellkerne aus Hautzellen entnommen und einer Eizelle eingepflanzt, aus der die Erbinformation zuvor entfernt worden war. Aus der neuen Zelle entwickelte sich eine sogenannte Blastozyste, von der embryonale Stammzellen entnommen werden können.

Die Technik beschreiben sie detailliert im Fachblatt «Cell» (online). Die Eizelle musste für den Kerntransfer bei einem ganz bestimmten Entwicklungsstadium gestoppt werden, der sogenannten Metaphase. Zudem nutzten die Forscher während des Verfahrens eine koffeinhaltige Lösung.

«Eine gründliche Untersuchung der durch diese Methoden gewonnenen Stammzellen hat ihre Fähigkeit, sich wie normale embryonale Stammzellen in viele andere Zellarten zu verwandeln, bestätigt», sagte Forschungsleiter Shoukhrat Mitalipov laut Mitteilung. Sie könnten Nerven-, Leber-, Herz- und andere Zellen ersetzen. «Darüber hinaus gibt es kaum die Gefahr, dass der Körper die mit seiner eigenen Erbinformation geschaffenen Zellen abstößt.»

Nach dem Klonschaf Dolly, das 1997 der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde, hatte sich zum einen eine Euphorie in der Forscherszene breitgemacht. Zum anderen war aber immer wieder davor gewarnt worden, ethische Grenzen zu überschreiten und «Gott zu spielen».

Die «Süddeutsche Zeitung» bewertete die Veröffentlichung als «Durchbruch in der Stammzellenforschung». Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» zeigte sich skeptisch, wollte aber die vor gut zehn Jahren entfachte und dann wieder verebbte ethische Diskussion um das Klonen wieder angestoßen wissen.

Der forschungspolitische und der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Rupprecht und Jens Spahn, erklärten in einer Mitteilung: «Versuche, menschliches Leben zu klonen, sind mit der Menschenwürde unvereinbar.» Der stellvertretende forschungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, René Röspel, warnte vor übertriebenen Berichten über Heilungschancen, die nur «Scharlatanen und Kriminellen» helfen würden

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