"Gras" auf Rezept: Koalition will Cannabis für Kranke erlauben

3.2.2015, 19:25 Uhr
Die Koalition in Berlin will den Einsatz von Cannabis als Medizin ausweiten.

© Coulorbox.de Die Koalition in Berlin will den Einsatz von Cannabis als Medizin ausweiten.

Schwerkranke Patienten sollen nach dem Willen der Koalition schon vom nächsten Jahr an Cannabis auf Rezept erhalten können. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, will erreichen, dass die Krankenkassen dann die Kosten übernehmen. "Mein Ziel ist, dass in Zukunft mehr Menschen als bisher Cannabis als Medizin bekommen können", sagte die CSU-Politikerin der "Welt".

Das Gesundheitsministerium arbeitet bereits an einer Regelung. Ein entsprechendes Gesetz könnte laut Mortler 2016 in Kraft treten. Chronisch kranke Schmerzpatienten, die etwa in der eigenen Wohnung Hanfpflanzen anbauen, können derzeit aufgrund der geltenden Gesetzeslage rasch ins Visier von Ermittlern geraten. Besitz, Anbau und Handel sind verboten.

Cannabis-Präparate in der Apotheke sind teuer. Die Kosten werden in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Gehen Aidskranke oder Krebspatienten den legalen Weg, müssen sie beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine individuelle Behandlung mit Cannabis beantragen. Bundesweit hätten derzeit 371 Patienten diese Erlaubnis, teilte das Bundesinstitut mit. Die Kassen beteiligen sich nicht.

Merkel: "Keine harmlose Droge"

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist dafür, Betroffenen zu helfen. Es sei wichtig, "dass wir für schwerstkranke Patientinnen und Patienten die bestehenden Möglichkeiten des Einsatzes von Cannabis als Medizin ausweiten und verbessern", schrieb Merkel kürzlich auf eine Anfrage eines Bürgers in ihrem Internet-Blog.



Weiter will Merkel aber nicht gehen: "Cannabis ist keine harmlose Droge. Für eine unbegrenzte Freigabe von Cannabis ist weit und breit keine politische Mehrheit in Sicht." Deshalb gebe es in Deutschland weiterhin einen sinnvollen Mix aus Prävention, Beratung und Behandlung.

Linksfraktionschef Gregor Gysi sprach sich dagegen für eine generelle Cannabis-Legalisierung aus: "Es ist nicht schlimmer als Alkohol, und Alkohol erlauben wir auch." Auch die Grünen plädierten dafür.

Der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, Max Kaplan, befürwortet ebenfalls Cannabis auf Rezept für schwerkranke Patienten. Gegen den Vorschlag der Bundesregierung sei grundsätzlich nichts einzuwenden: "Es handelt sich nicht um eine Legalisierung der Droge, sondern es geht um die medikamentöse Versorgung chronisch kranker Patienten, und das halte ich durchaus für sinnvoll", sagte Kaplan am Dienstag dem Radiosender Antenne Bayern. Wegen der Nebenwirkungen gehöre Cannabis aber ärztlich verordnet. Zudem sei der Gewöhnungseffekt sehr stark.

 

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