Hochwasserlage in Süd- und Ostdeutschland spitzt sich zu

3.6.2013, 15:15 Uhr
Hochwasserlage in Süd- und Ostdeutschland spitzt sich zu

© News5 / Simmberg

Die Lage in den Hochwassergebieten im Süden und Osten Deutschlands hat sich am Montag weiter verschärft. Auch in Österreich und Tschechien sorgten die Fluten für Ausnahmezustände. Im bayerischen Passau überschritt die Donau am Morgen den Pegelstand von 12,20 Metern, wie das Landesamt für Umwelt in Augsburg mitteilte.

Damit erreichten die Fluten bereits einen höheren Stand als beim historischen Hochwasser 1954. In Sachsen wurden Dämme im Landkreis Leipzig aufgegeben, um sich auf die Rettung von Menschen zu konzentrieren. Bei den Überschwemmungen kamen in Deutschland und in den betroffenen Nachbarländern bereits mehrere Menschen ums Leben. Bundeswehrsoldaten helfen vor Ort.

Situation in Nordsachsen weiter kritisch

Die Hiobsbotschaften rissen nicht ab: Im thüringischen Serbitz brach ein Damm. In Kolbermoor bei Rosenheim drohte ein Damm zu brechen. Der Damm bei Nitzschka in Sachsen wurde unterspült, ein Teil der Ortschaft evakuiert. Für das Obere Elbtal wurde am Montag Katastrophenalarm ausgelöst. Feuerwehren aus Brandenburg unterstützen den Katastropheneinsatz in Sachsen.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) wollte sich am Montag persönlich über die Lage in Sachsen informieren. Wegen der angespannten Hochwasserlage in Thüringen sagte Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) eine für Dienstag in Brüssel geplante auswärtige Kabinettssitzung ab.

Stattdessen wollte sich das Kabinett zu einer Sondersitzung in Erfurt treffen. Am Montagmittag sollte der Krisenstab der bayerischen Landesregierung zusammenkommen.

In Nordsachsen war die Hochwassersituation an der Mulde weiter kritisch. Und die Pegelstände kletterten weiter, sagte der Sprecher des Landkreises, Rayk Bergner. Von den Werten des sogenannten Jahrhunderthochwassers von 2002 sei man nicht mehr weit entfernt. Besonders betroffen ist laut Bergner die Stadt Eilenburg. Die gesamte Innenstadt wurde evakuiert. Teile von Dresden drohten erneut in den Fluten der Elbe zu versinken. In Sachsen-Anhalt wertete der Katastrophenschutzleiter des Burgenlandkreises, Lutz Blech, die Lage in Zeitz als dramatisch.

Bahnhof Rosenheim komplett gesperrt

In Thüringen unterstützten Soldaten seit Sonntagabend die Einsatzkräfte. In Passau wurden 150 Soldaten erwartet. Auch dort wurde mit einem weiteren Anstieg der Fluten gerechnet. «Ein Pegelstand von 12,50 Metern ist nicht auszuschließen», sagte der Sprecher des Krisenstabes.

Überall waren viele hundert Helfer dabei, Sandsäcke zum Schutz gegen die Fluten aufzuschichten. Tausende Menschen mussten sich in Sicherheit bringen, ganze Ortschaften wurden evakuiert. In vielen Haushalten fiel der Strom aus. Schulen blieben am Montag geschlossen.

Das Hochwasser machte in den betroffenen Regionen zudem Straßen und Autobahnen unbefahrbar. Auch der Bahnverkehr war beeinträchtigt. Insbesondere in Süd- und Niederbayern seien einige Strecken unterbrochen, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Betroffen waren unter anderem die Verbindungen München-Salzburg, Traunstein-Ruhpolding sowie zwischen Weilheim und Garmisch-Partenkirchen. Der Bahnhof Rosenheim wurde komplett gesperrt: Dort stehen die Züge seit Sonntagabend still.

Die Hochwasserlage hatte sich am Wochenende im Süden und Osten Deutschlands extrem zugespitzt. Bereits am Donnerstag war in Niedersachsen eine Radfahrerin ins Wasser gestürzt und ums Leben gekommen.

Todesopfer im Kanton St. Gallen

Auch in Tschechien war am Montag die Hochwasserlage weiter angespannt. In Trutnov im Riesengebirge fanden Rettungskräfte im Fluss Upa die Leiche eines Mannes. Östlich von Prag ertrank ein 82-jähriger Rentner in einem Bach, wie die Agentur CTK meldete. In Prag wurde im Laufe des Vormittags die Scheitelwelle der Moldau erwartet. Die Prager Feuerwehr hat mobile Hochwasserbarrieren errichtet, um die berühmte Altstadt zu schützen. Der U-Bahn-Verkehr im Zentrum wurde eingestellt. Die Regierung hatte am Sonntag den Notstand für fast alle Regionen des Landes ausgerufen.

In weiten Teilen Österreichs blieb die Hochwasserlage ebenfalls angespannt. Die Pegel der Donau stiegen weiter gefährlich an. Bei Kienstock in der Wachau wurden am Morgen 9,59 Meter gemessen. Für den frühen Abend lautete die Prognose 10,92 Meter, was dem Hochwasser von 2002 entsprechen würde. Prekär war die Lage unter anderem in Melk, wo die Altstadt teilweise von der Donau überflutet wurde.

Es gab aber auch erste Signale der Hoffnung: In anderen Teilen Österreichs entspannte sich die Situation. So hatten die Menschen in Vorarlberg Sonntagabend wohl das Schlimmste überstanden, wie die Behörden berichteten. Die erhöhte Alarmbereitschaft wurde dort beendet. Auch in der Schweiz und im angrenzenden Baden-Württemberg entspannte sich die Lage an den Flüssen.

Im Kanton St. Gallen ist möglicherweise ein Todesopfer des Hochwassers zu beklagen: In der Ortschaft Kaltbrunn riss ein Bach in der Nacht zum Samstag einen 72-jährigen Mann mit, der zunächst nicht gefunden werden konnte.

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