Terror in Kopenhagen: Haben die Ermittler versagt?

18.2.2015, 10:00 Uhr
Der Attentäter von Kopenhagen soll während seiner Zeit im Gefängnis den Wunsch geäußert haben, sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien anzuschließen.

© dpa Der Attentäter von Kopenhagen soll während seiner Zeit im Gefängnis den Wunsch geäußert haben, sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien anzuschließen.

Nach den Terroranschlägen von Kopenhagen werden Zweifel an der Arbeit der dänischen Sicherheitsbehörde laut. Der Nachrichtendienst PET soll einen Hinweis auf die Radikalisierung des Täters nicht ernst genug genommen haben. Die Opposition im dänischen Parlament forderte die Regierung am Dienstag auf, das Vorgehen des Sicherheitsdienstes vor dem Terrorangriff unter die Lupe zu nehmen.

Medienberichten zufolge hat der Attentäter während seiner Zeit im Gefängnis den Wunsch geäußert, sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien anzuschließen. Die Gefängnisbehörden hätten ihn danach auf eine Liste radikalisierter Häftlinge gesetzt.

PET räumte ein, im September einen entsprechenden Hinweis erhalten zu haben. Es habe jedoch nichts konkret darauf hingedeutet, dass der Mann eine Attacke plante, erklärte die Behörde.

Mögliche Helfer

Derweil fahndeten die Ermittler nach weitere Spuren und möglichen Helfern des 22-Jährigen, den die Polizei am Sonntagmorgen erschossen hatte. Zuvor hatte er bei zwei Anschlägen auf ein Kulturcafé und eine Synagoge zwei Menschen erschossen und fünf Polizisten verletzt.

Laut Medienberichten durchkämmten bis zu 50 Polizisten in der Nacht zum Dienstag den Mjølnerparken im Stadtteil Nørrebro, wo der Attentäter gewohnt haben soll. Die Beamten hielten dort einen jungen Mann in Tarnkleidung fest. "Wir suchen nun danach, was er weggeschmissen haben könnte, als er vor uns weggelaufen ist", sagte ein Sprecher. Dass die nächtliche Aktion mit den Attentaten zusammenhänge, bestätigte die Polizei aber nicht.

Nach einem Bombenalarm am Vormittag sperrten die Ermittler den ersten Terror-Tatort im Stadtteil Østerbro ab und zogen Sprengstoffexperten zu Rat. Ein verdächtiger Brief vor dem Café, wo der Terrorist am Wochenende einen 55-jährigen Filmemacher erschossen hatte, entpuppte sich aber als harmlos.

Gedenken an Opfer

In der Nähe des Tatorts hatten sich am Montagabend mehrere zehntausend Menschen versammelt, um der beiden Opfer des Attentäters zu gedenken. Neben dem Regisseur war bei einem zweiten Anschlag auf eine Synagoge im Stadtzentrum in der Nacht zum Sonntag ein jüdischer Wachmann gestorben.

Der Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik sieht nach den Anschlägen von Paris und Kopenhagen keine Notwendigkeit der Auswanderung nach Israel. "Für uns Juden ist Europa unser Heimat", sagte er dem 3sat-Magazin "Kulturzeit". Man könne sich jedoch eines Gefühls des Bedrohtseins nicht erwehren. Das gelte besonders in Frankreich, wo "die Sicherheit an Leib und Leben von Jüdinnen und Juden deutlich stärker bedroht ist als in anderen europäischen Ländern".

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