Über 1000 Teilnehmer bei Anti-Wügida-Demo in Würzburg

6.1.2015, 10:38 Uhr
Trifft auf Widerstand: Neben Pegida-Kundgebungen fanden auch zahlreiche Gegendemonstrationen statt.

© dpa Trifft auf Widerstand: Neben Pegida-Kundgebungen fanden auch zahlreiche Gegendemonstrationen statt.

Tausende Menschen haben am Montagabend in mehreren deutschen Städten gegen die islamfeindliche Pegida-Bewegung und für mehr Toleranz und Weltoffenheit demonstriert. Vor allem in Berlin, Stuttgart und Köln kam es zu größeren Protestaktionen gegen Islam- und Fremdenfeindlichkeit. In Dresden gingen am Montag erneut Tausende Pegida-Anhänger gegen eine angebliche "Überfremdung" Deutschlands auf die Straße.

In Würzburg trafen sich am Montagabend die Anhänger des Pegida-Ablegers "Wügida" zu einem "Spaziergang". Um kurz nach 19 Uhr begannen etwa 300 Menschen ihren Marsch, den sie unter dem Motto "Kein Religionskrieg auf deutschem Boden“ angekündigt hatten vom östlichen Ende der Neubaustraße aus. Die Polizei sicherte die Route mit Sperrgittern ab. Etwa 30 Gegendemonstranten hatten sich bereits vor Beginn der Versammlung im Bereich des Zugangs zur Aufzugstrecke niedergelassen, um den Wügida-Anhängern den Zutritt zu erschweren.

Beim "Spazigergang" selbst sorgten dann knapp 700 Anti-Wügida-Demonstranten für Gegenwind. Die Polizei spricht allerdings von einer von einer "weitgehend positiven Bilanz", es kam nur vereinzelt zu Zwischenfällen. Ein Mann aus dem linken Spektrum musste vorläufig festgenommen werden, weil er zusammen mit anderen Demonstranten der linken Szene versuchte, Polizeibeamte am Weitergenen zu hindern.

An den Absperrungen gab es lautstarke Proteste der Gegendemonstranten mit Trillerpfeifen, Trommeln und Sprechchören. In einem Fall kam es laut Polizei zu einem Übergriff durch einen "Wügida"-Anhänger. Dabei soll dieser einen Gegendemonstranten getreten haben und anschließend weggelaufen sein. Die Polizei konnte den Mann ausfindig machen, er wurde vorläufig festgenommen. Vereinzelt sprach die Polizei auch Platzverweise aus. Nach einer Kundgebung am Peterplatz endete die Versammlung um 20 Uhr.

Bereits gegen 17.30 Uhr hatten sich etwa 1000 friedliche Teilnehmer am Vorplatz des Würzburger Hauptbahnhofs zu einer Gegenversammlung mit dem Thema "Würzburg lebt Respekt" eingetroffen. Der Aufzug startete um 18 Uhr am Hauptbahnhof und bewegte sich über die Kaiserstraße in Richtung Vierröhrenbrunnen. An der Abschlusskundgebung um 19 Uhr nahmen laut Polizei knapp 1500 Personen teil.

In Neumarkt setzten rund 700 Menschen mit Lichtern ein Zeichen gegen Pegida – von Kindern in Kinderwägen bis hin zu Senioren mit Krückstock waren alle Generationen vertreten.

Etwa 1500 Gegendemonstranten begleiteten in München die Pegida- Veranstaltung mit etwa 350 Anhängern mit Pfiffen und Sprechchören wie "Nazis raus" und "Haut ab!". Sie schwenkten Transparente mit Aufschriften wie "München ist bunt" und "Refugees Welcome".

In Köln schalteten aus Protest viele Gebäude die Beleuchtung ab. Auch der Kölner Dom war völlig dunkel. Die Demonstranten zeigten Plakate mit Sprüchen wie "Gemeinsam für ein tolerantes und buntes Köln" oder "Vielfalt statt Einfalt".

In Berlin zogen mehr als 5000 Menschen in Richtung Brandenburger Tor. Fahnen von SPD, Linken und Gewerkschaften waren zu sehen, aber auch Abzeichen der linksradikalen Antifa. Der Berliner Pegida-Ableger Bärgida brachte dagegen nur wenige hundert Teilnehmer zusammen.

Gegendemos in vielen Städten

An den Anti-Pegida-Protesten in Stuttgart beteiligten sich nach Angaben der Polizei rund 5000 Menschen, die Veranstalter sprachen von 8000 Teilnehmern. Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) zeigte sich "froh und stolz" über die große Zahl der Demonstranten. Sie zeige, dass in Stuttgart kein Platz sei für Menschen, die andere diskriminierten.

In Hamburg forderten bei einer Kundgebung am Hauptbahnhof mehr als 1000 Menschen Toleranz und Offenheit gegenüber Flüchtlingen und anderen Kulturen.

Auch in Rostock kamen rund 800 Menschen zusammen, um unter dem Motto "Willkommen im Abendland! Rostock für alle" ein Zeichen gegen eine für nächste Woche geplante Pegida-Demonstration zu setzen.

In Dresden demonstrierten am Montagabend laut Polizei rund 18.000 Pegida-Anhänger gegen eine angebliche "Überfremdung" – so viele wie nie zuvor. Demgegenüber standen mehrere Hundert Gegendemonstranten.

Verwirrung hatte es im Vorfeld der Dresdner Veranstaltung gegeben: Das Fürther Satire-Magazin "Der Postillon" hatte verbreitet, die Organisatoren hätten den Marsch abgesagt. Auf ein Dementi dieser Meldung seitens der Veranstalter reagierte das Magazin wiederum mit einem Dementi.

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