Ukrainische Militärbasen von pro-russischen Kräften gestürmt

22.3.2014, 17:21 Uhr
Ukrainische Militärbasen von pro-russischen Kräften gestürmt

© Sergei Ilnitsky (dpa)

Etwa 200 prorussische Demonstranten haben am Samstag eine ukrainische Luftwaffenbasis im Westen der Krim gestürmt. Die unbewaffneten Protestteilnehmer drangen in den Militärstützpunkt in der Stadt Nowofedorowka ein, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten.

Ukrainische Militärangehörige verbarrikadierten sich zunächst in den Gebäuden der Basis und warfen von den Dächern Rauchbomben auf die Eindringlinge. Mehrere Demonstranten warfen Fenster ein.

Der Angriff wurde von russischen Soldaten aus einiger Entfernung beobachtet. “Das ist meine Einheit und ich muss sie schützen“, rief ihnen ein ukrainischer Offizier von einem Dach des Stützpunkts zu. Die Demonstranten holten indes die ukrainische Flagge ein und ersetzten sie durch eine Fahne der russischen Marine. Schließlich wiesen die russischen Soldaten die Menge an, sich aufzulösen.

Nach Verhandlungen zwischen der russischen und der ukrainischen Seite verließen die Ukrainer die Basis. Der Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums auf der Krim, Wladislaw Selesnijow, gab an, die Angreifer seien nach Angaben von Soldaten vor Ort größtenteils keine Einheimischen gewesen. “Wir kennen diese Gesichter nicht“, hätten ihm die ukrainischen Kräfte gesagt.

Wenig später sind russische Soldaten in den ukrainischen Luftwaffenstützpunkt Belbek auf der Krim eingerückt. Mit gepanzerten Fahrzeugen und automatischen Waffen im Anschlag betraten sie die Basis. Es waren Schüsse zu hören. Der Befehlshaber des Fliegerhorstes, Oberst Julij Mamtschur, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er werde zu Gesprächen abgeführt.

Bei der russischen Aktion sei mindestens ein Ukrainer verletzt worden. Belbek war eine der letzten Militäreinrichtungen auf der Krim, die sich noch unter ukrainischer Kontrolle befinden.

Auch am Samstag hat die russische Marine auf der Krim das einzige ukrainische U-Boot in ihren Besitz gebracht. Die "Saporoschoje" sei offiziell in die Schwarzmeerflotte aufgenommen worden, sagte der Kommandeur der russischen U-Boot-Kräfte, Anatoli Warotschkin, der Staatsagentur Ria Nowosti am Samstag. Etwa die Hälfte der 78 Mann Besatzung wolle in der russischen Marine dienen. Die übrigen Soldaten hätten das U-Boot verlassen.

Der ukrainische 5. Kanal hatte zuvor berichtet, russische Schiffe hätten die „Saporoschje“ in der Strelezki-Bucht bei Sewastopol umzingelt und mit dem Abwurf von Blendgranaten zur Aufgabe gezwungen. Bereits am Donnerstag hatten russische Marinekräfte drei ukrainische Korvetten auf der Krim besetzt.

Am vergangenen Sonntag hatten die Bewohner der Krim bei einem Referendum für eine Angliederung an Russland gestimmt. Das russische Parlament und die Regierung in Moskau beschlossen daraufhin die Aufnahme der Schwarzmeerhalbinsel.

Die ukrainische Übergangsregierung in Kiew hält die Volksabstimmung für illegal. Auch die Europäische Union und die USA kritisierten das Referendum scharf und reagierten mit Sanktionen, darunter Einreiseverbote und Kontensperrungen für russische Verantwortliche.

Keine Kommentare