Soll die Quelle abgerissen werden?

17.11.2013, 20:19 Uhr
Soll die Quelle abgerissen werden?

© Stefan Hippel

Statt der Umnutzung des ehemaligen Versandzentrums möchte Söder einen kleinen, neuen Wissenschaftscampus auf dem Quelle-Gelände errichten. Die Architektur soll modern und zukunftszugewandt sein. Die markante Quelle-Fassade möchte der Finanzminister im Grunde nur noch als ein Zitat stehenlassen.

Söder befürchtet, dass die Sanierung des Quelle-Altbaus für eine universitäre Nutzung zu teuer kommt und der Freistaat ein hohes Risiko eingehen würde, wenn er die 70.000 Quadratmeter Nutzfläche für einen Euro erwirbt. Dieses Angebot hat der portugiesische Immobilienentwickler Sonae Sierra der Staatsregierung gemacht.

Doch so einfach ist das alles nicht, denn der Denkmalschutz, unter dem die Quelle-Immobilie steht, kann nicht so einfach aufgehoben werden, wie immer behauptet wird. Es müsste in jedem Fall nachgewiesen werden, dass die Immobilie nicht mehr weiter sinnvoll genutzt werden kann. Dieser Nachweis ist wohl nicht zu erbringen.

Bislang ist nicht bekannt, wie die Argumentation verlaufen könnte, um einen Abriss zu ermöglichen. Der Freistaat müsste beim Denkmalschutz ohnehin eigentlich vorbildlich agieren, sonst besteht die Gefahr, dass der Schutz von Denkmälern bei privaten Bauherren noch schwieriger als bisher zu vermitteln ist.

Der Milchhof ist ein schlechtes Beispiel

Es hat in Nürnberg schon einmal einen ähnlichen Fall wie den der Quelle gegeben, der sich nur von der Größe her erheblich unterscheidet: Die ehemalige Produktionshalle auf dem Milchhofgelände. Die spezielle Form der Shed-Dach-Konstruktion war einzigartig in Bayern. Nachdem sich alle Musical-Pläne zerschlagen hatten, wurde die Halle systematisch kaputt gemacht. Das Dach wurde aufgesägt, um etwas auszubauen und am Ende gab es gar eine Katastrophenübung in der Halle: Dabei wurde die Halle endgültig kaputt gemacht. Die Vorschläge, das Milchhof-Gelände inklusive Halle für die Erweiterungsbauten der Technischen Hochschule Georg Simon Ohm zu sichern, wurden vom Freistaat als angeblich zu teuer zurückgewiesen: Die neuen Gebäude der Ohm Hochschule verteilen sich jetzt über die Stadt und die Architekten erhielten mit ihren Studenten in der Bahnhofstraße eine anonyme Kiste.

Vergleiche hinken, sagen Historiker und man darf auch nicht vergessen, dass Sonae Sierre sicherlich nichts verschenkt. Es gibt aber Situationen im Geschäftsleben, bei denen beide Seiten einen Gewinn machen. Auch die Ohm Hochschule hätte von den eigenwilligen Milchhof-Bauten profitieren können. Solche Chancen kommen nur einmal.

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