Warum Messies nichts wegwerfen

6.5.2010, 00:00 Uhr

Schätzungen sprechen von rund zwei Millionen Messies in Deutschland. »Das Messie-Syndrom wird völlig unterschätzt«, sagt Wedigo von Wedel. Er ist Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins »H-Team e.V.«, der sich seit 20 Jahren mit dem Messie-Phänomen beschäftigt. Messies gibt es nach seinen Angaben quer durch die Gesellschaft. »Es geht von jung bis alt – wir haben auch schon Jugendliche, die das Problem haben«, betont er. Ein Armutsphänomen sei das Syndrom nicht. »Es sind alle Schichten betroffen.« Allerdings könnten »traumatische Armutserfahrungen« ein Grund für den zwanghaften Sammelwahn sein.

Die Ursachen sind meist ähnlich. »Wir finden bei annähernd jedem Fall schmerzhafte Verluste – den Tod eines nahen Angehörigen zum Beispiel«, sagt von Wedel. Oft kommen dann noch gescheiterte Beziehungen dazu.« Eine komplett zugemüllte Wohnung biete vielen Menschen ein Gefühl von Geborgenheit. »Zumauern, Höhle bauen«, erklärt von Wedel. »Wenn jemand immer wieder von Menschen enttäuscht wurde, sagt er: »Meine Bücher sind mir wenigstens treu«. Eine solche Einstellung führe aber meist dazu, dass soziale Kontakte einschlafen.

Nicht jeder, der unordentlich sei, sei aber gleich ein Messie, sagt von Wedel. Keine Lust, aufzuräumen, das kenne jeder. »Wenn man aber merkt, dass diese ,Aufschieberitis‘ unheimlich deprimierend wird, dann sind die Probleme da.« Britta Schultejans, dpa

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