„Ich habe noch nichts erreicht, um stolz darauf zu sein“

27.1.2012, 17:13 Uhr
„Ich habe noch nichts erreicht, um stolz darauf zu sein“

© Stefan Blank



NZ: Niklas, wann hattest Du denn heute Schulschluss?

Niklas Stark: Heute hatte ich um eins aus gehabt. Einmal habe ich um 12.15 Uhr aus, sonst immer um eins.

NZ: Wie oft hast Du Nachmittagsunterricht?

Stark: Gar nicht, zum Glück.

NZ: Das heißt, nach dem Schulende geht es kurz heim zum Mittagessen und Hausaufgabenmachen, soweit die Zeit reicht?

Stark: Ja. Am Freitag haben wir schon um 15.30 Training, da wird es dann ein bisschen eng. Da gibt es meistens nur schnell was in die Hand, und dann müssen wir gleich los.

NZ: Ihr trainiert mindestens viermal in der Woche...

Stark: In der Saison viermal und einmal spielen, in der Vorbereitung wie jetzt fünfmal in der Woche und einmal spielen.

NZ: Haben Sie schon mal ausgerechnet, wie viele Kilometer da pro Saison zusammenkommen, Frau Stark?

Jutta Stark: Nein, noch nicht. Von Ipsheim bis hierher zum Valznerweiher sind es 63 Kilometer. Wir fahren meistens gar nicht über Neustadt, weil da mehr Verkehr ist. Wir fahren meist über Markt Erlbach, das ist ein bisschen schöner zu fahren, aber man spart vielleicht vier Minuten. Und dann kommt es auf den Stau an – im Feierabendverkehr stehen wir oft auf der Südwesttangente.

NZ: Niklas, kannst Du die Zeit nutzen, um zu lernen oder Hausaufgaben zu machen?

Stark: Die Hausaufgaben mache ich meistens davor, bevor wir fahren. Aber im Auto oder auch mal im Zug lerne ich schon.

NZ: Das Ganze machst Du schon seit vielen Jahren – Du bist ja schon in der E-Jugend zum Club gekommen?

Stark: E2.

NZ: Also jüngerer E-Jugendjahrgang?

Stark: Ja. Das sind fast acht Jahre.

NZ: Es hat sich aber offenbar gelohnt, Du spielst in der „U17“-Bundesliga – wie viele Mitspieler aus der damaligen E2 sind denn noch dabei?

Stark: Mit mir sind wir drei, Pascal Köpke und Zoran Maksimovic.

NZ: Nicht einmal ein Viertel …

Stark: Da sind öfter welche gekommen und nach ein oder zwei Jahren wieder gegangen. Es war schon immer ein Wechsel.

NZ: Frau Stark, Niklas wollte sicher zum Club – was hat für Sie als Eltern damals den Ausschlag gegeben, diesen Aufwand auf sich zu nehmen?

Jutta Stark: Niklas hat erst in Ipsheim gespielt, ist dann nach Neustadt, hat immer mit den ein Jahr Älteren gespielt. Dann sind sie hochgegangen, und Niklas hätte gegen zwei Jahre Ältere spielen müssen.

Stark: Mein Bruder Manuel hat damals in der Mannschaft von Reinhold Hintermaier gespielt, von der sind dann acht Mann zum Club gegangen. Da hat der Herr Hintermaier gesagt, dass ich mal ein Probetraining machen soll und dass ich es schaffen würde. Ich habe ein Probetraining gemacht, und dann hat mein Bruder beim Club D1 gespielt und ich E2. Manuel ist dann in der B2 zur SG Quelle gewechselt, jetzt spielt er bei Neustadt/Aisch in der Ersten in der Landesliga.

NZ: Im Gegensatz zu drei Vierteln der E2-Spieler vom Anfang hast Du es geschafft – macht das ein bisschen stolz? Und hast Du noch Kontakt zu früheren Mitspielern?

Stark: Kontakt habe ich nur zu denen, die zu Greuther Fürth gegangen sind und noch da spielen. Stolz? Ich weiß nicht, ich habe ja noch nichts erreicht, worauf ich stolz sein kann. Ich will ja noch weiter nach oben. Natürlich ist es cool, dass wir jetzt mit der „U17“ Erster in der Bundesliga sind – wenn wir den Platz halten, kann man schon mal stolz sein, aber im Moment ist es noch nicht so.

NZ: Du hast im vergangenen Jahr eine Einladung des DFB zur „U17“-Nationalmannschaft bekommen und auch Dein erstes Länderspiel gemacht?

Stark: Ja, das war in Aserbaidschan.

NZ: Wie war es dort, sicher aufregend?

Stark: Ja. Wir waren erst drei Tage in Frankfurt, haben dort trainiert. Dann sind wir nach Aserbaidschan geflogen und haben zwei Spiele gegen Aserbaidschan gehabt, einmal haben wir 3:1 gewonnen, einmal 4:0.

NZ: Warst Du in beiden Spielen dabei?

Stark: Nein, ich habe insgesamt eine Halbzeit gespielt.

NZ: Was für ein Gefühl war es denn, zum ersten Mal mit dem Bundesadler auf der Brust?

Stark: Das ist schon cool! Vor allem, wenn dann die Nationalhymne kommt, kriegt man schon ein bisschen Gänsehaut.

NZ: Danach war noch einmal ein DFB-Lehrgang, da warst Du auf Abruf?

Stark: Ja. Klar hatte ich mir Hoffnungen gemacht, dabei zu sein, aber dem war nicht so.

NZ: Hat Dir DFB-Trainer Stefan Böger erklärt, warum Du nicht dabei warst?

Stark: Nein, das hat er mir nicht persönlich gesagt. Da kriegt man eine E-Mail, wo dann drinsteht „auf Abruf“oder „dabei“.

NZ: Wie ging es Dir da gefühlsmäßig?

Stark: Schon schade, aber es geht weiter. Meine Karriere ist ja hier beim Club. Ist schon cool, wenn man bei der Nationalmannschaft ist, aber meine eigentliche Karriere findet hier statt.

NZ: Die Zielsetzung ist klar – Profi?

Stark: Ja.

NZ: Gibt es Leute, die Eltern, die Dich auf dem Boden halten?

Stark: Ich glaube, ich bringe mich selber auf den Boden. Ich habe ja noch nichts erreicht, wo ich abheben kann!

NZ: In welche Klasse gehst Du jetzt?

Stark: In die zehnte.

NZ: Das heißt, dass heuer die Abschlussprüfung ansteht?

Stark: Ja.

NZ: Das bedeutet noch mehr Stress.

Stark: Ja, vor allem wenn es auf die Prüfung zugeht. Es ist ja nicht mehr so weit weg. Wird schon irgendwie gehen.

NZ: Wann sind die Prüfungen?

Stark: Der Speaking Test in Englisch ist Ende März, und die anderen Prüfungen sind Ende Juni.

NZ: Hast Du darüber auch mit Deinem Trainer Tobias Zölle gesprochen?

Stark: Ja, er hat schon am Anfang gesagt: Wenn mal jemand für eine Schulaufgabe lernen oder ein Referat machen muss, kann er ihn anrufen, dann gibt er einem frei.

NZ: Woran liegt es, dass es bei Euch in dieser Saison so gut läuft?

Stark: Ich denke, die Chemie stimmt einfach. Wir sind auf jeder Position gut besetzt, haben Auswechselspieler, die auch mal einen ersetzen können.

NZ: Und wenn es mal läuft, läuft es...

Stark: Ja. Das hat man auch gegen Eintracht Frankfurt gesehen, unseren schwersten Gegner. Da haben wir nach einer halben Stunde 4:0 geführt (das Spiel endete 4:0, Anm. d. Red.). Und ich hoffe, es läuft so weiter.

NZ: Dann gibt es ja noch zwei besondere Gegner in der Liga, Fürth und Bayern – Du grinst...

Stark: Ja, das sind Derbys, das ist immer was Besonderes. Da gibt man eigentlich immer noch mehr Gas.

NZ: Du bist Rechtsfuß – sagt da der Trainer nicht manchmal, dass Du auch was mit links machen sollst?

Stark: Ich finde, das kommt von alleine, wenn man im Spiel den Ball auf dem linken Fuß hat, dann haut man mit dem drauf.

NZ: Hast Du mal gezielt daran gearbeitet, den linken Fuß zu verbessern?

Stark: Habe ich. Vorletztes Jahr bin ich in Ipsheim auf den Bolzplatz gegangen und habe nur mit links geschossen. Da geht mein Vater mit...

Jutta Stark: Den Ball holen (lacht)!

NZ: Frau Stark, was machen Sie, während Sie auf Ihren Sohn warten?

Jutta Stark: Ich verbinde es oft mit Einkäufen. Ab und zu gehe ich in die Stadt, wobei man da auch nicht so viel Zeit hat. Jetzt im Winter lese ich viel, und wenn das Wetter schöner ist, schaue ich mal eine halbe Stunde zu oder mache einen Spaziergang um den Dutzendteich.

Verwandte Themen


Keine Kommentare