Aston Martin Vantage V8: Brite im Sport-Dress

11.4.2018, 12:45 Uhr
Aston Martin Vantage V8: Brite im Sport-Dress

© Hersteller

Schöne Autos sind die Spezialität von Aston Martin. Spätestens, seit James Bond in "Goldfinger" mit einem DB5 auf Verbrecherjagd ging, dürfte das niemand in Frage stellen. Dass es sich bei einem solchen Hingucker um einen Aston handelt, war lange Zeit allerdings auch das einzige, was Otto-Normal-Autofahrer erkannt hat. Denn: Die Modelle der britischen Sportwagenschmiede ähnelten sich stark, selbst Experten kamen da hin und wieder durcheinander. Damit will Andy Palmer jetzt Schluss machen. Seit 2014 leitet der Ex-Nissan-Manager die Geschicke Aston Martins und hat erkannt, dass sie "zukünftig keine Matrjoschkas mehr bauen dürfen, die sich nur in der Größe unterscheiden".

Den ersten Schritt in diese Richtung machte der Gran Turismo DB11, der 2016 auf den Markt kam und vor allem jene Kundschaft ansprechen will, die über die Großstadtboulevards braust oder die Küste entlang cruisen will - natürlich ohne dabei auf Leistung verzichten zu müssen, schließlich schlummern bis zu 608 PS unter der langen Haube des V12-Modells. Mit dem jetzt nachgeschobenen, kleineren Vantage zeigt Chef-Designer Marek Reichman, wie man ein individuelles Blechkleid für die einzelnen Baureihen schneidern kann. Während der DB11 - wie Manuel Neuer bei der DFB-Pressekonferenz - seine Muskeln unterm schwarzen Anzug versteckt, hält es der mindestens 154.000 Euro teure Vantage mit seiner auf Taille geschnittenen Karosserie eher mit Robert Harting, dessen enganliegendes Lycra-Leibchen die geballte Kraft beim Diskuswurf deutlich macht.

Aston Martin Vantage V8: Brite im Sport-Dress

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Besonders auffällig beim Vantage: die schier unendlich große Kühleröffnung. Schlundartig aufgerissen und von Karbon eingerahmt, reicht der Lufteinlass bis zur Straße; einzig ein breiter Splitter passt noch zwischen Asphalt und den vergitterten Kühlergrill. Dazu kommen kräftige Kanten und Linien in der Flanke, und als besonderer Hingucker geschwungene LED-Rückleuchten, die zusammen mit dem markanten Diffusor für einen knackigen Hintern sorgen. Einzige optische Schwachstelle des Vantage dürften höchstens die scharf geschnittenen Scheinwerfer sein, die von schräg vorne betrachtet ein wenig an den Mazda MX-5 erinnern.

V8-Biturbo von AMG

Mit den Japanern haben die Briten allerdings nichts zu tun, dafür aber mit Mercedes. Die Stuttgarter halten fünf Prozent von Aston Martin und - wie schon beim DB11 - leisten sie auch beim Vantage technische Schützenhilfe. Zum einen stammt die Bordelektronik von Daimler, was beim Blick ins schmal geschnittene Cockpit kaum zu übersehen ist: Das Infotainmentsystem in der zerklüfteten Mittelkonsole kennen wir aus diversen Mercedes-Modellen. Zum anderen, und das ist noch viel entscheidender, kommt auch im Vantage Motoren-Technik aus Affalterbach (AMG) zum Einsatz. Unter der Haube schlummert der aus dem Mercedes-AMG GT bekannte Vierliter-V8-Biturbo, der bei den Briten 510 PS entwickelt - eine Leistungsstufe, die die Schwaben inzwischen aus dem Programm genommen haben. Aber: Mit einer Sprintzeit von nur 3,6 Sekunden in der Null-auf-Hundert-Messung ist der gut 1,6 Tonnen schwere Aston genauso schnell wie der mit 585 PS deutlich stärkere AMG GT R. Die V-max des kraftvoll-donnernden Vantage gibt Aston Martin mit 314 km/h an.

Aston Martin Vantage V8: Brite im Sport-Dress

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Während die Schwaben die Verwaltung der 685 Newtonmeter Drehmoment ihrem eigenen Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe überlassen, setzen die Engländer auf eine Achtgang-Automatik von ZF; Puristen dürfen sich etwas später auf ein manuelles Getriebe freuen. Für die lustvolle Porsche-911er-Jagd muss man allerdings nicht auf den Handschalter warten: Während sich der heckgetriebene Vantage förmlich in den Asphalt krallt und sich mit seiner superpräzisen Lenkung in die Kurve stürzt, findet der Wandler in Windeseile die richtige Übersetzung, damit genügend Kraft zum flotten Rausbeschleunigen aus der Biegung bereitsteht. Händische Eingriffe wären über die Schaltpaddel zwar möglich, sind aber genauso unnötig wie die Frage nach dem Verbrauch: 10,5 Liter sollen es theoretisch sein, doch wer den Vantage artgerecht bewegt, muss mindestens nochmal die Hälfte hinzukalkulieren.

Michael Gebhardt

Aston Martin Vantage V8 in Kürze:

Wann er kommt: Im Juni 2018

Wen er ins Visier nimmt: Mercedes AMG GT, Porsche 911 Carrera S

Was ihn antreibt: Vierliter-V8-Biturbo mit 510 PS

Was er kostet: Ab 154.000 Euro

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