Benziner und Diesel: Von beidem das Beste

23.2.2018, 17:26 Uhr
Mazda-3-Prototyp mit Skyactiv-X: Der Motor-Zwitter soll das Beste aus der Diesel- und Benziner-Welt vereinen.

© Hersteller Mazda-3-Prototyp mit Skyactiv-X: Der Motor-Zwitter soll das Beste aus der Diesel- und Benziner-Welt vereinen.

Fachleute gehen davon aus, dass bis 2025 etwa 30 bis 40 Prozent der Autos elektrifiziert fahren werden. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings, dass 60 bis 70 Prozent noch immer konventionellen Antrieb nutzen. Heißt: Der gute, alte Verbrennungsmotor ist noch lange nicht tot. Um ihn zukunftsfähig zu machen, gilt es freilich für mehr Effizienz und bessere Abgaswerte zu sorgen. Mazda verfolgt dabei eine Rezeptur, mit der die Versuchsküche von Mercedes schon vor über zehn Jahren experimentiert hat. Dem Versuchsfahrzeug F700 wurde damals ein 238 PS starker "Diesotto" eingepflanzt, der eine Kreuzung aus Benziner und Diesel darstellte. Und auch VW hat schon einen CCI-Antrieb (Combined Combustion System) erprobt.

Effizienz und Fahrspaß

Der Charme eines solchen Konstruktionsprinzips ist es, das Beste zweier Welten zu vereinen - also die Effizienz und das höhere Drehmoment eines Diesels mit der Fahrspaß verheißenden Drehfreudigkeit eines Benziners, der dank seiner niedrigeren Schadstoffemissionen (NOx) obendrein keine aufwendigen Maßnahmen der Abgasnachbehandlung braucht.

Benziner und Diesel: Von beidem das Beste

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Mazdas neuer Benzin-Diesel-Zwitter nennt sich Skyactiv X, das X steht für "Cross", also die Kreuzung beider Antriebsarten. Zunächst kann der 190 PS starke Zweiliter-Vierzylinder für den zum Jahresende debütierenden nächsten Mazda 3 bestellt werden, allerdings wohl erst im März 2019. Im Vergleich zum konventionellen Benziner soll der Skyactiv X etwa 20 bis 30 Prozent weniger Benzin verbrauchen und somit ungefähr auf Diesel-Niveau liegen. Die Schadstoffemissionen, verspricht Mazda, lägen so niedrig, dass die strenge Norm Euro 6d Temp ohne Probleme eingehalten wird. Auch ein Partikelproblem stelle sich nicht, wobei noch unklar ist, ob hierbei ein Ottopartikelfilter (OPF) eine Rolle spielt.

Zum technischen Prinzip: Beim Ottomotor wird das Benzin-Luft-Gemisch bekanntlich von einem Zündfunken zur Explosion gebracht, fremdgezündet also. Beim Diesel dagegen wird die Luft durch eine hohe Verdichtung im Brennraum so stark erhitzt, dass sich der Sprit ganz ohne Zündkerze entzündet. Deshalb spricht man vom Selbstzünder. Der Diesel-Benzin-Zwitter verfolgt hier einen Kompromiss: Beim Start und unter Volllast - wenn der Fahrer also viel Leistung abfordert - erfolgt eine Fremdzündung. Im Teilllastbereich, also bei niedrigeren und mittleren Drehzahlen, arbeitet der Diesotto mit Fremd- bzw. Kompressionszündung. Sie ist deshalb erforderlich, weil man im Sinne der Sparsamkeit ein besonders "mageres" Gemisch (viel Luft, wenig Kraftstoff) einsetzen möchte, für das ein Brennverfahren mit Zündkerze ungeeignet ist, da es instabil ablaufen würde.

Schwachpunkte ausgemerzt

An diesem Punkt waren auch andere schon angelangt. Allerdings gelang es bislang nicht, den Schwachpunkten der Technologie beizukommen. Beispielsweise erfolgte der Übergang zwischen den Fremd- und Selbstzündungsphasen unrund, teils sogar mit Aussetzern. Außerdem war der Betriebsbereich, indem die Selbst- bzw. Kompressionszündung erfolgte, letztlich zu klein.

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Mazda hat das Problem gelöst, indem in allen Betriebsbereichen die Zündkerze zum Einsatz gelangt - also nicht nur in der Fremdzündungs-, sondern auch in der Selbstzündungsphase. Allerdings besteht die Aufgabe des Zündfunkens dann nur darin, eine kleine Menge "fetten", direkt in die Mitte des Zylinders eingespritzten Gemischs zu entzünden, wodurch Druck und Temperatur in einem Maße ansteigen, dass sich nun das Magergemisch in der Umgebung selbst entzünden kann. Die Technologie nennt sich entsprechend "SPCCI", Spark Controlled Compression Ignition.

Unterwegs auf ersten Testfahrten

Bereits gut ein Jahr vor Marktstart hat Mazda nun zu ersten Testfahrten mit dem Skyactiv-X-Motor gebeten, der sich unter der Haube eines noch aktuellen Mazda 3 in dezentem Mattschwarz verbarg. Und er hinterlässt einen guten Eindruck, der Prototyp. Laufruhig wirkt er, leise und deutlich gelassener als der vergleichsweise bereitgestellte konventionelle Skyactiv-G-Benziner. Insgesamt agiert Mazdas "Diesotto" bereits erstaunlich ausgereift. Das gilt sowohl für die Kombination mit Automatik wie auch für die mit 6-G-Handschalter, der dank der gebotenen Elastizität nicht übermäßig bemüht werden musste.

Die Übergänge zwischen den Betriebsphasen mit Fremd- und Kompressionszündung erfolgen sanft und unmerklich, abzulesen war der Wechsel nur am Tablet, das am Armaturenträger des Versuchsfahrzeugs saß. Nur bei energischen Zwischensprints rutschten wir kurzfristig in den verbrauchsintensiveren Fremdzündungsbetrieb, ansonsten bewegten wir uns praktisch durchgehend im effizienteren Kompressionszündungsmodus. Was das tatsächlich für den Verbrauch bedeutet, ließ sich indes nicht eruieren, denn Mazda hatte dem Testfahrzeug die entsprechende Anzeige entzogen.

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Für den Käufer ist die Entscheidung für den Skyactiv X mit einer gewissen Mehrinvestition gegenüber dem konventionellen Benziner verbunden. Denkbar ist ein Aufpreis von rund 1.900 Euro, womit man sich aber noch unterhalb der Diesel-Regionen bewegen würde.

Elektro-Mazda in Sicht

Mazda will seinen "Diesotto" als Alternative zum Diesel verstanden wissen, nicht als Ersatz. Daraus darf man schlussfolgern, dass der D-Motor im Augenblick noch einiges besser kann. Drehmoment zum Beispiel, weshalb er in größeren Fahrzeugen - wie Mazdas Topseller CX-5 - nach wie vor seine Berechtigung findet. 2020 stellen die Japaner eine grundlegend erneuerte Diesel-Generation vor. Und 2019 ihr erstes batterieelektrisches Fahrzeug, von dem es auch eine Variante mit Wankelmotor als Range Extender geben wird. Wenn um 2025 gut die Hälfte der Autos elektrifiziert fährt, will Mazda nicht außen vor sein.

Ulla Ellmer

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