Im Westen wenig Neues

1.12.2017, 16:52 Uhr
Im Westen wenig Neues

© Daimler

Wer die zwei Hallen des Los Angeles Convention Center auf der Suche nach prickelnden Neuheiten durchstreift, wird mehr oder weniger enttäuscht sein. Mächtige Pick-ups sind es, die auf den Ständen der Big Three (die drei großen US-Hersteller GM, Ford, Chrysler) die meisten Parkflächen belegen. Autos mithin, die als Dinosaurier gelten, aber in Amerika nach wie vor stark nachgefragt sind. Old Economy, "America First", so möchte man meinen.

Elektroautos? Ja, aber wenig Zukunftsweisendes

Ja, da und dort ist schon mal verschämt ein Elektrovehikel zu sehen. Aber dann weder was richtig Neues und schon gar nichts von der Art, die jetzt den wahren Weg in die Zukunft weisen würde. Teslas Modell 3 ist zwar von Besuchern umlagert, sieht auch verdammt gut aus, darf aber nur von außen bestaunt werden und gelangt nur in homöopathischer Dosis in Kundenhand. Da freute sich der aus der alten Welt angereiste Beobachter, dass zumindest Volkswagen seine drei angekündigen E-Autos (I.D., I.D. Buzz, I.D. Crozz) das erste Mal gemeinsam auf die Bühne holt. Und BMW den i3 zum s-Modell mit mehr Power und Fahrleistung pimpt, den elektrifizierten Mini anpreist und den i8 Hybrid als Roadster vorfährt. Obendrein für Kalifornien wichtig: Die Plug-in-Hybride von Range Rover.

Im Westen wenig Neues

© BMW

Konventionell befeuerte Modelle neuer Art gibt es durchaus zu vermelden. Allen voran der neue Mercedes CLS, der Weltpremiere feiert (wir werden ausführlich berichten), das S-Klasse-Cabriolet (US-Premiere), das wohl viele zahlungskräftige Freunde in Beverly Hills finden dürfte und außerdem das ganze Bündel an Porsche-Modellen mit mehr oder weniger gravierenden Neuerungen (unter anderem Boxter GTS/718 GTS, Panamera Turbo SE Hybrid Sport Turismo). Letzterer kann zumindest leistungsmäßig (680 PS) einigermaßen mit der frisch gepowerten Corvette ZR1 (6,2-l V8, 765 PS) mithalten. Coupé und Cabrio stehen hier zu Preisen ab 120.000 Dollar bereit, um in weniger als drei Sekunden auf 100 km/h beschleunigt zu werden und eine Vmax von 341 km/h vorzulegen.

Bei Nissan findet sich außer einem kompakten SUV-Modell für den US-Markt noch eine Reihe von Star-Wars-Derivaten. Fahrzeuge, die mit Laserkanonen bestückt sind und einen derart martialischen Eindruck vermitteln, dass man sich auf eine Waffenshow versetzt fühlt. Toyota hat mit dem FT-AC eine Studie auf dem Stand, die aufzeigen soll, wie variabel ein SUV gestaltet werden kann.

Im Westen wenig Neues

© Jeep

Erneuerter Jeep Wrangler

Zum Normal-Neuheitenprogramm der Ausstellung zählen unter anderem der siebensitzige Lexus RX 350h, dazu der aufgefrischte Mazda 6, der erneuerte Jeep Wrangler und der Infiniti (Nissan-Tochter) QX50. Besonderheit hier: ein Vierzylinder-Motor mit variabler Verdichtung.

Dass dies überhaupt erwähnenswert ist, liefert den Hinweis darauf, dass es an wirklichen Knüllern fehlt und bei der Show kein Captain Future am Lenkrad sitzt. In Los Angeles ist der Auto-Alltag zurückgekehrt. Das angesehene Nachrichtenmagazin Forbes bringt es auf den Punkt: "Die Los Angeles Auto Show war bisher bekannt für alternativ angetriebene Modelle, aber dieses Mal scheinen die Stars größer, durstiger und muskulärer zu sein". Dem ist nichts hinzuzufügen.

wpr

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