Seat: Der Ibiza hat die Nase vorn

6.4.2017, 15:16 Uhr
Seat: Der Ibiza hat die Nase vorn

© Hersteller

Wir sind bereit dazu, in der Champions League zu spielen", sagt Lucas Casanovas, seines Zeichens Marketingchef von Seat. Nach eher trüben Jahren in den unteren Ligen des Automobilgeschäfts gelingt den Spaniern jetzt ein Tor nach dem anderen. 2016 war das erfolgreichste Jahr der Seat-Geschichte, der Leon läuft prima, das neue SUV Ateca sogar prächtig. Im Juni trabt der nächste Goalgetter auf den Platz, mit der Rückennummer "5" sozusagen - die fünfte Generation des Ibiza wird eingewechselt.

Der Kleinwagen steht auf der brandneuen MQB-A0-Plattform des Volkswagen-Konzerns, bemerkenswerterweise als erster, bemerkenswerterweise schon ein halbes Jahr vor dem nächsten VW Polo, der erst im Herbst auf den Markt kommt. Aber was heißt hier Kleinwagen: Mit 4,06 Metern Länge ist man kein Mini mehr. Dabei hat sich der neue Ibiza im Vergleich zum Vorgänger nicht gestreckt. Doch er steht breiter und somit sportlicher, satter da. Überhaupt ist er ein sehr erfreulicher Anblick: Markentypisch klar gezeichnet, mit Kanten und Konturen, die ein scharfes Messer gezogen hat.

Seat: Der Ibiza hat die Nase vorn

© Hersteller

Fahrerorientiertes Cockpit

Innen freuen sich vor allem die Fondpassagiere über das Neun-Zentimeter-Plus an Radstand, denn es beschert den Hinterbänklern mehr Platz. Und die Einrichtung dürfte vor allem den jungen Kunden zusagen, auf die Seat so stolz ist. "In Europa sind wir unter den Automobilherstellern die jüngste Marke", sagt Seat-Chef Luca de Meo. Der durchschnittliche Seat-Käufer ist 43 bis 47 Jahre alt und zählt somit zehn Lenze weniger als die Kundschaft der Konkurrenz. Das Cockpit im Ibiza zeigt sich fahrerorientiert und klar strukturiert, mit unten abgeflachtem Lenkrad, als zentrales Element fungiert ein großer Acht-Zoll-Touchscreen. Die Generation Smartphone kann ihr Lieblingsspielzeug kabellos laden und über die gängigen Systeme Apple CarPlay, Android Auto oder Mirror Link ins Infotainment einbinden. Eine volldigitale Instrumentierung nach dem Vorbild des Active Info Displays (VW) oder Virtual Cockpit (Audi) gibt es nicht - noch nicht, denn nachdem Ateca und Leon entsprechend ausgestattet worden sind, wird es 2018 auch im Ibiza Einzug halten.

Im Motorensortiment dürfte wohl der Einliter-Dreizylinder-TSI mit 115 PS den höchsten Beliebtheitsgrad herausfahren. Ein feines Teil, geschmeidig, drehfreudig und von aufgewecktem Temperament, mit dem der Ibiza 195 km/h schnell rennt und bei dem laut Labor-Mix 4,7 l/100 km durch die Leitungen laufen. Mehr Motor braucht kein Mensch. Alternativ gibt es dieses Triebwerk mit 85 PS, was dann den Einstieg ins Ibiza-Portfolio markiert. Ende 2018 schiebt Seat den neuen 1,5-l-Vierzylinder-TSI mit 150 PS nach. Und auch dem Diesel bleibt man gewogen, ebenfalls etwas später im Jahr werden 1,6-l-TDIs verfügbar sein, die 80, 95 und 150 PS leisten. Als Besonderheit im Segment folgt 2018 eine mit Erdgas zu betreibende TGI-Variante. Geschaltet wird mittels eines manuellen Fünf- oder Sechsganggetriebes beziehungsweise eines 7-Gang-DSG.

Seat: Der Ibiza hat die Nase vorn

© Hersteller

Präzise zu pilotieren

Auch fahrtechnisch nimmt der Ibiza von sich ein. Präzise lässt er sich pilotieren, bleibt in Kurven lange neutral und macht kurzen Prozess mit vernarbtem Straßenbelag; nur auf Querfugen reagiert er etwas mürrisch, aber das lässt sich verschmerzen. Sehr erwachsen wirkt das, sehr ausgereift. Unterstützung findet der Fahrer von etlichen (meist aufpreispflichtigen) Assistenzsystemen vom Abstandstempomaten über schlüssellosen Zugang bis hin zum Umfeldbeobachtungssystem Front Assist.

Vier Ausstattungsvarianten stehen zur Wahl, neben Reference und Style der dezidiert sportliche FR und für Kunden mit Faible für Luxus der elegante XCellence. Einen Dreitürer wird es nicht mehr geben, den wollte zum Schluss kaum einer mehr, und auch der Kombi ST ist ausgemustert worden.

Mit dem neuen Ibiza ist Seat ein erwachsener, bestens verarbeiteter und fahrtechnisch überzeugender kleiner Kompakter gelungen, der obendrein richtig scharf aussieht. Im Vergleich zum Vorgänger, der bereits unterhalb von 13.000 Euro zu haben war, ist die fünfte Generation allerdings deutlich teurer geworden und kostet jetzt mindestens 14.240 Euro.

Seat: Der Ibiza hat die Nase vorn

© Hersteller

Noch mehr SUVs geplant

Demnächst wird Seat weitere treffsichere Spieler in den Kader aufnehmen. Noch in diesem Jahr tritt der Arona an, ein unterhalb des Ateca positioniertes und mit dem Audi Q2 beziehungsweise dem kommenden VW T-Roc verwandtes SUV, das ebenfalls auf dem MQB-A0 aufbaut. Und 2018 kommt ein großes, namentlich noch nicht benanntes SUV ins Spiel, das als Pendant zu VW Tiguan Allspace und Skoda Kodiaq fungiert und bis zu sieben Personen mitnehmen kann. Die Spanier wollen sich festsetzen in der Champions League.

Ulla Ellmer

Seat Ibiza in Kürze:

Wann er kommt: Im Juni 2017

Wen er ins Visier nimmt: VW Polo, Opel Corsa, Skoda Fabia, Ford Fiesta, Nissan Micra, Citroen C3, Renault Clio, Peugeot 208, Mazda 2, Hyundai i20, Kia Rio, Honda Jazz

Was ihn antreibt: Zum Marktstart ein Einliter-Dreizylinder-TSI mit 85 oder 115 PS

Was er kostet: Ab 13.000 Euro

Was noch folgt: Ende 2017 der 1,5-l-Vierzylinder-TSI mit 150 PS. Außerdem 1,6-l-TDI-Motorisierungen mit 80. 95 und 150 PS. 2018 kommt eine Erdgasvariante (TGI)

 

 

Keine Kommentare