Aus Latein wird ein Baum

10.1.2012, 16:00 Uhr
Aus Latein wird ein Baum

© Michael Matejka

„Das habe ich mir schon immer gewünscht“, sagt Julia Hayn lachend, „ich halte eine Lateinstunde.“ Die Nürnberger Gedächtnistrainerin, die euch seit Beginn des Schuljahres für die Extra-Schüler-Seite als Expertin verschiedene Lern- und Merktechniken vorstellt, hat für die Serie einen Einsatz als „Lehrerin“ am Nürnberger Hans-Sachs-Gymnasium.

Latein steht für die Klasse 10b an diesem Dienstagmorgen auf dem Stundenplan. Als Hilfe bei der Analyse eines Lateintextes über Rhetorik erklärt Julia Hayn den Zehntklässlern die Mind-Map-Technik.

„Manchen leuchtet Mind Map sofort ein, andere sehen es nicht als ihre Technik“, stellt Hayn zu Beginn die zwei Lager klar. „Ein Mind Map macht ein Thema übersichtlich und man konzentriert sich auf die wesentlichen Punkte“, findet Kahnh. Und Mitschülerin Eva ergänzt: „Man sieht sofort, was zusammengehört.“ Ein weiterer Pluspunkt der Technik: Wenn die Gedanken beim Vorbereiten eines Referates wild hin- und herspringen – einem mal etwas zum Einstieg einfällt, dann zum Schluss und dann zur Präsentationsform – können all diese Ideen sofort an irgendeiner Stelle im Mind Map festgehalten werden.

Damit ein Mind Map wirklich eine Hilfe zur Referatsvorbereitung oder beim Zusammenfassen eines Textes ist, solltet ihr einige Regeln beachten. „Ganz wichtig“, sagt Julia Hayn, „jeder muss sein Mind Map nach seinen eigenen Vorlieben gestalten. Ein Mind Map wird nie aussehen wie das des Banknachbarn, denn jeder hat seinen eigenen Stil, seine eigene Denkweise und benutzt individuelle Assoziationen. “

Ihr geht am besten so vor:

Nehmt euer Blatt Papier quer. Querformat entspricht unserem Blickfeld eher als Hochformat, außerdem könnt ihr den Platz besser ausnutzen. Anschließend sucht ihr euer Schlüsselwort und schreibt es in einen Kreis oder eine Wolke in die Papiermitte. „Dann ist das weiße Blatt schon nicht mehr so leer“, ermutigt Julia Hayn. Ihr könnt euch ein Mind Map auch wie einen Baum vorstellen: Vom Schlüsselwort, dem Baumstamm, gehen viele Äste ab zu den Hauptaspekten. Und von denen wiederum gibt es viele Zweige, die zu den Unterpunkten führen.

Nachdem ihr euer Schlüsselwort festgelegt habt, geht es ans Begriffesammeln. Um das Schlüsselwort herum ordnet ihr Schlagwörter. Die könnt ihr zum Beispiel in Kästchen schreiben. Dann verbindet ihr das Schlüsselwort in der Mitte mit jedem Schlagwort. Die erste Ebene eures „Begriffsnetzes“ ist fertig.

Nun gilt es, jedes Schlagwort weiterzudenken und Unterpunkte dazu zu finden. Julia Hayn ordnet in orangefarbenen, blauen, grünen und roten Kästchen an der Tafel Wörter an, die die Schüler ihr zurufen: Um die Schlagwörter „Einleitung“, „Aufgaben des Redners“, „Fähigkeiten“ und „Gedankenfindung“ reihen sich bald weitere bunte Stichpunkte. „Nutzt verschiedene Farben, um die Struktur eures Mind Maps gut sichtbar zu machen“, rät die Gedächtnistrainerin. Jeder Ast sollte sich farblich vom Nachbarast unterscheiden.

Sinnvoll ist es, zu den Schlüsselwörtern und Unterpunkten Symbole zu skizzieren. Das ist besonders für visuelle Lerntypen hilfreich, die sich die Zeichnung einprägen und daraus die Gedanken zum Stichpunkt herleiten. „Nehmt möglichst einfache Symbole, verkünsteln bringt wenig“, empfiehlt Julia Hayn. Im Latein-Beispiel an der Tafel malt sie eine Comic-Gedankenblase zum Stichpunkt „Gedankenfindung“, eine Waage zum Punkt „gerichtlich“ und ein Strichmännchen mit Wellen am Mund als Symbol für einen „Redner“.

Pfeile und Verbindungslinien dürfen im Mind Map nicht fehlen: Sie verdeutlichen die Beziehung zwischen einzelnen Stichpunkten. „Achtet aber darauf, keine Mega-Pfeile quer übers Blatt zu ziehen, sonst streicht ihr Inhalte durch“, warnt Hayn. Übrigens: Ein Mind Map eignet sich auch prima für Gruppenarbeit. Damit es für alle leserlich ist, könnt ihr am PC arbeiten: Ein kostenloses Programm findet ihr auf www.xmind.net

 

 

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