20. Oktober 1963: Er hat sich eingelebt

20.10.2013, 06:40 Uhr
20. Oktober 1963: Er hat sich eingelebt

© Eva Slevogt

Wenn er grunzt, fühlt er sich pudelwohl. Aber wenn er hustet, ist es ein Zeichen des Ärgers und der Ungeduld. Nämlich das Sorgenkind von Tiergarten-Direktor Dr. Alfred Seitz, ein etwa vier Jahre alter Gorilla aus dem Kongo. Das wertvolle Tier, seit 20 Tagen im Affenhaus untergebracht – wir berichteten bereits über die neue Attraktion im Zoo – wird regelrecht verhätschelt und aufgepäppelt. Ein bekannter Kinderfacharzt wurde hinzugezogen, Rat bei anderen deutschen zoologischen Gärten eingeholt. Denn es gibt in europäischen Tiergärten nur wenige Gorillas, und Bayerns einzigen Gorilla besitzt der Tiergarten am Schmausenbuck.

Von morgens bis abends kümmerten sich in letzter Zeit der Tierpfleger Günter Jäckel und der Zoologiestudent Fritz Jantschke um den jungen „König des Urwalds“. Ferner holte man eigens eine kleine Schimpansin als Spielgefährtin. So verlor der Gorilla seine anfängliche Schüchternheit und Ängstlichkeit recht schnell. Mit wahrer „Affenliebe“ hängt er an seinen Pflegern, und nach einigem Sträuben versteht er sich nunmehr auch mit der Schimpansin.

20. Oktober 1963: Er hat sich eingelebt

© Slevogt

Der Gorilla benötigt besondere Pflege. Ebenso wie Okapis und Orang-Utans sind sie sehr anfällig auf Parasiten. Das Futter muß genau abgestimmt sein. Jeden Morgen gibt es Trockenmilch mit Nährzucker, ansonsten viel Obst und Grünfutter.

Im nächsten Jahr will Dr. Seitz noch ein Gorilla-Weibchen erwerben. Mit eigenem Gorilla-Nachwuchs allerdings wird es noch lange dauern. Erst sind jetzt die Orang-Utans „Katjong“ und „Suma“ an der Reihe.

An der Baustelle Giraffenhaus und Freianlage wird ebenso fleißig gearbeitet wie an den Fundamenten für die künftige Kleinbahn. 1180 Meter Gleise müssen gelegt werden. Das Gartenbauamt arbeitet hier mit dem Tiefbauamt zusammen.

Spätestens bis Ostern 1964 wird die Kleinbahn in Betrieb genommen werden. Oberbaurat Karl Hörber überzeugte sich gestern persönlich von den Arbeiten im Tiergarten. Wann das Giraffenhaus bezogen werden kann, steht noch nicht genau fest.

Das schwierigste Problem für Dr. Seitz aber ist es, geeigneten Nachwuchs an Tierpflegern zu bekommen. Es wären eine ganze Reihe von Stellen zu besetzen, aber es fehlen die Bewerber.

Verwandte Themen