21. Oktober 1965: Ein Glanzstück im Schulhausbau

21.10.2015, 07:00 Uhr
21. Oktober 1965: Ein Glanzstück im Schulhausbau

© Gerardi

Zwei Jahre Bauzeit und über drei Millionen Mark sind nötig gewesen, um die niedrigen, nach dem „Kammsystem“ einander zugeordneten Gebäude aus dem sandigen Boden zu stampfen. Die vielen Kinder in der Reihenhaussiedlung zwischen Münchener Straße und Südfriedhof brauchen nun nicht mehr bis zur Bauernfeind- und Saarbrückener Straße zu wandern und dort in überfüllten Schulen im Schichtunterricht ihr Pensum abzusitzen. Die hellen, licht- und luftdurchfluteten Klassenräume im neuen Haus liegen sozusagen vor ihrer Haustür.

Ein langgestreckter überdachter Pausengang führt vom Eingang bis zur Turnhalle am äußersten Ende der weiträumigen Anlage. Von ihm aus geht es durch breite Glastüren in die beiden flachen, einstöckigen Klassentrakte. Die sieben Räume der katholischen Bekenntnisschule und die sechs der Gemeinschaftsschule, die zu dem Komplex gehören, sind nach allen Regeln moderner Schularchitektur und Kinderpsychologie ausgestattet.

Dabei haben sich der Architekt, Diplom-Ingenieur Ferdinand Reubel, und der Leiter des Hochbauamtes, Otto-Peter Görl, nicht bei kunstgewerblich wirkenden Kleinigkeiten oder verspielten Details aufgehalten: allein vom baugerechten Material – unbemalter, unverputzter Beton, Ziegelmauerwerk, Glasbausteine und helles, naturfarbenes Holz – geht die Wirkung aus. So entstand ein zweckentsprechendes und deshalb schönes Haus, das darüber hinaus noch den Vorteil leichter Pflege und geringer Unterhaltskosten bietet.

So herrschte denn bei der Einweihungsfeier heitere Stimmung an einem heiteren Tag, zu dessen Ehren die Fahnen von Bund, Land und Stadt vor dem Komplex wehten. Eltern, Lehrer, Kinder und die Prominenz der Stadtvertretung waren voll des Lobes über das Werk, gratulierten sich gegenseitig und atmeten erleichtert auf, daß wieder ein Schritt mehr auf dem Weg zum „einschichtigen Unterricht und von der Schulraumnot zurückgelegt ist.

Zum Zeichen enger Verbundenheit mit dem Ursprungs-Schulhaus Saarbrückener Straße war vom kleinen Schulchor und einer Instrumentalgruppe unter Erwin Arnold eine Kantate einstudiert worden, die schon die Einweihungsfeier im alten Haus musikalisch untermalt hatte. Die Beziehungen werden auch weiterhin eng bleiben, denn die Verwaltung des neuen Hauses wird noch an der Saarbrückener Straße amtieren, wenn auch in Siegmund Macher schon ein Rektor für die Gemeinschaftsschule bestellt ist. Die katholische Bekenntnisschule hat vorerst noch keinen offiziellen Leiter.

Obwohl der Unterricht im neuen Haus schon seit Schuljahresbeginn läuft, kamen die guten Wünsche und anerkennenden Blicke Hausherrn und Bewohnern doch gerade recht. „Mögen hier glückliche Kinder zu ganzen Menschen erzogen werden“, hoffte Baudirektor Otto-Peter Görl, während Schul- und Kulturreferent Dr. Hermann Glaser etwas bescheidener wünschte, daß die helle, heitere Atmosphäre des Hauses den Ärger weitgehend ausschalten solle. „Das Betragen und die Leistungen unserer Schüler haben sich seit unserm Einzug hier spürbar verbessert“, konnte Rektor Siegmund Macher darauf erwidern.

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