24. Oktober 1963: Wo die Milch in Strömen fließt

24.10.2013, 06:40 Uhr
24. Oktober 1963: Wo die Milch in Strömen fließt

© Friedl Ulrich

In wenigen Wochen schickt die BMV auch eine neue, viereckige Milchpackung auf den Markt. Sie hat den Vorteil, daß sie wieder geschlossen werden kann, wenn noch Milch in ihr ist.

24. Oktober 1963: Wo die Milch in Strömen fließt

© Friedl Ulrich

Von einer „Vollendung der Automation in der Milchwirtschaft“ sprach Oberbürgermeister Dr. Urschlechter als Vorsitzender des Aufsichtsrates Angesichts des Werkes, das bald fertiggestellt sein wird. Die Gesellschaft hat sich zu diesem ersten Neubau seit 1927 entschlossen weil sie um jeden Preis rationalisieren und aus dem personalintensiven einen personalsparenden Betrieb machen wollte. „Daher sind die letzten Erkenntnisse der Technik angewendet worden“, versichert Direktor Stephan Hartl.

24. Oktober 1963: Wo die Milch in Strömen fließt

© Friedl Ulrich

In der Tat läuft auf den drei Fließbandstraßen alles wie am Schnürchen: die leeren Flaschen kommen in Kästen herein, werden automatisch herausgenommen, eine Viertelstunde lang gründlich gewaschen, darauf durchleuchtet, ob sie sauber sind, gefüllt, mit der üblichen Aluminiumkappe versehen, noch einmal von außen gereinigt und wieder in einen Kasten gesetzt. Es dauert etwa 20 Minuten bis eine Flasche die Straße von Anfang bis Ende durchlaufen hat, 5000 Flaschen sind ständig auf dem Fließband unterwegs.

24. Oktober 1963: Wo die Milch in Strömen fließt

© Horst Eißner

Der Clou der ganzen Geschichte sind die „Paletten“, auf denen wie bei einem Tablett viele Flaschen zusammengefaßt werden können. Mußte bislang jeder einzelne Kasten mit Milchflaschen vom Menschen „behandelt“ werden – die Flaschen wurden mit der Hand herausgenommen und wieder hineingesetzt –, ist es von an möglich, 20 Kästen auf einer Palette gleichzeitig zu bewegen. Die Anlage leistet soviel, daß für sie nur noch 50 bis 60 Arbeitskräfte (bisher 110 bis 120) nötig sind. Die vielen Überstunden und die Wochenendarbeit sollen mit ihrer Hilfe auf ein Mindestmaß herabgesetzt werden.

Unweit von jenen Straßen, auf denen die Milch in Strömen fließt, arbeitet ein Automat, der jene viereckige Milchpackung falzt und füllt, die von der Milchversorgung erstmalig auf den deutschen Markt gebracht wird. Die „blocpak“, die ihren Namen der blockartigen Form verdankt, soll die Hausfrauen dazu anregen, Milch in größeren Mengen auf Eis zu legen. Die Packungen lassen sich nämlich besser stapeln und lagern als alles, was es bisher gibt. Obendrein sind sie, wie gesagt, wieder verschließbar, auch wenn sie schon geöffnet waren.

Die Bayerische Milchversorgung, die im vergangenen Jahr 226 Millionen Kilogramm (= Liter) verarbeitet hat, ist sicher, daß ihr neues Werk auf Jahrzehnte hinaus allen Anforderungen des Großraumes Nürnberg-Fürth-Erlangen gerecht wird und für die Hygiene die besten Voraussetzungen bietet. Aus 320 Sammelstellen kommt die Milch täglich in Tanks an; wenn sie allein 1300 (früher 480) Kunden in Nürnberg. Am schnellsten kommt die Markenmilch an den Mann, die erst abends zwischen 19 und 23 Uhr geliefert wird. Für sie gilt das Motto: „Abends gemolken – morgens auf den Tisch!“

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