25. Dezember 1965: Minister mit Kutsche

Nürnberg - Bundespostminister Richard Stücklen bereitet der „alten Garde“ gestern abend in der Innsbrucker Straße eine Weihnachtsfreude.

© Kammler

Stilgerecht fuhr er mit Hörnerschall in der gelben Postkutsche zur Wohnung des Vorsitzenden des Vereins ehemaliger Postillione, zu Hans Rettenbacher. In der guten Stube beschenke er den „Schwager“ und vier weitere Männer, die ebenfalls stolz hoch droben auf dem Bock des pferdebespannten Postwagens gesessen haben: Georg Dietlein, Hans Beer, Georg Hopfengärtner und Nikolaus Hofmann.

Im dichten Flockenwirbel kletterten der Minister, sein Sohn Hans-Peter, sein Pressereferent Rudolf Söllner sowie Dr. Kurt Wiesemeyer, der Präsident der Oberpostdirektion, und Abteilungspräsident Dr. Karl Heinz Schmidt aus dem Gefährt, mit dem sonst die Kinder durch die weihnachtlich geschmückten Straßen der Innenstadt befördert werden. Im Schrittempo waren den Pferden die Autos gefolgt, mit Geschenken beladen.

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Nürnberg

30.12.2015, 07:00 Uhr

Kalenderblatt: Nürnberg im Dezember 1965

Minister Stücklen breitete seine Gaben auf dem Tisch des Hauses aus und setzte sich mitten unter die gemütliche Runde, denn außer den alten Postillionen gehört die gesamte Familie Rettenbacher zur Post: die Söhne Josef, Hans und Rudolf des 69 Jahre alten Seniors und der Enkel Albert. Hans und Rudolf sind obendrein vielen Nürnbergern bekannt als schmucke Postillione und kundige Bläser des Horns. Seit vielen Jahren versehen die beiden schon ihren Dienst.

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Der Weißenburger Chef aus Bonn besucht jedes Jahr symbolisch für alle Angehörigen der Bundespost ein Postamt, eine Bautrupp oder – wie heuer – die Pensionäre, denen er gestern versicherte: „So viel Geld bringen wir allemal noch auf, daß wir Sie anständig bezahlen können.“

Die Gastgeber aber revanchierten sich für diese tröstliche Erklärung. Postillion Rudolf Rettenbacher schenke fleißig ein und sorgte dafür, daß bald der „blaue Dunst“ zur Decke stieg. Als Trophäe nahm Minister Stücklen einen großen Maßkrug mit, aus dem er viele tiefe Züge tun kann, wenn er – wie er erklärte – über Weihnachten ein Gutachten studiert, das Fachleute über die Bundespost ausgearbeitet haben.