29. März 1966: Schilderwald wird immer dichter

29.3.2016, 07:00 Uhr
29. März 1966: Schilderwald wird immer dichter

© Ulrich

Der Schilderwald auf den Straßen wird von Tag zu Tag dichter. Gerade im Frühjahr schießen mit den Blumen die Verbots- und Gebotstafeln überall förmlich aus dem Boden, denn die hohe Zeit der Straßensperren hebt an. Die Autofahrer werden nicht nur vor harte Geduldsproben, sondern auch vor größere Anforderungen an ihre Aufmerksamkeit gestellt.

Allein 100 Zeichen sind gestern und heute in der Stadt neu aufgestellt worden, damit der Verkehr rings um zwei große Baustellen im Süden in geordneten Bahnen bleibt.

Die Kreuzung Katzwanger / Frankenstraße, die mit Ampeln bestückt wird, ist neuerdings ebenso dicht wie die Wölckernstraße zwischen Bulmann- und Allersberger Straße, die einen breiteren Zuschnitt erhält. In beiden Fällen ist es nicht damit getan, den Wagenstrom vom Sperrbezirk abzulenken; in den engen, künftig stark belasteten Nebenstraßen, muß so manches Park- und Halteverbot aufgepflanzt werden, damit sich der Verkehr hindurchwinden kann.

Obwohl die Autofahrer noch dicht bis an die Kreuzung Katzwanger / Frankenstraße herankommen dürfen und ihnen 40 Verkehrszeichen den Umweg weisen, ging die Sache gestern zunächst mehr schlecht als recht. In der Wölckernstraße müssen heute erst einschlägige Erfahrungen gesammelt werden. Der Leiter des Verkehrsaufsichtsamtes, Amtmann Karl Huber, ist jedoch zuversichtlich: "Nach etwa drei Tagen hat es sich bisher immer gezeigt, daß die Autofahrer selbst den besten und schnellsten Weg finden!"

Während das fahrende Volk die Straßensperren kaum übersehen kann, ist es auf seinen erfahrenen Wegen auf weit härtere Proben gestellt, wenn sich dort etwas ändert. Noch heute biegen viele Wagenlenker von der Königstraße nach rechts in die Karolinenstraße, aus der Bucher Straße nach links zum Tiergärtnertor und Vestnertorgraben ab, obwohl ihnen Geradeauspfeile dies seit längerem verbieten. Weit weniger wird der weiße Pfeil auf blauem Grund im Dürrenhoftunnel beachtet, der das Linksabbiegen in die Burgerstraße untersagt; gerade an dieser Stelle führen solche Erscheinungen häufig zu einem Stau.

Gegen das Linksabbiegen

Das "lästige, gefährliche und behindernde Linksabbiegen" (so Karl Huber) soll künftig weit stärker als bisher eingedämmt werden. Auf großen Verkehrs-Achsen mit Straßenbahngleisen wie beispielsweise der Landgraben- oder Bayreuther Straße sollen die Autofahrer auf dem geraden Weg bleiben müssen. Es ist allerdings daran gedacht, ununterbrochene Reihen von Nägeln in die Straßen zu schlagen, damit das Verbot augenfälliger erscheint als der Pfeil am Wegesrand. Obendrein hält Huber mehr von den ausländischen Zeichen für diesen Fall, denn bei ihnen ist jene Richtung rot durchkreuzt, die nicht eingeschlagen werden darf.

Aber nicht nur der Schilderwald ist gelegentlich für den Zeitgenossen am Steuer ein Ärgernis. Gar manche Ampel wird auch als überflüssig erachtet, weil sie als Hemmschuh im Verkehrsfluß erscheint. Als Musterbeispiel dafür gilt das Signal an der Steubenbrücke, das einen Zebrastreifen schützen soll, über den kaum Fußgänger gehen.

Das nächtliche Leuchten der Ampeln wird von vielen ebenfalls als überflüssig erachtet, doch es hat seinen tieferen Grund im Grundsatz: Sicherheit vor allem!

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