29. Oktober 1966: Eröffnung der "Einkaufstasche“

29.10.2016, 07:00 Uhr
29. Oktober 1966: Eröffnung der

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Diesmal ist es eine Hobby- und Freizeitschau, die geschwisterlich vereinigt mit der "Einkaufstasche" ist. Ort des Geschehens ist selbstverständlich wieder das Nürnberger Messegelände, das ja eigentlich keins ist, weil eben kein Freigelände zur Verfügung steht. Doch in allen fünf Hallen, die auf dem Nürnberger Messe- und Ausstellungszentrum stehen, wird die Herbstausstellung "Die Einkaufstasche" stattfinden. Rund 310 Aussteller sind gekommen, die auf 18.000 qm Ausstellungsfläche ihre Produkte anbieten. Im vergangenen Jahr wurden nur 13.200 qm von den Ausstellern in Anspruch genommen. Ein besseres Zeichen für die wachsende Beliebtheit dieser für alle Hausfrauen interessanten Ausstellung läßt sich kaum finden.

Etwas wird übrigens diesmal fehlen. Es werden keine wohlgefüllten Handtaschen mehr an die 500. oder 1.000. Besucherin verteilt. Die Ausstellungsleitung will festgestellt haben, daß einige der Einkaufstaschen gar nicht mehr abgenommen wurden, daß also ihre Beliebtheit nachgelassen hat. Darum - und gewissermaßen als Ersatz - hat sich die Ausstellungsleitung viele andere Gags einfallen lassen, um diese Herbst-Ausstellung wieder recht interessant zu machen. Im übrigen – 1965 kamen 75.000 Besucher in die Ausstellungshallen. Man hofft, diese Zahl auch heuer erreichen, wenn nicht übertreffen zu können.

Flecken ade

Das Angebot der "Einkaufstasche" wurde auch in diesem Jahr erweitert und bietet einen umfassenden Überblick über moderne Haushalttechnik und neuzeitliches Wohnen.Die Hersteller bringen eine ganze Reihe von Neuheiten und Verbesserungen, die der Arbeitserleichterung und Arbeitsersparnis im Haushalt dienen. Hier - vorläufig nur - zwei kleine Beispiele. Da bietet ein Hersteller eine neuartige Damast-Tischdecke an, die mit einem unsichtbaren Fleckenschutz im Gewebe versehen ist. Sie ist also sozusagen "fleckengeschützt". Nach den Angaben des Herstellers bleiben verschüttete Flüssigkeiten wie Saucen, Rotwein, Kaffee, Obstsäfte etc. auf der Oberfläche liegen und dringen nicht wie üblich in das Gewebe ein. Der Fleck wird mit einer einfachen Papierserviette ohne jeden Rückstand abgetupft.

Eingetrocknete Flecken oder Verunreinigungen werden mit einem feuchten Tuch herausgewischt. Während bisher die normale Tischdecke schon nach der kleinsten Verunreinigung durch einen Kaffee- oder Weinfleck gewechselt werden mußte, bleibt diese Damast-Tischdecke einige Tage, ja sogar Wochen, je nach Beanspruchung, sauber. Die Wäsche erfolgt nach dem üblichen Waschprozeß, allerdings ist ein Kochen der Tischdecke nicht notwendig, da der Schmutz sich nicht in dem Gewebe festsetzt, sondern obenauf liegt. Er löst sich bei einer Waschtemperatur von 60-70 Grad. Im übrigen wird die Tischdecke normal gemangelt bzw. gebügelt, was nach Möglichkeit in sehr feuchtem Zustand geschehen soll.

Ein anderer Hersteller bietet als Neuheit die sogenannte "ewige Kerze" an, die auf jeden Fall recht lange Freude machen soll. Von außen betrachtet geben sich diese Kerzen in den verschiedensten Größenordnungen, einfallsreichen Mustern und Farben völlig "normal". Sie haben jedoch ein Innenleben in Gestalt eines Einsatzes, in den eine zweite kleinere Kerze geschoben, und, brennt diese erst einmal, von einer Feder Stück für Stück nach oben befördert wird. So bleibt die äußere Hülle, die eigentliche Schmuckkerze, geschont und verdient somit auch das Adjektiv "ewig".

Das sind aber nur zwei der vielen Neuheiten und Verbesserungen, die auf der "Einkaufstasche 1966" gezeigt werden. Am Montag wird hier von den anderen Überraschungen gesprochen werden, die es in den fünf Ausstellungshallen heuer für die Hausfrau zu sehen gibt.

Die Nahrungs- und Genußmittel- sowie die Getränke-Industrie sind auf der "Einkaufstasche" selbstverständlich auch vertreten, und werden wieder mit den beliebten Kostproben aufwarten. Die Bayerische Hausfrauenvereingung im KDFB wirbt darüber hinaus mit Milch- und Quarkproben für gesunde Ernährung. Die Besucher aus nah und fern haben diesmal auf der Ausstellung eine "Rennstrecke“ um rund 18.000 Quadratmeter (5.000 mehr als voriges Jahr) zu bewältigen, wenn sie alles sehen wollen, was in bunter Fülle geboten wird.

Besonderer Anziehungspunkt: die großzügige Hobby- und Freizeit-Schau, bei der die Bastler und Tüftler zum Zuge kommen, Anregungen sammeln und Steckenpferdchen gewinnen können – aus Metall adrett gestaltet und mit dem Namen des Siegers graviert. Großes "Aufgeschau" wird es bei der Stereophonie-Sonderschau des Bayerischen Rundfunks geben, nachdem diese Anstalt Ende dieses Jahres mit der Ausstrahlung von Stereo-Sendungen beginnt. Für Tips bei technischen Hobbys sorgen der Amateur-Radio-Club, der 1. Bastler-Club, die Modellbauclubs Nürnberg und Fürth, der Modelleisenbahnclub und die "Eisenbahnfreunde". Auf einer Rennbahn über 60 Meter können von den Besuchern kleine Autos auf Hochtouren gebracht werden.

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