3. Januar 1962: Nie wieder Bombennächte

3.1.2012, 06:59 Uhr
3. Januar 1962: Nie wieder Bombennächte

© Ulrich

An öffentlichen Gebäuden der Stadt wehten die Fahnen auf halbmast; vor dem Glockenturm im Südfriedhof hielten Bürgermeister, Stadträte und schlichte Bürger einen besinnlichen Rückblick auf jenen verhängnisvollen 2. Januar 1945 an dem 1829 Frauen, Männer und Kinder beim schwersten Bombenangriff auf Nürnberg ums Leben gekommen sind.

 

3. Januar 1962: Nie wieder Bombennächte

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„Wir gedenken in diesem Jahr 1962 der Opfer des Luftkrieges und der Kämpfe in der Heimat bangen Herzens“, sagte Oberbürgermeister Dr. Urschlechter angesichts des Getöses kriegerischer Ereignisse in der Welt, der Sorgen um die Radioaktivität der Luft und der neuen Gedanken an Luftschutzbunker und Sirenen.

Trotz solcher ersten Anzeichen in der politischen Lage wird die Beteiligung an der Gedenkfeier im winterlichen Südfriedhof von Jahr zu Jahr kleiner: neben den Offiziellen kamen gestern nur noch wenige Frauen und Männer, die entweder Angehörige hier bestattet haben oder dem Grauen jener Angriffsnächte selbst nur mit knapper Not entronnen sind, zu dem Glockenturm, dem hohen Mahnmal an die Opfer.

3. Januar 1962: Nie wieder Bombennächte

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Die Trauerbeflaggung aber zeigte es allen, daß Nürnberg nicht bereit ist, die harten Kriegsjahre im Wohlstand zu vergessen. Und als die Glocken auf dem Turm ausschwangen, da wurden ihre Töne hingetragen zu den neuen Wohnsiedlungen im Süden, die voller Hoffnung auf eine friedvolle Zukunft gebaut worden sind.



Mit dem großen Lorbeerkranz, den Oberbürgermeister Dr. Urschlechter unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden am Ehrenmal niederlegte, brachte die Stadt ihre ehrende Erinnerung für die Toten und ihre Anteilnahme für die Angehörigen erneut sichtbar zum Ausdruck. Das Stadtoberhaupt aber führte die kleine Versammlung in seiner Rede aus der Stille diese Tages zum Inferno am 2. Januar 1945, an dem nach mehreren Tagen festlicher Ruhe die Nürnberger Bevölkerung so hart wie nie durch einen Luftangriff zuvor getroffen worden ist. „Wie Furien jagten die Brände und Explosionen durch unsere Stadt“, so schilderte Dr. Urschlechter das Grauen dieses Tages, an dem fast ein Drittel aller 6621 Opfer im Bombenkrieg und bei den Kämpfen in der Heimat umgekommen ist.

Das Stadtoberhaupt gemahnte die Menschen nach dem Gedenken an solches Leid in der jüngsten Geschichte, stets daran zu denken, „daß wir alle in der Welt unserer Zeit verpflichtet sind, nur die friedliche Entwicklung unserer Völker im Auge zu behalten. „Verantwortungsbewußt müssen wir dem Ziele zustreben, daß sich solche Bombennächte, wie sie in vielen Städten Europas die Bevölkerung hart getroffen haben, nicht mehr wiederholen dürfen!“


Bevor die Kapelle der Stadtpolizei ihr Lied „Wie sie sanft ruh´n“ anstimmte, rief es der Oberbürgermeister über die Gräber hinweg: „Wir müssen den Mut und die Kraft immer wieder finden, über alle Entwicklungen hinweg den Frieden zu erhalten und der Bevölkerung unserer Stadt einen nochmaligen 2. Januar 1945 zu ersparen!“

Aus den Nürnberger Nachrichten vom 3. Januar 1962


 

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