6. Juli 1964: 151,9 km/h - neue Bestmarke für Foitek

6.7.2014, 07:00 Uhr
6. Juli 1964: 151,9 km/h - neue Bestmarke für Foitek

© Ulrich

Der Schweizer Karl Foitek ist der erste Fahrer, der auf dem Norisring eine Rundengeschwindigkeit von über 150 Kilometerstunden gefahren ist: er stellte gestern im Rennen der Sportwagen und Grand-Tourisme-Prototypen eine Rekordrunde von 151,9 km/st auf.

Damit übertraf er nicht nur die im Vorjahr von dem Düsseldorfer Peter Nöcker auf einem Jaguar E erzielte Höchstgeschwindigkeit von 145,6 km/st, sondern war auch noch schneller, als Nökker kurze Zeit zuvor im Lauf der GT-Wagen über 2500 ccm, in dem er, ebenfalls auf einem Jaguar E, eine schnellste Runde von 147,5 km/st gedreht hatte.
Noch  zweimal erklangen zur Siegerehrung ausländische Hymnen: für den Eidgenossen Schlup, der auf Fiat-Abarth die Konkurrenz der GT-Wagen bis 1000 ccm gewann, und für den schwedischen Meister Troberg, der in großem Stil das Rennen der Formel-III-Wagen auf einem Brabham F 3 für sich entschied.

6. Juli 1964: 151,9 km/h - neue Bestmarke für Foitek

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In den übrigen Läufen gab es deutsche Erfolge, die von den rund 40 000 Zuschauern ebenso gefeiert wurden, wie die Siege der Ausländer. Das Publikum, das trotz großer Hitze rund um die Strecke aushielt, sah ausgezeichneten Sport, harte Duelle bei vollem Einsatz aller Fahrer, nicht immer aber Siege der Favoriten, denen zuweilen die Technik einen Streich spielte.
Man sah aber nicht nur bei den Zuschauern, die es sich, am Schlauch beispielsweise, mit Liegestühlen, Klappstühlchen oder auch nur mit Decken am Boden bequem gemacht hatten, sondern auch bei den Fahrern – selbst wenn sie ausgefallen waren. So bei dem Briten Lanfranchi, der zusagte, im nächstenJahr wieder auf dem Norisring starten zu wollen. Ein Versprechen übrigens, das auch Foitek gab, der den Kurs als nicht ungefährlich, aber hochinteressant und schnell bezeichnete. Derjenige, der das Ausscheiden Gregers im Rennen der Prototypen und Sportwagen am meisten bedauerte, war Sieger Foitek selbst. „Wenn Greger und die anderen in der Konkurrenz geblieben wären, wäre der Rekord zweifellos noch höher ausgefallen“, meinte der Eidgenosse.

Zufriedene Gesichter schließlich sah man auch bei MCN-Präsident Dr. Ficht, dem verdienstvollen Rennleiter Gernot Leistner, den Sportkommissaren und all den Funktionären und Helfern des MCN, die zum Teil seit Wochen durch ihre Arbeit zum Gelingen dieses Großtages des MCN beigetragen haben und durch einen unfallfreien Verlauf des Renntages belohnt wurden.

Zehn schieden aus

Den Auftakt bildete die Konkurrenz der Motorrad-Ausweisfahrer auf 250-ccm-Maschinen, die ebenso wie das Rennen der Gespannmaschinen zum Wettbewerb um den OMK-Junioren-Pokal zählte. Der Frankfurter Meub setzte sich in der dritten Runde bereits an die Spitze, die er mit seiner Adler nicht mehr abgab. Hinter ihm fuhr Sommer (Köln) auf Honda einen sicheren zweiten Platz nach Hause, während sich um die dritte Position der Plettenberger Scharenberg auf Bultaco, Martinek (Köln) auf Honda und Ruppach aus Trebgast auf NSU erbitterte Gefechte lieferten. In ihrem Verlauf fuhr Martinek mit 122,1 km/st die schnellste Runde, mußte sich aber mit dem vierten Platz hinter Scharenberg begnügen. Von 25 Startern erreichten 15 das Ziel. Zu denen, die auf der Strecke blieben, gehörte auch der Nürnberger Walter Huber auf Ducati.

Favoriten kamen von der Bahn

Den besten Start in der Gespannklasse erwischten die Frankfurter Isel/Fleck, die nach ihrem Vorsonntagssieg auf der Avus auch am Dutzendteich als Favorit galten. In der Spitzkehre am Schlauch schossen sie aber im wahrsten Sinne des Wortes über das Ziel hinaus, kamen von der Strecke und blieben glücklicherweise unverletzt. Sie mußten das Rennen jedoch aufstecken.

6. Juli 1964: 151,9 km/h - neue Bestmarke für Foitek

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Dadurch war die Bahn frei für die Heidelberger BMW-Fahrer Arnold Ohemig, die sich zunächst noch der Verfolgung durch die Wattenscheider Stuttfeld/Obluda (BMW) zu erwehren hatten, bald aber davonzogen und ihren Vorsprung Runde um Runde vergrößerten. Mit elf Sekunden Abstand von Stuttfeld/Obluda passierten sie das Ziel. Sie  erreichten einen Gesamtdurchschnitt von 114,5 km/st für die 13 Runden und buchten auch deren schnellste mit 116,83 km/st für sich. In dem Rennen waren neun Ausfälle zu verzeichnen.
Arnold/Oehmig erhielten den Ehrenpreis der Nürnberger Nachrichten.

Drei jagten sich gegenseitig

Einen Vorjahressieger erlebten die Tausende von Zuschauern auch in diesem Jahr als Gewinner, und zwar Rolf Fenker im Wettbewerb der Lizenzfahrer auf 500-ccm-Maschinen. Fenker war 1963 Erster der Auwweisfahrerklasse gewesen und fuhr diesmal als Lizenzinhaber ein taktisch sehr kluges Rennen. Er, der Solinger Melcher und Bockelmann aus Bremen, sämtlich auf Notorn-Maschinen, waren in dem Feld der 18 Starter eine Klasse für sich. Sie jagten sich gegensetiig die zwanzig Runden lang, deren erste acht der Bremer vorn lag. Er wurde von Melcher abgelöst, der sich jedoch nur für drei Runden an der Spitze behaupten konnte. Sie übernahm Fenker, der sie bis zum Schluß behauptete, aber im letzten Umlauf noch einmal hart von Melcher bedrängt wurde, der im Ziel nur wenige Meter hinter ihm lag.

Der Nürnberger Seidl hatte wegen eines in der vergangenen Woche erlittenen Arbeitsunfalls in dem Rennen nicht starten können, das von 18 Fahrern 13 am Ziel sah.

Viel Jubel um Greger

Einen Start-Ziel-Sieg gab es im ersten Kräftemessen der Wagenfahrer durch den Münchner „Bergkönig“ Sepp Greger, dem Rennen der Grand-Tourisme-Klasse bis 1600 ccm.

Ein Alfa Romeo TZ unter dem Münchner Wrobel war unter den Porsche-Wagen das einzige „fremde“ Element, das Greger lediglich bis zur neunten Runde zusetzte. Dann stand der Wagen am Streckenrand und mußte nach dem Rennen von einem Abschleppwagen in das Fahrerlager gebracht werden. Dem zweiten Fahrer, der Greger zunächst erheblich zusetzte, dem Mannheimer Werle auf einem Porsche Carrera, ging es nicht anders, nachdem er sich zweimal gedreht hatte: er mußte bereits in der achten Runde die Waffen strecken. Von den Ausfällen beider profitierten der Krefelder Abels und der Stuttgarter Götz, die beide den gleichen C-19-Typ wie Greger fuhren: sie rückten auf Platz zwei und drei vor und waren die einzigen, die mit dem Bayern mithalten konnten und nicht überrundet wurden. Der letzte der am Ziel angekommenen, der Bamberger Langhojer, lag nicht weniger als sechs Runden hinter Greger zurück! Da drei verschiedene Porsche-Typen in diesem Rennen gefahren wurden, trösteten sich die Fahrer des schnellsten Porsche S 90, Knaier (Erpfingen), und James Smith (Bitburg/USA) auf Porsche S 74 mit Sonderpreisen, denn ihre Wagen konnten selbstverständlich mit den schnelleren C 19 nicht mithalten.

Lauter Jubel umbrandete Greger, als der Münchener aus seinem Wagen stieg, den Sturzhelm ab-, sein Strohhütchen aufsetzte und den Zuschauern mit beiden Armen zuwinkte.

Nur die 904 GTS hielten mit

Zwei Klassen ließ der Veranstalter zusammen starten: die GT-Klasse über 2500 ccm und die GT-Klasse bis 2500 ccm. In jener war Peter Nöcker auf Jaguar E-Type GT einsame Klasse, der vor dem gesamten Feld einherfuhr, in dieser beherrschten die Porsche 904 GTS das Rennen, in dem die Abarths aus Italien fehlten. So fehlte der Konkurrenz natürlich etwas der Reiz, denn Nöcker und hinter ihm Linge, Selbach und Schütz fuhren mit uhrwerksmäßiger Regelmäßigkeit ihr Pensum herunter. Nöcker und mit ihm die Porsche-Fahrer hatten in der sechsten Runde bereits fünf Konkurrenten überrundet. Hinter Linge lieferten sich Schütze und Selters und Selbach (Heiligenhaus) mit ihren GTS 904 ein Privatduell um den zweiten Platz der GT-Wagen bis 2500 ccm, das Selbach in der letzten Runde noch für sich entscheiden konnte.
Erst hinter ihnen kamen die überrundeten Köpchen (Osterraht) auf Ferrari GT und Pfuhl (Darmstadt) auf einer Ferrari Berlinette 250 GT als Zweite und Dritte der GT-Wagen über 2500 ccm ins Ziel.

Ein feines Rennen fuhr auch der Nürnberger Max Rieß, der mit seinem Ferrari GT nach sehr regelmäßiger Fahrt einen beachtlichen vierten Platz belegte.

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