7. Januar 1966: Die Roß-Versicherung

7.1.2016, 07:00 Uhr
7. Januar 1966: Die Roß-Versicherung

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Der Wolfs Heiner, wie er allgemein genannt wird, hob 1933 zusammen mit anderen Bauern den Verein aus der Taufe. Das Ziel der Vereinigung war es, sich nachbarschaftlich unter die Arme zu greifen, wenn ein Pferd, damals des Bauern höchstes Gut, verendete oder notgeschlachtet werden mußte. In dem Verein waren einst 170 bis 180 Pferde aus Eibach, Maiach, Hinterhof, Krottenbach, Deutenbach, Reichelsdorf, Schnepfenreuth, Unter- und Oberweihersbuch usw. versichert. Heute sind ganze zehn Pferde übriggeblieben.

Am meisten bedauert der Wolfs Heiner diese Entwicklung. „Des woar a groußa Fehler, daß die Bauern ihre Geil abg´schafft ham. Denn a Bauer ohne Geil ist ka Bauer“, sagt er. Er lehnt deshalb keineswegs den technischen Fortschritt ab. Ein moderner 35-PS-Bulldog auf seinem 50-Tagwerk-Hof beweist das. „Aber die goldi Mitt`n ist grod es Richtiche.“

Für seinen Standpunkt führt der Heiner gewichtige Argumente ins Feld. Mit Pferden könne man auch pflügen wenn der Boden naß und schwer ist, mit dem Traktor sei dies fast unmöglich. Er erinnert auch daran, daß viele seiner Kollegen ihr Recht auf die eigene Scholle einbüßten, weil sie zu schnell modernisierten. Die Schulden seien nicht zu tragen gewesen.

Nur zu gern schweift der vitale Altbauer in die Vergangenheit zurück. Als er vor 56 Jahren den Hof in Eibach übernahm, gab es in dem Dorf gerade 83 Hausnummern, und diese führten größtenteils zu landwirtschaftlichen Anwesen. Heute gibt es in Eibach nur noch drei Bauernhöfe. Aus den Äckern und Wiesen sind im Laufe der Jahrzehnte Wohnsiedlungen und Geschäftshäuser emporgewachsen.

Der Heiner erinnert sich auch noch, wie die Bauern aus den umliegenden Dörfern zu den Vereinsversammlungen mit ihren Pferdegespannen vor der alteingesessenen Gastwirtschaft Martin Fuchs vorfuhren. Vor der Wirtschaft waren Futterkrippen angebracht und eine Unterstellhalle gewährleistete, daß die Rösser bei schlechtem oder kaltem Wetter ein Dach über dem Kopf hatten.

1946 übernahm der Wolfs Heiner den Vorsitz des Vereins. Er tat dies, weil er sich immer zu den Pferden hingezogen fühlte und an die Zukunft dieser Tiere glaubte. Nach der Währungsreform jedoch wurde alles anders. Trotzdem sagt der Altbauer: „Mit den Pferden ist die Welt besser gepflügt worden.“ Seine Augen strahlten, als er uns in den Stall zu seine zwei Lieblingen führte: den elfjährigen Wallachen „Hansl“ und „Fuchs“.

Der Schwiegersohn Christoph Bauer ist für den „Pferdenarren“ die Gewähr dafür, daß auf dem Wolfschen Anwesen in der Forstweiherstraße auch in Zukunft Pferde ihren Hafer und ihr Heu fressen werden.

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