Akute Baustellen im Bus- und Bahnnetz

26.4.2015, 06:00 Uhr
Akute Baustellen im Bus- und Bahnnetz

© Foto: Mark Johnston

Aktuell arbeitet das Landratsamt an der Vereinfachung der sehr kleinteiligen Tarifzonenstruktur, um sie für die Fahrgäste verständlicher und nachvollziehbarer zu machen, wie Dießl jetzt im Umwelt- und Verkehrsausschuss erläuterte. So ist unter anderem angestrebt, innerhalb jedes Gemeindegebietes eine einheitliche Tarifzone auszuweisen. Von Ortsteil zu Ortsteil differierende Fahrpreise sollen damit der Vergangenheit angehören.

Außerdem ist die Kreisverwaltung vom Ausschuss beauftragt, mit Unterstützung eines Ingenieurbüros das dynamische Fahrgast-Informationssystem, das am S-Bahnhaltepunkt Unterasbach Anfang des Jahres erfolgreich erprobt wurde, auszuschreiben. Zwölf wichtige Umsteigepunkte im kreisweiten ÖPNV-Netz, allen voran die Bahnhöfe, erhalten nächstes Jahr für geschätzte 350 000 Euro und jährlichen Wartungskosten zwischen 5000 und 20 000 Euro 24 Leuchttafeln, die den Fahrgästen anzeigen, ob ihr Bus oder Zug pünktlich oder verspätet fährt.

Bei den Optimierungsplänen für das ÖPNV-Netz ist auch der barrierefreie Ausbau der Bahnhalte ein Dauerbrenner. Im ganzen Freistaat sollen über das Bayern-Paket nun 26 Bahnhöfe, darunter 13 S-Bahn-Stationen in München und Nürnberg sowie 13 Regionalbahnhöfe so umgebaut werden, dass sie für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, ungehindert zugänglich sind. Warum Knotenpunkte im Landkreis Fürth wie der Bahnhof Zirndorf oder der in Siegelsdorf dabei außen vor bleiben, erschließt sich Dießl nicht: „Das ist nicht nachvollziehbar“, sagt er.

Weshalb die Kreisbehörde ihm zufolge „in einen intensiven Austausch mit der Bahn getreten ist. Nur können uns deren Reaktionen nicht zufriedenstellen“. Etwa der Verweis darauf, dass der Bahnhof Zirndorf doch insgesamt gut in Schuss und der unweit gelegene Bahnhalt Kneippallee bereits barrierefrei ausgebaut ist. Doch ist der Kneippallee-Halt nicht die zentrale Schnittstelle zum Busliniennetz, das konzentriert sich auf Zirndorfs Zentrum. Und dass am Hauptbahnhof Fürth die Gleise der S-Bahn barrierefrei zu erreichen sind, bringt keinen Gehbehinderten voran, der auf einem anderen Gleis mit der Zenngrund- oder Bibertbahn ankommt. Dort endet sein selbstständiges Fortkommen in jedem Fall an Treppen. „Das sind alles Dinge, die wir nicht einfach akzeptieren können, weshalb die Verwaltung beauftragt ist, mit Nachdruck immer wieder nachzuhaken“, erklärte Dießl.

In dem Kontext warb der Landrat für die Unterstützung der Petition des kommunalen Behindertenbeauftragten Stephan Beck, die dem zufolge bisher eher verhaltenes Feedback in der Bevölkerung fand. Noch bis Juni sammelt Beck Unterschriften für seine Forderung an den Landtag, einen verbindlichen Fahrplan für den barrierefreien Ausbau der Bahnhalte im Landkreis vorzulegen und die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen. „Zumindest in Anwanden“, so der Landrat augenzwinkernd, „sind wir ja jetzt nah dran.“

Nach Jahren, die der Zirndorfer Stadtteil dafür kämpfte, sind dort, wie berichtet, Anfang März die Aufzugschächte für die Lifte hoch zum Bahndamm installiert worden. Den Einbau der Kabinen, der für die nachfolgende Woche angekündigt war, hat die Bahn jedoch noch nicht geschafft. Ende Juni sollen die Aufzüge an den Start gehen — fast fünf Jahre später, als einst einmal geplant.

Schwieriger Partner

Dass es nicht ganz einfach ist, wenn man von der Deutschen Bahn, respektive einer ihrer diversen Tochterunternehmen, etwas möchte, diese Erfahrung macht der Landkreis derzeit auch im Bereich der stillgelegten Bibertbahntrasse. Der Beschluss, die Gleisanlagen und die Brücken zurückzubauen, solange für den demontierten Stahl noch ein guter Preis zu erzielen ist, steht seit Oktober 2013.

Nur bräuchte der Landkreis dafür ein Planfeststellungsverfahren. Das aber müsste die Deutsche Bahn im Auftrag des Landkreises beantragen. Doch die strebt bekanntlich eine Entwidmung der Trasse von Bahnzwecken an, das dazu erforderliche Freistellungsverfahren würde ein Planfeststellungsverfahren für den Rückbau der Gleisanlagen überflüssig machen. Nur ist die Entwidmung wiederum nicht im Sinne des Kreises, der, so ist es Beschlusslage, die Trasse für die Nutzung des schienengebundenen Personenverkehrs bewahren will. Das Ende vom Lied: Vorwärts geht gar nichts.

Unterschriften zur Unterstützung der Petition für barrierefreie Bahnhöfe im Landkreis liegen in den Landratsamts-Dienststellen und Rathäusern aus. Bis Juni sammelt Beck zudem vor Ort Unterschriften. Am morgigen Samstag, 8 bis 12 Uhr, ist er in Ammerndorf am Marktplatz, am Sonntag, 11 bis 17 Uhr, am Regionalmarkt Langenzenn und am Donnerstag, 30. April, 14 bis 18 Uhr, im Rathaus Cadolzburg.

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