Altmühlsee: Wildgänse im Visier

2.3.2016, 10:20 Uhr
Altmühlsee: Wildgänse im Visier

© Jürgen Leykamm

Die Jäger wollen sich der Herausforderung stellen, hieß es bei der Hegeschau des Jagdvereins Gunzenhausen im Pfofelder Gasthaus Kleemann. Erlegt wird derzeit nur jede 25. Gans. Es gibt allerdings keinen Alleingang. Ganz im Gegenteil: Vertreter aus den Bereichen Landwirtschaft, Jagdwesen, Wasserwirtschaft, Naturschutz und Tourismus hatten sich an einen Tisch gesetzt und intensiv beratschlagt, was zu tun sei. Eines der Ergebnisse: Eine Lösung des Problems ist nur über über die Reduzierung des Bestands möglich.

„Das klingt zwar jetzt banal“, wie der Jagdvereinsvorsitzende Thomas Eschenbacher in Pfofeld einräumte, „aber diese Einigkeit gab es lange Zeit nicht.“ Nun also ist die gemeinsame Marschroute festgelegt und damit auch deutlich gemacht, dass der Jagd bei dieser Herausforderung eine tragende Rolle zukommt. Es gilt, die Abschusszahlen deutlich zu erhöhen (sogar von einer Verdopplung der Strecke war die Rede) und dabei auch neue Methoden einzusetzen. Der Verein werde diesbezüglich sich neu ausrüsten und ein Equipment beschaffen, das unter anderem Gänseliegen und Lockbilder beinhaltet. Die Kosten dafür dürften etwa bei knapp 4000 Euro liegen, so Eschenbacher. Er hoffe auf einen hohen Zuschuss seitens des Bayerischen Jagdverbands (BJV). Im Falle eines Falles habe auch schon der Bayerische Bauernverband (BBV) Unterstützung mit 400 Euro signalisiert – aus gutem Grund: Denn in einem einzigen Jahr haben die Gänse den Landwirten einen Verlust von 50 000 Euro beschert, „das ist schon eine Hausnummer“, erklärte der Vorsitzende.

Jagd auf Gänse

Auch der Zweckverband Altmühlsee zeige sich kooperativ. Von amtlicher Seite werden die Rahmenbedingungen ebenso verbessert. So verkündete Bernd Oster von der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt Erfreuliches von der Höheren Jagdbehörde bei der Regierung von Mittelfranken. Dort hatte man nämlich verfügt, die Jagd auf am Boden sitzende sowie junge Gänse schon ab 1. Juli zuzulassen und nicht wie bisher erst zwei Wochen später. Diesen weiter gesteckten Rahmen wolle man auch „größtmöglich ausnützen“, unterstrich Eschenbacher.

Mehrarbeit für die Waidmänner gibt es aber auch beim Rehwild. Denn das hat sich im vergangenen Jahr in den Wäldern recht gütlich getan und eifrig junge Bäumchen verbissen. Allerdings hätten sich die Rehe auch aufgrund der Trockenheit verstärkt in die Waldgebiete zurückgezogen. Fakt ist jedenfalls, dass das aktuelle forstliche Gutachten einen „Ausreißer“ in der Entwicklung darstellt. So Peter Sammler, Forstbereichschef des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weißenburg. Hatte sich die Situation für den Waldnachwuchs bislang immer leicht verbessert, gab es diesmal einen deutlichen Knick in die andere Richtung.

Die daraus resultierenden Abschussempfehlungen sprechen eine klare Sprache. Der Verbiss wird in allen sechs Hegegemeinschaften als „zu hoch“ bewertet. Mehr Abschüsse empfiehlt man für Gunzenhausen, Markt Berolzheim und Hahnenkamm-Süd. Im Norden sollen sie beibehalten werden, ebenso wie in der Gelben Bürg und in Gräfensteinberg. Nichtsdestotrotz schreite der klimawandelbedingte Waldumbau sehr gut voran, die Zahl der Mischflächen steige.

Neben Gänsen und Rehen kommt auch das Schwarzwild nicht aus den Schlagzeilen. Hier galt es, einen Rekord zu vermelden: Erstmals wurde im Jagdjahr 2014/15 im Landreis die 1000er-Marke an erlegten Wildschweinen überschritten. 1053 waren es genau, 419 davon im Bereich des Jagdvereins Gunzenhausen. Man müsse aber auch die Weiterverwertung fördern, erklärte Landrat Gerhard Wägemann in einem Grußwort. Er selbst hat mit einem Wildschweinessen vor wenigen Tagen Vorbildfunktion übernommen. Ins Landratsamt ist ihm auch schon ein Brief vom Bayerischen Agrarminister Helmut Brunner geflattert, der erneut auf die Schwarzwildthematik hinwies und „intensive Bejagung“ empfahl. Eine Verantwortung, der die hiesigen Jäger sehr gut nachkommen, betonte diesbezüglich Jagdberater Oswald Bayer. So zeige es die neue Rekordmarke.

Eine Prognose, die Experten aufgrund der letzten milden Winter getroffen haben, bewahrheitete sich nicht. Sie warnten laut Eschenbacher vor „explosionsartiger Vermehrung“ der Schwarzkittel – doch die blieb aus. Aus mangelnder Grünnahrung fraßen die Schweine allerdings mehr vom Boden, der immer noch unter der Tschernobyl-Katastrophe leidet. Entsprechend ging bei den Tieren die Radium-Cäsium-Belastung deshalb nach oben. Sich hier ein eigenes Messgerät anzuschaffen (was durchaus strittig war), habe sich also gelohnt, kommentierte Eschenbacher. „Damit werden wir unserer Rolle im Verbraucherschutz gerecht.“ Allerdings sollte die Nutzungsquote etwas höher sein.

 

 

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