Am Cadolzburger Informationstag war die Scheune voll

21.11.2015, 13:00 Uhr
Am Cadolzburger Informationstag war die Scheune voll

© Foto: Armin Leberzammer

Kurz nach 13 Uhr, die sechsstündige Veranstaltung geht gerade in ihre zweite Halbzeit und Bürgermeister Bernd Obst ist dies auch anzumerken. „Mein Sprachchip ist schon weitgehend verbraucht“, meint er im Hinblick auf die unzähligen Gespräche, die er seit dem Morgen geführt hat. Trotzdem ist er froh, dass das Thema Ortsumgehung in diesem Rahmen diskutiert wird.

Appell hat gefruchtet

„Es gibt keine basisdemokratischere Möglichkeit, sich mit etwas auseinanderzusetzen, das Cadolzburg seit 40 Jahren beschäftigt“, sagt Obst. Das Schlimmste sei doch, zu sagen „Ich bin dagegen“, ohne überhaupt die Ergebnisse der Projektwerkstatt zur Kenntnis zu nehmen oder dafür zu sein, ohne sich mit den Eingriffen in die Natur zu beschäftigen.

„Der Appell an die Cadolzburger, sich zu informieren, hat gefruchtet“, zieht der Bürgermeister Bilanz, „und das können sie hier in der Scheune tun oder gegenüber.“

Gegenüber, damit ist der Stand der Bürgerinitiative „Umgehung umgehen“ gemeint. Die Gegner des Straßenprojekts haben sich in einer privaten Garageneinfahrt positioniert. „Damit können wir gut leben“, meint Dieter Flohr, einer der BI-Sprecher. Denn auf diese Weise komme die unterschiedliche Einschätzung zum Thema Ortsumgehung gleich noch deutlicher zutage.

Ihre Argumente hat die Bürgerinitiative schon seit ihrem Zusammentreten immer wieder betont: Eine Ortsumgehung würde die Natur zerschneiden, was mit erheblichem Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche und von Naherholungsgebieten einherginge. Gleichzeitig zweifeln ihre Mitglieder die erwarteten Verkehrsentlastungen an.

Ganz neu war ein Animationsfilm, der aus der Vogelperspektive den Verlauf der Ostumgehung darstellte – samt Fahrzeugen und Straßengeräuschen. „Ganz fertig ist er noch nicht geworden“, erzählt Dieter Flohr über den anschaulichen Clip, für den das Fürther Architekturbüro Dürschinger verantwortlich zeichnet, „denn wir wollten noch einen beschreibenden Text darüber sprechen.“ Dies soll in den nächsten Tagen nachgeholt werden, und dann sei der Film auch auf der Homepage der BI abzurufen (www.umgehung-umgehen.de).

Doch auch so findet er großen Anklang – bei Gegnern wie Befürwortern. Die informieren sich zum großen Teil nämlich tatsächlich auf beiden Seiten der Haffnersgartenstraße, genauso wie es sich Bürgermeister Obst im Sinne eines offenen Austauschs vorgestellt hat.

„Wir haben viele interessante Gespräche geführt, bei denen spürbar weniger Schärfe im Spiel war“, sagt auch BI-Sprecher Flohr erfreut, „das ist doch ein Erfolg für beide Seiten, für die Projektwerkstatt wie für die Bürgerinitiative.“

Im Innern der Scheune prallen die Ansichten nichtsdestotrotz kontrovers aufeinander, wenngleich die meisten sich aufgeschlossen und offen für Gegenargumente zeigen. Nicht zu übersehen ist allerdings auch der schwere Stand, den die Planer vom Staatlichen Bauamt, Rainer Popp und Christian Peetz, bei manchen Cadolzburgern haben. „Warum baut man nicht gleich einen Tunnel, dann sind die Eingriffe in die Natur auch deutlich geringer“, will ein Bürger von Peetz wissen und fügt noch trotzig auf die vermeintliche Benachteiligung Frankens verweisend an: „200 Kilometer weiter südlich würden die das so machen.“

Im Dialog bleiben

Ob zu teuer oder nicht, das sei für den Freistaat nicht entscheidend, sondern vielmehr das Kosten-Nutzen-Verhältnis. Und das sei bei der empfohlenen Ostumfahrung und ihren geschätzt 18 Millionen Euro Investitionskosten eben drei zu eins, so der Mann vom Bauamt. „Die Entscheidung liegt bei Cadolzburg“, sagt Peetz und stellt klar: „Wenn sie für den Bau der Umgebung ausfällt, werden wir weiter vor Ort sein und im Dialog mit den Bürgern stehen.“

Egal, wie das Votum schließlich ausfallen wird, ob durch den Marktgemeinderat oder doch einen Bürgerentscheid, die Projektwerkstatt bezeichnen sowohl die meisten Befürworter als auch Gegner als Erfolg. „Trotz der riesigen Gegensätze und dem großen Andrang hier finde ich, dass die Cadolzburger toll miteinander umgehen“, meint einer, der dem Bau prinzipiell positiv gegenübersteht.

Ein anderer lobt die Arbeit des Staatlichen Bauamtes, das alle Fragen und Kritikpunkte ehrlich beantwortet habe: „Wenn jetzt jemand ankommt und behauptet, die Bürger seien nicht beteiligt worden, kann ich das nicht verstehen.“ Das letzte Wort ist also noch auf keiner Seite gesprochen.

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