Ammerndorf: Franz Schmucks Abschied von der Politik

27.5.2016, 06:00 Uhr
Ammerndorf: Franz Schmucks Abschied von der Politik

© Sabine Dietz

Herr Schmuck, wer sich für ein kommunalpolitisches Mandat bewirbt, tut das im Wissen, dass die Amtszeit sechs Jahr dauert. Den vorzeitigen Rückzug, noch dazu ohne Angabe von Gründen, dürften Ihnen Ihre Wähler übel genommen haben?

Schmuck: Nein, wenn ich ihnen erkläre warum, akzeptieren sie es. Eher muss ich mir jetzt anhören, dass ich bei der Kommunalwahl 2014 besser nicht mehr als Gemeinderat hätte kandidieren sollen.

 

Warum haben Sie es getan?

Schmuck: Weil es für den SPD-Ortsverein darum ging, die Liste der Bewerber zu füllen und mich meine Partei darum gebeten hat.

 

Und weshalb jetzt der Rücktritt?

Schmuck: Die Zeit war einfach reif dafür. Sechs Jahre Gemeinderat, anschließend 24 Jahre Bürgermeister und dann noch einmal zwei Jahre als Gemeinderat, das ist genug. Mein Nachfolger Peter Fischer wird genauso gute Arbeit machen wie ich.

 

Jetzt lenken Sie von der eigentlichen Frage ab . . .

Ammerndorf: Franz Schmucks Abschied von der Politik

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Schmuck: Ich hatte kein gutes Gefühl mehr im Gemeinderat. Und ich habe mir das auch nicht so schwierig vorgestellt. Als Amtsvorgänger wird einem jede Äußerung als Kritik am amtierenden Bürgermeister ausgelegt. Deshalb hab ich mir in den zurückliegenden zwei Jahren selbst auferlegt, mich sehr, sehr zurückzunehmen, obwohl man als Gemeinderat doch auch den Auftrag hat, mitzugestalten. Doch eine Weiterentwicklung des Orts vermisse ich. Weiter stillzuhalten, hätte mich zerrissen. Insoweit habe ich nur die Konsequenzen gezogen. Der neue Amtsinhaber muss mit dem Gemeinderat seinen eigenen Weg finden.

 

Vergangenes Jahr hat sich das Gremium gegen die Stimmen der SPD vom Mehrgenerationenhaus verabschiedet, es war Ihr „Kind“. Haben Sie etwa deshalb das Handtuch geschmissen?

Schmuck: Das mag mitgespielt haben. Aber es war weniger Ärger denn Unverständnis dafür, dass man ohne Not auf den Zuschuss des Staates von 30 000 Euro im Jahr für die Generationenarbeit verzichtet. Schließlich stehen mit der zum Bürgerhaus umgebauten TSV-Turnhalle ab September mitten im Ort optimale Räumlichkeiten zur Verfügung, um Jung und Alt einander näher zu bringen. Aber jetzt ist keiner mehr da, der das alles organisieren oder betreuen würde. Das macht für mich keinen Sinn. Noch dazu ist diese Entscheidung ohne Vorüberlegungen in nicht-öffentlicher Sitzung gefallen.

 

Wieso?

Schmuck: Die damalige Leiterin des MGH hatte gekündigt. Als es im Gemeinderat um die Neubesetzung der Stelle ging, hat Bürgermeister Alexander Fritz vorgeschlagen, das MGH komplett aufzugeben. Und das fand ad hoc eine Mehrheit, ohne dass klar wäre, wie es weitergehen soll und wer das Bürgerhaus in Zukunft betreut. Aber vielleicht weiß der Gemeinderat ja einen Weg, um dieses Dilemma zu lösen. Darüber muss ich mir jetzt keine Gedanken mehr machen. Das MGH war zum Politikum geworden, da ging es nicht mehr um die Sache.

 

Sie haben mehr als Ihr halbes Leben in der Kommunalpolitik mitgemischt, reißt der endgültige Abschied da nicht eine riesige Lücke?

Schmuck: Ich war mit Leidenschaft Bürgermeister, ich hätte es nicht besser treffen können.

 

Umso größer der Einschnitt . . .

Schmuck: Alles hat seine Zeit. Und wie gesagt, die Zeit war reif.

 

Und was treiben Sie jetzt?

Schmuck: Der Tag beginnt mit Tee und Zeitungslektüre. Unsere Enkelin Johanna wird im Herbst drei Jahre alt. Sie zu erleben, das ist herrlich, ein Enkelkind nimmt man viel entspannter als die eigenen Kinder wahr. Letztes Jahr habe ich mir Bienen zugelegt, meine vier Völker habe ich auch gut über den Winter gebracht. Schon vor längerem haben wir uns ein Stück Wald angeschafft, vor zwei Jahren kam noch eine Ecke Ödland in Weinzierlein dazu, die ich mit Buchen aufgeforstet habe.

 

Sind Sie etwa nur noch Privatier?

Schmuck: Na ja, nicht ganz. Ich bin ja nach wie vor beim VdK und der Feuerwehr. Den Dorfkinderverein, der sich der Freizeitgestaltung für Kinder annimmt, führe ich auch noch. Beim Bund Naturschutz bin ich wieder eingestiegen. Und über das Haus Eckstein in Nürnberg, wo ich ehrenamtlich Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche mitkoordiniere, habe ich mir den Blick auf ein ganz anderes gesellschaftliches Milieu als das in Ammerndorf erschlossen. Ich bin gut beschäftigt.

 

Und Sie vermissen gar nichts aus Ihrer Zeit als Bürgermeister?

Schmuck: Ich habe zuerst tatsächlich befürchtet, ich falle in ein tiefes Loch, doch das ist nicht eingetreten. Was mir aber tatsächlich fehlt, sind die Besuche bei den Senioren. Was ich bei Geburtstagen oder Hochzeitstagen von Ammerndorf, wie es einst war, oder auch von Schicksalen der Flüchtlinge erfahren habe, hat mich immer fasziniert und tief berührt.

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