Auf den Bierbänken geht es länger rund

7.7.2014, 13:00 Uhr
Auf den Bierbänken geht es länger rund

© Antje Seilkopf

Kirchweihen sind im Landkreis längst keine Selbstläufer mehr. „Wirtschaftliche Gründe“ waren es denn auch, die die Stammtischgesellschaft Unterasbach bewogen hatte, bei den Stadträten vorstellig zu werden. An deren Antrag hatten sich die Kärwaboum Oberasbach und der Rehdorfer Verein Stammtisch Unter uns angehängt. Die ehrenamtlichen Kärwa-Macher wollten den Betrieb am Freitag und Montag jeweils um eine Stunde auf 1 Uhr verlängert wissen. Die Musik sollte zwar 60 Minuten vorher verstummen, der Ausschank aber bis zum Ende geöffnet haben. Bisher galt, so ein Beschluss des Kultur-, Sport- und Sozialausschusses aus dem Jahr 2006, an besagten Tagen ein Zapfenstreich um 24 Uhr, für Ausschank und Musik war eine halbe Stunde früher Schluss.

Jürgen Betz vom städtischen Ordnungsamt verwies auf einen Kompromissvorschlag von Hubert Bock, Leiter der auch für Oberasbach zuständigen Polizeiinspektion Stein. Demnach sollten die Besucher am Freitag, Samstag und Montag bis 1 Uhr feiern dürfen, die Zapfhähne um 24 Uhr zugedreht werden und dann auch die Bands und Kapellen ihre Instrumente zur Seite legen. Außerdem sollten die Musiker ihre Lautstärke ab 23 Uhr reduzieren. Damit könne man leben, meinte Betz, wenn es Probleme gäbe, wäre es jederzeit möglich, auf die alte Regelung zurückzugreifen. Außen vor bleibt dabei ausdrücklich die Altenberger Kirchweih, für die auch in der Vergangenheit – im Vergleich zu den anderen Oberasbacher Ortsteilkirchweihen – bereits eine strengere Regelung galt.

Vehement ins Zeug für die Belange der Kirchweih-Macher legte sich Peter Heinl (SPD). Unverständlich war für ihn, dass die Musik mitten im Kärwa-Finale Dampf herausnehmen sollte, für die Besucher sei das nicht nachvollziehbar. 80 Ehrenamtliche engagieren sich seinen Angaben nach in Unterasbach für die Traditionsveranstaltung, die mit Einnahme-Rückgängen zu kämpfen hätte.

Hart ins Gericht ging der SPD- Mann außerdem mit der PI Stein. Nicht nur, dass der Steiner Polizeichef in seinem Antwortschreiben „Äpfel mit Birnen“ vergleiche, die Ordnungshüter hätten im vergangenen Jahr auch „unverhältnismäßig durchgegriffen“. Nicht gerade, dass man den Besuchern die Bierbänke unter dem Allerwertesten weggezogen hätte, aber volle Krüge hätten die Feiernden stehen lassen müssen, behauptet Heinl. Dem Vorschlag der Polizei wollte die SPD folgen, ausgenommen die Lautstärken-Reduzierung. Ähnlich sah man das bei der CSU: Gernot Höflinger wertete Bocks Variante als Kompromiss zwischen ehrenamtlichem Engagement und öffentlichem Interesse, aber: „Die Lautstärkereduzierung halte ich für unrealistisch.“ Man könne schließlich nicht mit einem Messgerät herumlaufen und den Musiker sagen, „geht mal zehn Dezibel runter“. In seinem Beschluss folgte der HVA dann zwar dem Vorschlag der Polizei, strich allerdings besagten Lautstärke-Passus.

Damit kann Hubert Bock leben. Nachdem sich die Unterasbacher Kirchweih mitten in einem Wohngebiet befinde, sei es ihm, wenn man den Betreibern entgegenkomme, auch darum gegangen, ein Signal an die Anwohner zu senden. Zum einen hat der Steiner Polizeichef dabei die Lärmdiskussion und Verfahren vor dem Verwaltungsgericht wegen der Vorgänge in der Fürther Gustavstraße im Blick (die FN berichteten mehrfach). Zum anderen habe es speziell in Unterasbach in den vergangenen ein bis zwei Jahren nach Kirchweihende „in der Abmarschphase massive Probleme mit Raufereien und Lärm“ gegeben.

Was die Vorwürfe Heinls angeht, stellt der PI-Leiter auf FLN-Nachfrage klar: Der Veranstalter habe damals keinerlei Anstalten gemacht, sich an die von der Stadt festgelegten Schlusszeiten zu halten, auch entsprechende Hinweise seitens der Polizei hätten „nicht gefruchtet“. Nach einer „gewissen Karenzzeit zum Austrinken“ hätten die Beamten die Gäste deshalb zum Heimgehen aufgefordert.

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