Autorin Vea Kaiser in Feucht: Humor, Ironie und feines Gefühl

10.10.2015, 10:29 Uhr
Autorin Vea Kaiser in Feucht: Humor, Ironie und feines Gefühl

© Spieß

Gemeinsam von der VHS Schwarzachtal, der Buchhandlung Kuhn und dem Kulturkreis der Marktgemeinde Feucht veranstaltet, gab es am Donnerstagabend im Zeidlerschloss eine Lesung der österreichischen Autorin Vea Kaiser aus ihrem zweiten Buch „Makarionissi oder Die Insel der Seligen“.

Kaisers erster Roman, „Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam“, erschien 2012 und erreichte in Rekordzeit Platz 1 der ORF-Bestenliste.

Zwischen Politik und dem einfachen Leben

Vea Kaiser, 1988 geboren, lebt und studiert in Wien Klassische und Deutsche Philologie mit Schwerpunkt Altgriechisch und erhielt in kürzester Zeit etliche Auszeichnungen.

Kaiser hat nicht nur kometenhaft die Belletristik-Welt erobert, sie ist auch eine junge Frau, die ohne Angst vor merkantilen Einbußen politisch ihre eindeutige Meinung formuliert: „Heutige Helden, das sind für mich jene Menschen, die sich in Krisengebieten engagieren, für Ärzte ohne Grenzen oder das Rote Kreuz”, so Kaiser.

In ihrem im Mai 2015 veröffentlichten zweiten Roman „Makarionissi oder Die Insel der Seligen“ beschäftigt sich die junge Autorin mit grundsätzlichen Lebensfragen und mit dem Phänomen Liebe. Gleichzeitig knüpft sie einen roten Faden vom griechischen Bürgerkrieg bis in die heutige Zeit, in die problematische Gegenwart Griechenlands. „Ich hoffe sehr, dass Tsipras noch die Kurve kriegt. Denn wenn er scheitert, schlägt das politische Pendel in die Gegenrichtung aus”, sagt Kaiser, die auch Mut beweist, Position zu beziehen.

Liebevolle Charaktere

In einer Zeitreise durch fast sechs Jahrzehnte bis in die Gegenwart bewegt sich die Romanhandlung in ihrem zweiten Buch von Griechenland nach Deutschland, in die USA, nach Österreich und in die Schweiz.

Die kluge, alte Großmutter Maria, von allen Yiayia (Großmutter) Maria genannt, hatte sich alles so gut ausgedacht. Sie war eine Kupplerin, wie sie im Buche steht, und ihr war alles recht, um die Zukunft ihrer Familie zu sichern. Denn nur dadurch blieben der Name und das Erbe erhalten. Aus diesem Grund wurden ihre Enkelkinder Eleni und Lefti von ihr zum Paar bestimmt, doch das Schicksal hat anderes vorgesehen …

Kaiser erzählt in ihrem Roman von dieser griechischen Familie in ihrem Dorf an der griechisch-albanischen Grenze, vom Bürgerkrieg und der Militärdiktatur in Griechenland und von den folgenreichen großen und kleinen Katastrophen im Leben von Eleni und Lefti, deren Ehe nicht hält und die bald getrennte Wege gehen. Sie schreibt über tiefe Gefühle und vor allem über liebevolle Charaktere, die sie mit detailreichen und genauen Schilderungen sehr lebendig werden lässt. Ob Eleni und Lefti sich auf der Insel der Seligen am Ende wiedersehen, das ließ sie bei der Lesung offen.

"Wenn nicht wir, wer dann?"

Mit großem Einfühlungsvermögen, aber auch mit Humor und gelungener atmosphärischer Umsetzung las die junge Erfolgsautorin einige Passagen aus dem Roman und erzählte dazwischen viel aus ihrem Leben: Von ihrer Zeit in Hildesheim, als sie meinte, dort den Weg zum Literatur-Nobelpreis gefunden zu haben, von ihrem Bruder, der so ganz anders als sie den „effizienten“ Weg beschreitet und von ihrem Elternhaus, das prägend für sie war. Politische Diskussionen und unterschiedliche Meinungen waren an der Tagesordnung, einig war man sich, so die sympathische Autorin, aber stets in der Ablehnung der Politik Jörg Haiders. Kaiser: „Wer, wenn nicht wir jungen Schriftsteller, Musiker und bildenden Künstler muss sich einmischen und zu Wort melden, wenn es um eine gerechtere und bessere Welt geht, und das nicht nur hinsichtlich Griechenland.“ Und wünscht Amazon mit seinem verheerenden Einfluss auf die Buch-Welt „einen schrecklichen Tod“.

 

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