Beeindruckendes Zeichen gegen das Wegschauen

19.11.2018, 10:31 Uhr
Mit einem original Flüchtlingsboot demonstrierten die Aktivisten, wie gefährlich die mehrere hundert Kilometer lange Überfahrt ins sichere EU-Land ist.

Mit einem original Flüchtlingsboot demonstrierten die Aktivisten, wie gefährlich die mehrere hundert Kilometer lange Überfahrt ins sichere EU-Land ist.

Am Oberen Markt steht ein original Flüchtlingsboot, das nicht im Mittelmeer versenkt wurde. "Ein Kapitän hat es von den Gewässern vor Libyen mitgenommen, um zu zeigen, was das für ein Wahnsinn ist," erklärt Rainer Hacker, Diakon in Altdorf. Das Schlauchboot ist etwa zehn Meter lang und vier Meter breit. Es gibt keine Rettungswesten, und die meisten Flüchtlinge können nicht schwimmen. Während der Fahrt verlieren die Schlauchboote Luft, Kammern platzen und Motoren versagen. Es ist lebensgefährlich. "Dort quetschen sich bis zu 160 Flüchtlinge aneinander. Männer, Frauen, Kinder, Schwangere und Verletzte. Sie können nur sitzen und sich nicht rühren," sagt der fünfzigjährige Diakon.

"Die Boote halten nicht so lange durch"

Die Menschen flüchten wegen unmenschlicher Bedingungen aus den Lagern in Libyen. Sie sind so verzweifelt, dass sie das Risiko, auf der Flucht zu ertrinken, auf sich nehmen. Hacker erklärt: "Es ist aussichtslos, dass sie mit diesen Schlauchbooten irgendwo ankommen. Von Libyens Küste sind es 300 Kilometer nach Malta. Die Boote halten nicht so lange durch. Und der Treibstoff reicht auch nicht. Die Schlepper wollen nur möglichst viel Profit. Entweder werden die Flüchtlinge gerettet oder sie ertrinken", sagt Hacker.

Er nimmt privat Urlaub für die Aktionen und war selbst im April 2018 bei einer Vorbereitungsaktion für die erste Mission des Seerettungsbootes Sea-Eye dabei (Der Bote berichtete). Seit Herbst 2015 ist der 26 Meter lange, ehemalige Fischkutter vor der Küste Libyens im Einsatz, und es konnten über 13.000 Menschen gerettet werden. Hacker weiter: "Wir wollen nicht zuschauen, dass man Menschen in Seenot sterben lässt! Denn die Seenotrettung von Flüchtlingen wurde 2015 eingestellt."

Anke Trautmann, Musikerin und Gründerin der Seebrücke-Aktionsgruppe in Altdorf, führt weiter aus: "Es wird mehr Geld für den Schutz der europäischen Außengrenzen als für die Rettung von Menschen ausgegeben. Als dann im Juni 2018 das Seenotrettungsschiff Lifeline mit 234 Menschen an Bord tagelang nicht anlegen durfte, war mir klar, dass ich etwas machen muss, wo ich wohne."

Ein Signal für die Flüchtlingsrettung

Ende Juni 2018 gründete sie daraufhin die Altdorfer Initiative, die in mittlerweile zehn bis zwanzig aktive Mitglieder zählt. In Altdorf herrsche ein offenes und mitmenschliches Klima, meint die 58-jährige Wahl-Altdorferin. Dies zeige schon der Altdorfer Leitsatz „Altdorf ist bunt!“ Trautmann sagt: "Wir sind alle Menschen einer Erde! Und die Antwort kann nicht sein, wir fragen erst, wohin mit den Flüchtlingen und lassen sie in der Zwischenzeit ertrinken!"

Mit diesem Engagement sammelt sie mit weiteren Aktivisten Unterschriften für die Aktion Sichere Häfen. 300 Unterschriften kamen bereits im Vorfeld zusammen, weitere 200 Unterschriften bei der Aktion am vergangenen Samstag. Hacker und Trautmann hoffen, dass sich der Altdorfer Stadtrat für die Initiative Sichere Häfen entscheidet. Dann würde die Stadt Altdorf nach Regensburg und Erlangen als dritte bayerische Stadt ein Signal für die Flüchtlingsrettung im Mittelmeer setzen. Zusätzlich organisiert die Initiative für Mittwoch, 28.  November, um 19 Uhr einen Filmabend im Evangelischen Haus am Schlossplatz in Altdorf. Gezeigt wird der preisgekrönte Dokumentarfilm "Iuventa – Jugend rettet".

Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch mit Rainer Hacker statt. Die Moderation hat Dekan Jörg Breu. Der Eintritt ist frei.

Der Appell kann auch online unterzeichnet werden: ttps://www.openpetition. de/peti-tion/online/altdorfer-appell-fuer-solidaritaet-und-seenotrettung

Mehr Infos auch auf facebook: Seebrücke-Aktionsgruppe Altdorf

 

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