Bestattungstrends im Landkreis

22.11.2014, 06:00 Uhr
Bestattungstrends im Landkreis

© Foto: Thomas Scherer

Wer Friedhöfe, beispielsweise den der Stadt Fürth, besucht, stellt fest: Es gibt immer mehr Lücken in den Grabfeldern. Können Sie diesen Trend bestätigen, Frau Weisel?

Angela Weisel: Absolut, und die Tendenz ist steigend.

Wo sind die Gründe für diese Entwicklung zu suchen?

Weisel: Wenn Gräber zur Verlängerung anstehen, die Besitzer ein bestimmtes Alter haben, selbst nicht mehr in der Lage sind, die Pflege zu übernehmen und vielleicht die Kinder nicht mehr vor Ort sind, dann ist es so weit: Die Gräber werden aufgelassen. Das geschieht ganz oft mit viel Wehmut und einem sehr schlechten Gewissen.

Ist das ein Problem, das Stadt und Land gleichermaßen betrifft?

Weisel: Ich war vor zwei Jahren auf einem Seminar in Regensburg. Dort haben wir den Friedhof besucht, es war schon vehement, was sich da für Lücken auftaten. Ich denke, in Großstädten verläuft diese Entwicklung rasanter. Aber wir haben auf unserem Friedhof in Unterasbach ebenfalls Lücken, auf dem alten Teil mehr als auf dem neuen.

Liegt das nicht auch an neuen Richtungen, in die sich die Bestattungskultur bewegt?

Weisel: Ganz klar, der Trend geht eindeutig weg von den Erdbestattungen und den großen Familiengräbern.

Und dabei spielt in den meisten Fällen wirklich das Thema Grabpflege die entscheidende Rolle?

Weisel: Was ich so aus Gesprächen mit den Menschen mitnehme, ist: Es wird nicht ausschließlich aus Überzeugung auf die Form der Erdbestattung verzichtet, es ist vielmehr die Sorge, dass die Angehörigen hinterher zu viel Arbeit mit der Pflege der Grabstätte haben. Ich empfehle immer, das Thema, auch wenn es nicht immer leicht ist, in der Familie anzusprechen. Denn oft werden die Kinder falsch eingeschätzt. Vielleicht möchten sie ja, dass das Familiengrab erhalten bleibt oder lehnen es sogar ab, wenn die Eltern sich anonym bestatten lassen möchten, weil es dann keinen Ort der Erinnerung gibt.

Anonyme Bestattungen werden auf dem Oberasbacher Friedhof ebenfalls angeboten. Was muss man sich darunter vorstellen?

Weisel: Wir haben im Atrium unserer Aussegnungshalle eine anonyme Urnenwiese. Die Urnenbestattung erfolgt dabei ohne Hinweis, ohne Namen. Nur die Verwaltung weiß, wer wo liegt. Allerdings ist die Anlage sehr schön gestaltet mit einer Säule aus Glas und dunklem Granit, einem Gingkobaum und Bänken zum Verweilen und Gedenken. Außerdem ist es ja eher ein Wieslein und keine riesige Fläche. So etwas würde ich als heikel erachten.

Außerdem gibt es Baumbestattungen und die Urnenstelenanlagen, da können Sie sich vor der Nachfrage anscheinend kaum retten?

Weisel: Wir haben heuer im Mai bei der Stelenanlage bereits den vierten Bauabschnitt mit 88 Kammern eröffnet, 19 sind bereits belegt. Im ersten Bauabschnitt wurden 32 Nischen gebaut, im zweiten und dritten jeweils 46. Ich hoffe nun, dass wir damit Vorsorge bis 2016 treffen konnten und erst im darauf folgenden Jahr über einen weiteren Abschnitt nachdenken müssen.

Warum sind die Urnen-Stelen so begehrt?

Weisel: Die Anlage ist sehr schön gestaltet. Wir haben uns bewusst gegen eine Mauer mit Urnenkammern entschieden, die einen erschlägt. Vielmehr sollte die Anlage in einer gefälligen Bauweise errichtet werden. Ich denke, das ist uns gelungen. An den Kosten liegt es sicher nicht, denn für die Urnennischen mit Platz für bis zu drei Urnen werden auch knapp 1200 Euro fällig, dazu kommen noch die Ausgaben für die Beschriftung beim Steinmetz. Ein erheblicher Beweggrund für den Erwerb ist sicher, dass ein Pflegeaufwand für die Grabstätte völlig entfällt, in der Familie aber ein Ort des Gedenkens vorhanden bleibt.

Apropos Kosten, als im Frühjahr vergangenen Jahres die Bestattungsgebühren erhöht wurden, hieß es im Stadtrat: Die Oberasbacher würden ihre Angehörigen zum Teil in Zirndorf beerdigen lassen, weil es hier so teuer sei. Was ist denn da dran?

Weisel: Vergleiche sind, das schon einmal vorab, sehr schwierig. Wir lassen die Gebühren alle vier Jahre vom Kommunalen Prüfungsverband neu kalkulieren. Bei anderen Kommunen liegen die Kalkulationen oft viel länger zurück und Defizite werden aus dem allgemeinen Steueraufkommen subventioniert, das heißt von allen Bürgern bezahlt. Man würde also Äpfel mit Birnen vergleichen. Bei uns dagegen zahlen die Nutzer die Kosten, die tatsächlich anfallen. Das ist eine saubere Sache.

Gibt es einen Bestattungstrend, den Oberasbach nicht anbietet?

Weisel: Wir haben keinen Friedwald, dafür bieten wir aber seit Juli 2013 Baumbestattungen an. Anonyme Erdbestattungen wären vielleicht ein Thema. Sollten wir mittelfristig eine geeignete Fläche am Friedhof zur Verfügung haben, könnten hier Pläne konkretisiert werden. Schließlich möchte sich nicht jeder – sei es aus Glaubensgründen oder weil eben keine Hinterbliebenen zur Grabpflege vorhanden sind – einäschern lassen. Man muss allerdings auch aufpassen, dass man sich mit den Angeboten nicht verzettelt.

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