Besuch aus dem Landkreis im Allgäuer Musterdorf

12.8.2015, 13:00 Uhr
Besuch aus dem Landkreis im Allgäuer Musterdorf

© Foto: Wraneschitz

Wildpoldsried, das Dorf im Allgäu, hat bei der Nutzung erneuerbarer Energien den Ruf einer Vorzeigekommune. Der Bürgermeister der 2500-Einwohner-Gemeinde, Arno Zengerle, nannte beim Empfang der fränkischen Delegation das Motto dazu: „Ein Dorf geht seinen Weg“. Das selbst gesetzte Ziel „Wildpoldsried 100 Prozent regenerativ bis 2020“, also so viel Energie zu erzeugen wie verbraucht wird, sei schon 2012 erreicht worden. Dennoch wird vor Ort weitergebaut; dabei können die Investoren auf die erhebliche Unterstützung von EU, Freistaat und Bund zählen, so Zengerle.

Aktuell geht es um Windstrom. Hier, sagt der Bürgermeister, habe er 92 Prozent Zustimmung der Bürger. Denn zwei alte Windräder werden gerade durch moderne Anlagen ersetzt. Elf Windmühlen stehen rund um den Ort.

Eine weitere Energiekomponente ist die Biomasse mit Wärmenetz. Die Dorfheizung wurde seit 2005 mehrfach erweitert. Hinzu kam 2013 Biogas, das auf einem Bauernhof erzeugt und per Leitung in den Ort geführt wird. Fünf Blockheizkraftwerke machen daraus Strom und Wärme, „die kaufen wir günstiger als Pellets oder Öl“. Dazu sind 150 Solarthermie-Anlagen, insgesamt 2100 Quadratmeter, zur Wärmegewinnung installiert. Auch 250 Photovoltaik (PV)-Dachanlagen mit 4,7 Megawatt plus eine auf einer Freifläche von 290 Kilowatt gibt es. „Durch entsprechende Bauweisen sparen die Käufer zehn Prozent vom Grundstückspreis. Deshalb heizt hier keiner mehr konventionell“, erläutert der Bürgermeister

Erzeugung ist die eine, weniger Verbrauch die andere, genauso wichtige Seite des Wildpoldsrieder Energiekonzepts 2020. Im Wettbewerb wird Strom gespart, die Straßenbeleuchtung wird auf LED umgestellt, bei neuen Kommunalgebäuden sind Passivhaus oder Plusenergie Standard.

Das alles sei nur möglich, wenn viele Menschen, auch ehrenamtlich, dafür arbeiten: Zengerle und seine Mitstreiter präsentieren den Ort überall auf dem Globus oder führen Besucher aus der ganzen Welt. Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit seien Voraussetzung, damit immer wieder Firmen mit Ideen auf sie zukämen.

Schlusslicht bei Finanzkraft

Doch trotz aller Erfolge — immerhin wird aus dem Dorf Strom für 4,8 Millionen Euro ins Netz verkauft — liegt Wildpoldsried bei der Finanzkraft noch an letzter Stelle der 28 Ostallgäukommunen. Zengerle jedoch setzt auf innovative, neu angesiedelte Betriebe, die Sonnenbatterie AG zum Beispiel, inzwischen mit „Marktführerschaft deutschlandweit“ bei Solarbatterien.

Auf der Rückfahrt ziehen die fränkischen Besucher Bilanz. „Eine brillante Vermarktungsstrategie“ macht Langenzenns 2. Bürgermeister Erich Ammon aus. Fritz Ruf, Wilhermsdorfs 3. Bürgermeister, resümiert: „Was wir in Wilhermsdorf wollen, ist in Wildpoldsried schon erreicht.“

Und Bürgermeister Uwe Emmert hat „gesehen, es dauert 20 Jahre, bis ein Masterplan umgesetzt ist“. Einig waren sich alle Besucher mit Emmerts Einschätzung zu Arno Zengerles Vermarktungstalent. Emmert hat zudem bemerkt, dass Wildpoldsried „viele, auch ganz einfache Ideen umgesetzt hat, die fast nichts kosten“. Ein Beispiel: der Stromsparwettbewerb.

Wernhilde Mann (SPD) stellte die gemeindliche GmbH, „die eigentlich dasselbe ist wie unsere Gemeindewerke, nur mit viel mehr Aufgaben“ heraus und bewunderte, wie viele Leute mit Eigeninitiative und neuen Ideen eingebunden würden.

Klaus Hubl vom BN sagte: „Was Wildpoldsried macht, ist sehr stimmig: Hier setzen Betreiber und Gemeinde ein Gesamtkonzept um. Ich finde das Zusammenwirken aller Energien super, von Sonne, Wind, Bioenergie, und auch die Idee, Strom in Mangelzeiten durch Speicher zu überbrücken.“

„Etwas tiefergehendere Informationen gewünscht“ hätte sich Bürgermeister Leonhard Eder (Tuchenbach). Er erinnerte daran, dass viele dieser Dinge auch in Franken realisiert würden, beispielsweise in Zweifelsheim.

Auf ein Konzept kommt es an, bilanzierte Langenzenns Bürgermeister Jürgen Habel, nur dann könne man Fördermöglichkeiten auch nutzen.

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