"Bierpreis unter 2,50 Euro macht keinen Sinn"

3.7.2015, 18:19 Uhr

© Foto: Martin Regner

Wir sitzen hier im Schatten alter Bäume auf dem Keller „Schwarzes Kreuz“, der nach längerer Schließung diesen Mai wieder eröffnet hat. Ausgeschenkt werden Biere von Greif aus Forchheim und von Krug in Breitenlesau. Wie gefällt es Ihnen hier?

Markus Raupach: Das ist natürlich klasse, wenn ein alter Keller mit so einem tollen Baumbestand wieder offen hat. Besonders wenn er unter so fast tragischen Umständen geschlossen werden musste. Das hier ist in Eggolsheim die einzige Möglichkeit, Bier auf dem Keller zu genießen, so wie es früher üblich war. Deswegen ist das eine schöne Bereicherung für die örtliche Bierkultur.

In der Neuauflage Ihres Brauereiführers ist die Eggolsheimer Brauerei „Schwarzes Kreuz“ nicht mehr enthalten, weil der Betrieb bekanntlich geschlossen werden musste. Gab es auch Neuzugänge?

Markus Raupach: Wir haben die Daten aktualisiert und alle Brauereien herausgenommen, die seit der letzten Auflage geschlossen haben oder nicht mehr selbst brauen. Dafür kamen aber auch sieben neu- oder wiedereröffnete Brauereien dazu. Ganz neu ist auch das Thema Craft-Beer, das ja im Moment in aller Munde ist . . .

. . . und das im Wortsinne . .

Markus Raupach: Ja genau, das liegt im Moment im Trend. Aber Franken ist ja von vorneherein eine Craft-Beer-Region: Handwerklich hergestelltes Bier machen unsere kleinen fränkischen Brauereien schon seit 500 Jahren. Wir räumen in unserem Buch deswegen auch ein bisschen mit den Mythen rund um den Begriff Craft-Beer auf.

Wie viele Brauereien muss ich denn besuchen, wenn ich alle mal ausprobieren will, die in Franken noch aktiv sind?

Markus Raupach: Es sind genau 260, da sind Sie eine Weile unterwegs. Damit Sie die beim Fahren oder Wandern durch Franken finden, haben wir jetzt erstmals ein „Buch im Buch“ beigelegt, nämlich einen herausnehmbaren Brauerei-Atlas. Da sind alle Brauereien in einer Frankenkarte eingezeichnet.

Wie wird es langfristig weiter gehen mit der fränkischen Bierlandschaft? Geht das Brauereiensterben weiter oder bringt der Trend zum Regionalen die Kehrtwende?

Markus Raupach: Wichtig ist, dass die Preisschiene in Gang kommt. Ein Bierpreis von weniger als 2,50 Euro für die Halbe macht für eine fränkische Kleinbrauerei keinen Sinn und ein Kastenpreis unter zwölf Euro auch nicht. Unter dieser Schwelle produzieren die nur Umsatz, aber niemand macht Gewinn. Und das ist langfristig schlecht, weil die Brauereien dann irgendwann zumachen müssen. Deswegen ist es für die Verbraucher wichtig, dass sie die Mühe honorieren, die sich die kleinen Brauer machen: Die pflegen hier besondere Rezepte und stellen einem ein tolles Genussgetränk hin. Eine fränkische Brauerei muss verstehen, dass sie im Preiskampf mit den Industriebieren in den Supermärkten nicht mithalten kann. Eine fränkische Brauerei hat etwas viel Besseres: Eine urige Geschichte und interessante Menschen hinter dem Bier, die auch greifbar sind für die Kunden. Dazu kommen Regionalität, Gastlichkeit und der Erlebnisfaktor. Damit können unsere Brauereien punkten. Und es gibt auch wieder junge Braumeister, die in einen alteingesessenen Betrieb einsteigen wollen.

Also sind Hopfen und Malz noch nicht verloren?

Markus Raupach: Nein. Was wir in Franken nahezu allen anderen Regionen voraus haben ist: Unsere Brauer haben sich seit Jahrhunderten darauf spezialisiert, ein Bier zu machen, das besonders gut und besonders bekömmlich ist. Das typische fränkische Bier ist ein Märzen oder ein Braunbier. Das schmeckt den meisten Franken und das können Sie zu nahezu jedem Essen und auch wunderbar als Radler trinken. Das macht Spaß und das ist unsere Stärke.

Bastian Böttner und Markus Raupach: Brauereien und Brauereigasthöfe in Franken, Verlag Nürnberger Presse, 672 Seiten, 19,90 Euro; erhältlich im allgemeinen Buchhandel sowie in allen NN-Geschäftsstellen sowie online unter www.nordbayern.de; ebenso erhältich sind die Fühgrer „Bier aus Bayern“ und „Die schönsten Bierkeller und Biergärten in Franken“

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