Bunter Vorgeschmack auf die Silvesternacht

27.12.2014, 12:51 Uhr
Bunter Vorgeschmack auf die Silvesternacht

© Foto: Scherer

Herr Freitag, normalerweise ist vor dem 31. Dezember das Böllern und das Abschießen von Raketen verboten. Wieso dürfen Sie das?

Michael Freitag: Ich bin Pyrotechniker und kann die Sachkenntnis nachweisen. Mit dieser Qualifikation muss ich nur anzeigen, dass ich ein Feuerwerk abhalten will, normalerweise bekomme ich dann die Genehmigung. Es ist mir noch nie passiert, dass ein Feuerwerk nicht möglich war. Das Verbot vor Silvester gilt nur für Privatleute.

Wie wird man Pyrotechniker?

Freitag: Feuer muss einen schon als Kind fasziniert haben...

...dann haben Sie Ihre ersten Knaller also selbst gebastelt?

Freitag: Nein, und davon sollte auch jeder seine Finger lassen. Das ist wirklich lebensbedrohlich. Ich wurde schon als kleiner Junge von Feuer besonders angezogen: Lagerfeuer, Sternspeier — so was hat mich alles begeistert. Dann habe ich zunächst eine Lehre zum Metallbauer gemacht und später zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Um Pyrotechniker zu werden, musste ich noch eine Firma finden, die mich ausbildet, bei mindestens 26 Feuerwerken mitwirken und am Ende eine Prüfung vor der Berufsgenossenschaft für Chemie ablegen. Das hat nochmals ungefähr ein Jahr gedauert.

Und trotzdem brauchen Sie noch eine Generalprobe für die Silvesternacht?

Freitag: Die Generalprobe ist nicht für mich, sondern für die Zuschauer. Ihnen präsentieren wir alle unsere Produkte. Wem es gefällt, der kann gleich hinterher eine Batterie oder Raketen bestellen. Ab dem nächsten Tag können die Kunden dann ihr Silvesterfeuerwerk in unserem Lager in der Regelsbacher Straße 31 von 9 bis 20 Uhr abholen.

Raketen und Böller gibt es inzwischen an den Tagen vor Silvester in jedem Discounter.

Freitag: Das stimmt. Aber oft ist das Erlebnis in der Silvesternacht enttäuschend. Statt des schönen bunten Fotos, das auf der Verpackung zu sehen ist, gibt es in der Realität nur ein laues Lüftchen, statt der strahlenden Multicolour-Effekte, nur ein kleines Leuchten. Bei unserer Präsentation kann jeder sehen, was er bekommt.

Und wer nichts kaufen möchte...

Freitag:... der hat mit Sicherheit ein schönes Erlebnis. Denn als Höhepunkt zeige ich ein großes Feuerwerk zu Musik. Glühwein und Bratwurst gibt es auch, dafür sorgen die Mitglieder des STV Deutenbach.

Wie gefährlich ist Ihr Beruf?

Freitag: Es gibt heutzutage kaum mehr Pyrotechniker, die direkt zünden, alles wird per Funk gestartet. Ich habe das Feuerwerk im Kopf, passend zur jeweiligen Musik und entwickle es am Computer. Für das Steiner Event mit aktuellen Chart-Hits. Es ist für mich eine Art Kunst, sehr kreativ. Die Gefahr ist für den Profi gering.

Und für den Laien?

Freitag: Also wer nur Feuerwerk mit dem BAM-Siegel, der Bundesanstalt für Materialprüfung, kauft, ist schon auf der sicheren Seite. Natürlich gelten die üblichen Regeln, wie keine Raketen aus der Hand loslassen. Alkoholisierte sollten die Finger vom Feuerwerk lassen. Dummerweise fahren gerade junge Männer gerne in bayerische Grenzgebiete, weil das Gerücht geht, dort gebe es billig die richtigen großen Dinger. Die sind aber auch die richtig gefährlichen Dinger. Lieber ein paar Euro mehr ausgeben und unverletzt ins Neue Jahr hineinfeiern.

Als Pyrotechniker sind Sie auch für die ganz großen Effekte am Himmel zuständig. Was dürfen Sie abschießen?

Freitag: Wir dürfen bis zu Kaliber 400 gehen, das sind 400 Millimeter im Durchmesser einer Kugelbombe. Sie haben eine Steighöhe von bis zu 1000 Metern. Aber auf dem Sportplatz in Deutenbach ist das nicht möglich. Dort ist die Fläche zu klein. Hier setzen wir Kugelbomben maximal vom Kaliber 100 ein, die steigen 180 bis 200 Meter in die Luft.

Wo sind eigentlich außerhalb Steins Ihre funkelnden Kreationen zu sehen?

Freitag: Ich war dabei am Nationalfeiertag in Luxemburg, als dort 16 Feuerwerke gezündet wurden, aber auch beim Museumsuferfest in Frankfurt oder beim Klassik Open Air in Nürnberg. Ach — und in Stein bin ich 2015 zum ersten Mal, ich wurde für den Kirchweihabschluss engagiert.

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