Cadolzburger erhalten Kopie der Metall-Krippe

16.12.2014, 16:00 Uhr
Cadolzburger erhalten Kopie der Metall-Krippe

© Foto: M. Glaser

„Ist das überhaupt eine Krippe? Was hat denn das noch mit Weihnachten zu tun?“ – Solche Stimmen waren auch vor der offiziellen Übergabe wieder zu hören. Denn das kontroverse Werk von Künstler Stefan Ritzer macht das Verständnis nicht leicht: Sieben größere und drei kleinere Quader aus teils rostigem Metall sind um einen glänzenden, liegenden, noch kleineren Quader (das Jesuskind) gruppiert. Auf den Stelen stehen einzelne Worte: Maria. Josef. König. König. König. Hirte. Schaf. Esel. Ochse. Und Seelsorger. Kaltes, nacktes Metall: „Wo bleibt da die Krippen-Idylle?“

„Mit dem Herzen hören“

Dekan André Hermany dagegen zeigte sich seinerseits „unendlich fasziniert, dass hier nur mit Worten, Stelen und Blöcken die weihnachtliche Botschaft ausgedrückt wird.“ Gerade durch die harsche Abkehr von der gewohnten Darstellung könnten sich Menschen aus allen Kulturen ohne vorgefertigte Bilder im Kopf mit den Inhalten beschäftigen: „Man muss nur mit dem Herzen hören.“

Religionspädagoge Professor Matthias Scharer, der zusammen mit dem Künstler und einer Mauterndorfer Delegation zur Übergabe angereist war, bot einen weiteren Verständnisansatz: „Was ist der Wert dieser Krippe, so nackt und kalt und aus Metall? Sie führt uns zurück an den Anfang des Christentums.“ Den frühen Christen, so Scharer, war es noch undenkbar, sich Abbilder von Gott zu machen. Erst viel später seien Darstellungen von Maria mit dem Jesuskind aufgekommen, zu denen sich noch später auch Josef gesellte: „Die erste Krippe schließlich verdanken wir Franz von Assisi, der die Tiere liebte. So kamen Hirten und Herde dazu. Noch später die Weisen.“ Während der Block mit dem Wort Seelsorger – als eigene Ergänzung Ritzers – dafür stehe, dass jeder Mensch zum Hirten seines Nächsten werden könne.

Indem die Abstraktion also das gewohnte Bild im Sinne des Urchristentums absichtlich verweigert, fordert sie den Betrachter eben gerade zur intensiven Auseinandersetzung mit der schmuck- und schnörkellosen Weihnachtsbotschaft und mit sich selbst heraus.

Gerührt dankte zuletzt Künstler Stefan Ritzer dafür, „mit welchen Ehren die Krippe nun hier in Cadolzburg empfangen wurde“.

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