Club: Das Gefühl nährt die Zuversicht

8.8.2010, 20:00 Uhr
Club: Das Gefühl nährt die Zuversicht

© Wolfgang Zink

Genügend Erkenntnisse dürfte Hecking im achttägigen Trainingslager in Kaprun gesammelt haben. Zwei erfolgreiche Testspiele, keine nennenswerten Verletzungen und jede Menge Schweiß fallen darunter. Aus einem Grundgerüst ist eine Gleichung mit neun Fixgrößen und zwei Unbekannten geworden.

"Die Integration der Neuen ist abgeschlossen", sagte Hecking. Zwei der insgesamt zehn Neuzugänge haben sich für ihn dabei zur festen Größen entwickelt. Neben Per Nilsson genießen auch Timmy Simons - beide vom Team in den sechsköpfigen Mannschaftsrat gewählt - sein Vertrauen: "Timmys Spiel wirkt sicher nicht spektakulär, aber er kann die Mannschaft gut in eine Grundordnung zurückholen", ist der Trainer vom Belgier überzeugt. Für beide gilt bislang aber nur das Prädikat: solide Handwerksarbeit. Auch Angreifer Julian Schieber und Jens Hegeler dürfen sich große Hoffnung machen, ins Team zu rücken. Für Hegeler ist aber nur Platz im defensiven Mittelfeld, wenn Hecking dort nicht - wie zuletzt des öfteren - auf Ilkay Gündogan baut.

Bunjaku und Frantz auf den Flügeln

Die Flügel sind mit Albert Bunjaku und Mike Frantz bestens besetzt. Lediglich auf zwei Positionen hat sich Hecking noch nicht festgelegt. Das Motto heißt einmal: "Aus drei mach’ zwei" und das andere Mal: "Jugend forscht oder Tor-Phantom?". Auf der Suche nach dem zweiten Innenverteidiger neben Nilsson dürfte Andy Wolf die Nase vorne haben. Herausforderer Dominic Maroh liegt zwar mindestens auf Augenhöhe, für Wolf spricht aber das Vertrauen der Mannschaft. Die Wiederwahl zum Kapitän dürfte den Ausschlag zu seinen Gunsten geben.

Eng geht es sonst nur noch im Kampf um die einzige hängende Spitze zu zwischen Bayern-Leihspieler Mehmet Ekici und Marek Mintal. Während der Deutsch-Türke mit Spielwitz und Schlitzohrigkeit glänzt, zehrt Mintal nach wie vor von seinem Status als Publikumsliebling. In den Testspielen schenkte Hecking beiden zu gleichen Teilen sein Vertrauen. Ekici wäre die progressivere Wahl.

Judt: Defensiver, aber verlässlicher

Zu den Gewinnern der Vorbereitung zählt Juri Judt. Der schweigsame Abwehrspieler interpretiert den Part als Rechtsverteidiger im Vergleich zu seinem Vorgänger Dennis Diekmeier zwar defensiver, aber umso verlässlicher. "Wir waren auf der rechten Seite anfällig", sagte Hecking über die meist uneffektiven Vorstöße des Neu-Hamburgers Diekmeier.

Am weitesten entfernt von einem Stammplatz ist momentan Rubin Okotie, der an den Folgeerscheinungen seiner langen Knieverletzung leidet. "Ich hätte mir schon gewünscht, dass er ein paar Einheiten mehr hätte mitmachen können", sagte Hecking.

Eine Woche vor dem ersten Pflichtspiel lehnt Hecking eine Prognose ab, wohin die Reise für den Club nun gehen wird. "Ich halte nichts davon, vor der Saison herumzutönen. Ob wir vieles richtig gemacht haben, können wir sowieso erst nach der Saison sagen." Die Zurückhaltung des 45-Jährigen ist aber nicht dem inneren Zweifel geschuldet. Von der Bundesligatauglichkeit seines Teams ist er überzeugt: "Die Mannschaft hat schon in der Rückrunde mein Vertrauen gerechtfertigt. Kritik an ihr verstehe ich deshalb nur zum Teil."

Mannschaft ist stärker geworden

Im Vergleich zum Vorjahr ist sie mit den als Stabilitätsfaktoren proklamierten Nilsson und Simons stärker geworden. "Außerdem haben wir ein Team, mit absoluter Leistungsbereitschaft. In der letzten Saison war schon der eine oder andere dabei, der nicht mehr voll mitgemacht hat, weil er keine Chance hatte", sagte Hecking.

Er selbst ist sich dagegen seiner Vorbildfunktion bewusst und geht mit besserem Beispiel voran: "Ich habe alles dafür getan, um als Trainer ein gutes Gefühl zu haben." Die beiden jüngsten Vorbereitungssiege gegen Antalyaspor (1:0) und den MSV Duisburg (3:0) nimmt er vor dem Gradmesser im Pokal am Sonntag bei Eintracht Trier aber nicht als Maßstab: "Was nützt die beste Vorbereitung, wenn du das erste Spiel verlierst?"