Crystal Meth ist auch im Landkreis wie eine Epidemie

26.8.2014, 20:00 Uhr
Crystal Meth ist auch im Landkreis wie eine Epidemie

© K. Bub

"Wir haben weniger eine offene Drogenszene wie in Großstädten, aber wir haben sie im Verborgenen. Und wir haben - neben anderen Problemen - im Landkreis auch ein Crystalproblem" so Ralf Frister, Leiter der Suchtberatung.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler und ihr tschechischer Kollege Jindrich Voboril waren deshalb auf Stippvisite bei der Suchtberatung in Lauf. "Crystal Meth ist für uns ein Arbeitsschwerpunkt" sagt Marlene Mortler, die seit Januar Drogenbeauftragte der Bundesregierung ist. Das ist bitternötig, denn im aktuellen Drogen- und Suchtbericht 2014 heißt es: "Die Zahl der Sicherstellungsfälle von kristallinem Methamphetamin (Crystal) lag mit 3847 knapp 10 Prozent über der des Vorjahres. Die sichergestellte Menge von 77,3 kg Crystal bedeutet eine Zunahme von rund 3 Prozent gegenüber 2012 und einen erneuten nationalen Höchstwert bezüglich dieser Droge".

Wie also dieses Problems Herr werden? "Das geht nur, wenn alle zusammenspielen", ist Mortler überzeugt. Und so hatten sich in der Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werkes am Laufer Marktplatz neben ihrem tschechischen Amtskollegen Voboril auch allerhand Experten eingefunden: Dr. Hanspeter Kubin vom Gesundheitsamt zum Beispiel, Franz Geis von der Integra Suchthilfe aus Etzelwang, Andreas Bosch vom Freundeskreis Suchtkrankenhilfe und Markus Feder von der Polizeiinspektion Lauf.

Substitutionsarzt dringend vonnöten

Frister, der zunächst die Arbeit und das Konzept der Suchtberatung vorstellte, formulierte einige Wünsche an die Politik. So bat er unter anderem die Verkürzung von Therapiezeiten zu stoppen und Versorgungslücken zu schließen, gerade was Entgiftungsplätze für jugendliche Abhängige anbelange. Auch ein Substitutionsarzt sei im Nürnberger Land dringend vonnöten, denn der einzige Mediziner, der Drogenabhängigen Ersatzstoffe wie etwa Methadon verabreicht, gehe demnächst in Ruhestand.

Doch Nachfolger finden sich schwer, vor allem weil die Ärzte Sanktionen aufgrund der strengen rechtlichen Rahmenbedingungen fürchten. So gab es in der Vergangenheit immer wieder Urteile gegen Substitutionsärzte, weil sie zum Beispiel Patienten Medikamente mit nach Hause gaben. "Wir arbeiten daran", versprach Mortler.

Auch was die Drogenprävention betreffe. Denn die gehöre, so forderte Franz Geis von der Integra Suchthilfe, verpflichtend in die Schulen. "Sie rennen da bei mir offene Türen ein", sagte Mortler. Es werde bereits an einem Präventionskonzept für die ersten bis vierten Klassen gearbeitet, erklärte sie.

Und auch der Wunsch von Dr. Hanspeter Kubin, die Suchthilfe doch bereits für Betroffene ab 16 Jahren zugänglich zu machen, stieß bei den Diskussionsteilnehmern auf offene Ohren. Schließlich werden - gerade was Crystal Meth anbelange - die Abhängigen immer jünger.

Mortlers tschechischer Kollege Voboril empfahl deshalb, auch verstärkt auf Sekundärprävention zu setzen, also junge Leute, die gerade erst ins Drogenmilieu abrutschen, anzusprechen. "Je länger sie in der Sucht drin sind, desto schwieriger wird der Ausstieg", sagte er.

Deutschland und die tschechische Republik wollen im Kampf gegen Crystal Meth künftig enger zusammenarbeiten."Das Methamphetamin-Problem muss behandelt werden wie eine Epidemie und nicht wie ein kriminelles Problem", so Tschechiens Drogenbeauftragter Jindrich Voboril.

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