Der Männergesangverein Oberasbach sucht dringend Sänger

6.6.2015, 06:00 Uhr
Der Männergesangverein Oberasbach sucht dringend Sänger

© Foto: Michael Müller

Wie, Herr Braun, sieht ein ideal besetzter Männergesangverein aus?

Günther Braun: In der Regel immer vierstimmig mit erstem und zweitem Tenor sowie erstem und zweitem Bass. Pro Stimme braucht es, wenn es gut läuft, vier bis fünf Sänger. Darunter müssen auch echte Leistungsträger sein, an denen sich die anderen orientieren können. Mit 20 Leuten könnte man gut singen.

 

Wie ist Ihr Verein aufgestellt?

Braun: Wir haben sehr viele Bässe. Die Tenorseite schwächelt gewaltig, wir haben im zweiten Tenor nur noch zwei Stimmen. Das ist eine gewisse Schieflage.

 

Warum tun Sie sich so schwer damit, neue Sänger zu gewinnen?

Braun: Mein Kollege Norbert Jäger und ich glauben, dass es an zwei Dingen liegt: Zum einen schreckt unser Altersschnitt die Interessenten ab. Zum anderen ist es unser Repertoire. Wenn neue Sänger kämen, dann müsste man auch einmal etwas Neues ausprobieren. Gesungen wird aber immer das gleiche Zeug. Modernes fehlt. Nur, die ältere Generation hängt am gewohnten Liedgut. Deshalb werden bei unserer Singstunde auch immer wieder die acht gleichen Lieder gesungen, und das war’s dann.

 

Als Vorstände könnten Sie und Ihr Kollege doch Neuerungen anstoßen?

Braun: Wenn man Vorschläge macht, dann heißt es immer: ,Für was brauchen wir das denn noch?‘

 

Haben Sie es einfach in der Vergangenheit versäumt, die Weichen zu stellen?

Braun: Diesen Schuh müssen wir uns anziehen. Aber es muss etwas passieren. Bei unserem 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2008 hatten wir noch 24 Sänger. Seitdem sind elf Mann weggebrochen und sechs dazugekommen. Wir hatten Auftritte mit dem Chor aus unserer Partnerstadt Niederwürschnitz und auch daheim . . .

Aber wären das nicht Gelegenheiten, um neue Sänger zu werben?
 

Braun: Früher gab es beispielsweise das Muttertagskonzert oder das Sommerfest auf dem Peterhof. Aber mit unserer aktuellen Besetzung kommen wir doch nicht mehr raus. Konzerte sind ohne Unterstützung anderer Chöre kaum noch möglich. Unser letzter öffentlicher Auftritt war Anfang 2014 im Förderzentrum Oberasbach. Für die CD „Oberasbach rockt“ haben wir für ein einziges Lied über ein halbes Jahr geübt. Danach fingen wir wieder bei Null an. So funktioniert es nicht.

 

Besteht nicht die Möglichkeit, mit anderen Gesangvereinen zu kooperieren oder sogar zu fusionieren?

Braun: In Oberasbach sind wir der einzige Männergesangverein, wir haben keine Konkurrenz. Außerdem sitzen andere genauso auf dem Trockenen, da gibt es kein Patentrezept. Wir hatten Kontakte zum Chor in Anwanden und waren dann mal dort. Auf Dauer hat es aber nicht funktioniert. Bei uns wollten die Leute nicht rüberfahren zum Proben und umgekehrt war es genau so.

 

Und was ist mit der Überlegung, den Chor auch für Frauen zu öffnen?

Braun: Die Diskussion gab es schon. Bevor nichts mehr geht, wäre ich dafür offen, aber das würde natürlich eine Kehrtwende bedeuten.

 

Norbert Jäger und Sie suchen händeringend nach einer Lösung. Die Masse Ihrer Sänger scheint da aber nicht mitzuziehen. Wie könnte eine Lösung aussehen?

Braun: Wir müssen etwas Neues auf die Beine stellen, mit modernen und frischen Liedern. Dafür bräuchten wir einen Chorleiter, der nicht nur verwaltet, sondern sich auch kümmert, gut vernetzt ist und dadurch Leute anzieht. Die Älteren sollen nach wie vor als Gruppe ihre Lieder singen. Aber wenn wir überleben wollen, kann es so nicht weitergehen, wir müssen vielmehr sämtliche Register ziehen. Deshalb laden wir alle Oberasbacher, egal ob aus Altenberg, Kreutles oder Unterasbach, zu einer offenen Singstunde mit Informationsabend ein. Ich hoffe, es kommen viele Menschen. Singen macht schließlich den Kopf frei und hält gesund.

Offene Singstunde mit Info-Abend, Dienstag, 23. Juni, 20 Uhr, Schützenhaus Oberasbach, Jahnstraße 14. Eingang neben dem ehemaligen Asbacher Hof.

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