Die heißen Sommertage an der Rednitz

15.8.2015, 08:00 Uhr
Die heißen Sommertage an der Rednitz

© Foto: Winckler

Schwimmen Sie gerne in Flüssen, Herr Lehner?

Jürgen Lehner: Ich muss gestehen, ich bin als Erwachsener nur einmal in einem Fluss geschwommen und zwar in der Regnitz in Bamberg an der Hainbadestelle. Es ist wunderbar, mit der Strömung zu schwimmen. Um so größer ist die Überraschung, wenn man gegen die Strömung zurück will, der so träge wirkende Fluss hat ganz schön Kraft.

Woher kommt dann Ihre Faszination?

Lehner: Ich arbeite an einer Familiengeschichte und dabei bin ich darauf gestoßen, dass mein Vater zeitweise Bademeister im Nürnberger Volksbad war. So kam eines zum anderen.

Wo ist man früher in Stein hin, wenn man sich im Sommer erfrischen wollte?

Lehner: An die Krümma. Die Stelle heißt heute noch so. Sie ist dort, wo, die Rednitz eine Biegung macht.

Seit wann war sie offiziell ein Bad?

Lehner: Seit dem 29. Mai 1920. An diesem Tag wurde an der Krümma ein hölzernes Badehaus eröffnet. Die Gemeinde hatte das Gelände von dem Steiner Landwirt Johann Meyer gepachtet.

Gebadet wurde dort aber vermutlich schon vorher?

Lehner: Davon ist auszugehen. Aber es gab eben keine Umkleide oder einen Badesteg. Erst durch diese Einrichtungen entwickelte sich die Krümma zu einem beliebten Treffpunkt im Sommer. 1924 gründeten die Sportfreunde „Vorwärts“ sogar eine Schwimmabteilung, die von der Gemeinde je eine Herren- und Damenumkleide zur Verfügung gestellt bekam. Die Mitglieder sollten der Steiner Jugend Schwimmunterricht erteilen. Auch Schwimmvereine aus der Nachbarschaft stellten Gesuche an den Gemeinderat, das Bad mitnutzen zu dürfen.

Von Bädern mit Rutsche, Sprungturm, Solarheizung oder dem Kiosk mit Pommes und Eis war man aber damals weit entfernt?

Lehner: Unsere Urgroßväter und Urgroßmütter haben es sich auch schon gut gehen lassen. Seit 1927 verkaufte der Steiner Geschäftsmann Karl Mandel Eis und Limonade an der Rednitz. Kaltes Wasser durfte einen nicht abschrecken, so ein Fließgewässer dürfte kaum mehr als 18 Grad Celsius erreichen.

Und was war mit dem Bademeister, der nach dem Rechten schaut?

Lehner: Ich habe in den Unterlagen gefunden, dass 1923 ein Kriegsinvalide eingestellt wurde, drei Jahre später ein Rentner. Mit Sicherheit waren das keine ausgebildeten Rettungsschwimmer, eher einfache Aufpasser.

Wie lange gab es das Flussbad?

Lehner: 1952 wurde das Bad auf Anordnung des Gesundheitsamtes Nürnberg geschlossen, wie fast alle Flussbäder in den 1950er Jahren. Hygienische Gründe waren der Anlass, denn aus Eibach kamen ungeklärte Abwässer in den Fluss. Bestimmt war das Wasser auch zuvor schon mit Keimen belastet gewesen, aber 1952 hat man es eben gemessen und dokumentiert.

Wurde das Verbot beachtet?

Lehner: Offenbar nicht immer. Ich habe eine Meldung der Gemeindepolizei Stein gefunden, dass Kinder Passanten in der Gerasmühler Straße mit Wasser bespritzten. Später verfiel das Bad. In einem Leserbrief wurde beklagt, dass Abfälle und Scherben herumlagen, die Bretter aus den alten Anlagen herausgerissen waren.

Sie haben ein Foto, das zeigt, dass die Freibadgeschichte in Stein noch nicht zu Ende war.

Lehner: Die US-Armee hatte ja bekanntlich das Faber-Castell‘sche Schloss als Pressezentrum während der Kriegsverbrecher-Prozesse in Nürnberg beschlagnahmt. In den Schlosspark bauten die Amerikaner ein Schwimmbad mit einem 25-Meter-Becken und einem Drei-Meter-Sprungturm ein. Zuerst war es nur für Militärpersonal zugänglich, später konnte es gegen Eintritt auch die Öffentlichkeit nutzen. Doch die Steiner zogen die Krümma vor, dort kostete die Erfrischung nichts. Das Bad im Schloss wurde später zugeschüttet.

Jürgen Lehner zeigt noch bis 25. August seine Sammlung über Flussbäder an der Rednitz im Einkaufszentrum in Nürnberg-Röthenbach. Außerdem ist er weiter an alten Fotos, insbesondere aus Stein, und alter Badebekleidung interessiert, Kontakt unter Telefon: ( 091 02) 99 35 80

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