Die Nachbarn ins Boot

27.7.2014, 13:00 Uhr
Die Nachbarn ins Boot

© Mark Johnston

Begrünte Palisadenwände schirmen den Markt nach Süden und Norden ab. An der Westseite bildet ein rund acht Meter breiter Grünstreifen, bepflanzt mit Bäumen und Büschen, eine Pufferzone zur Nachbarschaft, die aus einer Reihenhausbebauung und einem Garagenhof besteht. Diese Wiese würde zusammenschrumpfen, wenn Lidl seine Verkaufsfläche wie gewünscht von derzeit 818 auf 1234 Quadratmeter erweitert und sich das Gebäude entsprechend ausdehnen müsste. Die Stadtverwaltung, das ist der Vorlage zu entnehmen, steht dem Vorhaben äußerst skeptisch gegenüber.

So verweist das Bauamt nicht nur auf „massive Proteste aus der Nachbarschaft“, die es im Jahr 2000 bei der Aufstellung des Bebauungsplans gegeben habe. Die ursprünglich einmal vorgesehene Verkaufsfläche von 699 Quadratmetern sei ohnehin bereits deutlich überschritten. Wobei der Landesentwicklungsplan (LEP) seinerzeit 800 Quadratmeter erlaubte. Dieses im Vorjahr überarbeitete Werk gestattet jetzt aber 1200 Quadratmeter, darauf fußt der Vorstoß der Discounter-Kette. Dennoch: „Nicht mehr gebietsverträglich“ lautet die Einschätzung der Stadtverwaltung.

Zwei Vertreter der Firma bemühten sich im Ausschuss nach Kräften, den Kommunalpolitikern das Vorhaben schmackhaft zu machen. Man sei „sehr zufrieden“ mit dem Standort und wolle daher, um die Ware besser anbieten zu können, Lagerraum in Verkaufsfläche umwandeln. Damit gehe auch eine Verbesserung der Situation für die Mitarbeiter einher, die schwere Dinge wie Getränke oder Waschmittel nicht mehr übereinander stapeln müssten. Die Anwohner hätten auf der Westseite künftig keine weiße Fassade, sondern eine intensivierte Begrünung mit hochwachsenden Eiben oder Säulen-Zypressen im Blick. Die Häufigkeit der Anlieferung – zwei bis vier Mal täglich – bleibe außerdem gleich: „Es wird keine problematischen Lärmzuwächse geben.“

Die Stadträte trauten dem Braten allerdings nicht so recht: Es gehe doch wohl darum, konkurrenzfähig zu bleiben, mutmaßte CSU-Fraktionssprecher Jürgen Schwarz-Boeck und empfahl, die Meinung der Nachbarn einzuholen und der Stadt schriftlich vorzulegen. Bis dahin sollte die Abstimmung zurückgestellt werden. Thomas Peter (FDB/FOB) und Sabine Schmitt (SPD) befürchteten einen Abbau von Arbeitsplätzen, wenn die Bestückung des Marktes dank der vergrößerten Fläche mit Paletten einfacher würde.

Dem widersprachen die Firmenvertreter: Bisher seien acht bis zehn Mitarbeiter beschäftigt, in den neuen, größeren Märkten seien es 17 bis 25. Aufstocken, davon sei auszugehen, werde man deshalb in Oberasbach. Selbstverständlich sei es auch wichtig, den Markt konkurrenzfähig zu halten, sonst müsse man irgendwann schließen.

Marco Maurer, Fraktionssprecher der SPD, verwies darauf, dass die Stadt im Jahr 2009 einem ähnlichen Ansinnen von Aldi nachgegeben habe. Seinerzeit hatte der Lidl-Konkurrent seine Verkaufsfläche in der Filiale an der Kurt-Schumacher-Straße auf circa 1000 Quadratmeter ausweiten dürfen. Und, so Maurer mit Blick auf die dortige nicht abgeschirmte Anlieferzone, das sei seiner Meinung nach viel „unverträglicher“ gewesen. Franz X. Forman (FW) monierte, dass die gewünschte erweiterte Verkaufsfläche die vom LEP festgesetzte Grenze gleich wieder um 30 Quadratmeter überschreite. Seitens der Lidl-Abordnung hieß es, man habe ein klares Signal der Regierung von Mittelfranken, die Verkaufsfläche sei angesichts der Einwohnerzahl Oberasbachs „unbedenklich“.

Dennoch: „Das Bauamt sieht das sehr skeptisch und wir auch“, stellte Bürgermeisterin Birgit Huber fest. Wenn die Firma Lidl ihre „Hausaufgaben“ (Huber) gemacht und sich mit den Nachbarn ins Einvernehmen gesetzt hat, will sich der Bauausschuss noch einmal mit dem Thema beschäftigen. Das kann in sechs bis acht Wochen, also nach den Sommerferien, der Fall sein.

Keine Kommentare