Drei neue Paten für den Nürnberger Westen

16.7.2014, 07:59 Uhr
Drei neue Paten für den Nürnberger Westen

Ungewöhnlicher Besuch hat sich eingefunden im schmalen Hinterhof der Kindertagesstätte „Globus“. Mehrere Damen und Herren in Anzug und Krawatte versuchen einen Platz zu finden, wo sie nicht den Kindern im Weg stehen, die hier fleißig und hochkonzentriert das Fahren auf Tretrollern und Kinderrädern üben. Neben Vertretern der Stadt und des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes sind es vor allem Klaus-Dieter Koch, Klaus Bode und Ernst Metzger vom Rotary- Club Nürnberg-Fürth, die aufs Herzlichste begrüßt werden.

Sie sind die neuen Stadtteilpaten für Muggenhof und Eberhardshof. Ihre Unterstützung machte es möglich, dass das Projekt „Mobil in der Kita“, das letztes Jahr hier gestartet wurde, fortgesetzt und ausgebaut werden konnte.

„Das ist eine großartige Sache“, freut sich Einrichtungsleiterin Heidrun Ehlerding. „Denn viele Kinder lernen heute zu Hause nicht mehr Fahrrad fahren oder schwimmen, da es den Eltern an Zeit und Kraft fehlt, da viele alleinerziehend sind.“ Aber auch Eltern werden unterstützt: Zwei Mütter aus dem Irak lernten über das Projekt selbst das Radfahren. Dazu braucht es natürlich Räder — möglichst sicher und stabil. Sechs Stück wurden bisher angeschafft, nun soll sich die Zahl verdoppeln.

Lieber langfristig helfen

„Da sieht man wirklich, wo das Geld hinkommt“, freut sich auch Klaus-Dieter Koch von Rotary. „Uns sind solche langfristigen Projekte viel lieber, als eine einmalige Weihnachtsspende!“ Deswegen sei es für den Verein eine Ehrensache, sich hier als Stadtteilpaten zu engagieren. „Wir wohnen und arbeiten ja alle in Nürnberg und Fürth und wollen uns hier nachbarschaftlich einbringen, nicht nur mit Spenden, sondern auch aktiv vor Ort.“

Zweimal im Jahr will man sich zusammensetzen und überlegen, wo am besten investiert werden könnte: „Es gibt ja hier mehr sinnvolle Initiativen als man auf den ersten Blick vermutet“, erzählt Ernst Metzger. Neben dem Kita-Projekt unterstützen die Stadtteilpaten bisher noch das Mädchenprojekt „Gesund leben — bewegen — lernen“ zur Förderung sportlicher Aktivitäten, das erlebnispädagogische Angebot „Coole Jungs — Starke Kerle“, das sich mit Aggressionen auseinandersetzt, sowie das „FabLab“-Labor auf AEG in dem junge Erfinder ungewöhnliche Dinge basteln können.

Die Stadtteilpatenschaft ist bereits die vierte in Nürnberg. Den Auftakt machte 2010 die Brochier-Stiftung in Gostenhof. Es folgten die Siemens AG in Gibitzenhof und in St. Leonhard/Schweinau Schwan-Stabilo. Immer geht es um Stadtteile mit schwierigen Ausgangslagen. In Muggenhof und Eberhardshof finden sich durchschnittlich doppelt so viele Migranten und mehr als doppelt so viele Harz-IV-Empfänger wie im Stadtdurchschnitt. Zudem prägen alte Industriegebäude und wenig Platz zum Toben und Erholen das Viertel.

Viele Ideen und Pläne

„Wir planen hier mindestens mit einer Laufzeit von zwei Jahren — gerne auch länger“, meint Bode. „So können wir uns auch gut vorstellen, Jugendlichen aus dem Viertel Praktika in unseren Betrieben anzubieten, um sie an die Berufswelt heranzuführen. Wenn diese Kids dann irgendwann mal da stehen, wo wir jetzt sind — dann haben wir’s geschafft!“

Die Patenschaften sind ein Nürnberger Erfolgsprojekt, dessen Entwicklung auch in anderen Städten genau beachtet wird: „Ich denke, die Herren werden bald überall in Deutschland von ihren Erfahrungen erzählen können — und vielleicht ziehen ja andere Kommunen und Clubs nach“, meint der 2. Bürgermeister Christian Vogel. Auch in Nürnberg soll es weitergehen: Für den Herbst ist eine fünfte Stadtteilpatenschaft geplant.

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